Vor rund zwei Wochen war Jürgen Klinsmann nach nur zehn Spielen als Cheftrainer von Hertha BSC zurückgetreten. Das teilte der ehemalige Bundestrainer damals über einen Post auf Facebook mit. Die Verantwortlichen der Berliner wurden vom Rücktritt völlig überrumpelt. Anschliessend äusserte sich Klinsmann via Facebook-Stream und der Verein auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz.
Doch das Thema ist noch längst nicht abgehakt. Die «Sport Bild» veröffentlichte nun ein 22-seitiges Protokoll von Jürgen Klinsmann, in welchem er seine Zeit bei Hertha BSC bis ins Detail beschreibt. Und er wird deutlich. Sehr deutlich. Vor allem übt er harte Kritik an Manager Michael Preetz.
Klinsmann hält in diesem Protokoll mit Blick auf den Hauptstadtklub folgendes fest: «Es gibt eine Lügenkultur, die auch das Vertrauensverhältnis der Spieler mit Preetz zerstört hat.» Dem Manager wirft er vieles vor. Der vielleicht härteste Vorwurf ist aber dieser: «Jahrelange katastrophale Versäumnisse von Michael Preetz in allen Bereichen, die mit Leistungssport zusammenhängen.» Und weiter: «Es fehlt jegliches Charisma in der Geschäftsleitung.»
Auch die Organisation des letzen Wintertrainingslagers der Hertha in Orlando/Florida kritisiert er: «Die Planung der Vorbereitung auf die Rückrunde, für die Michael Preetz verantwortlich ist, ist eine Katastrophe.»
Er beschreibt es wie folgt: «Das Klima, das während dieser 7 Tage im Team-Hotel in Orlando herrschte, empfand der komplette Trainerstab als verachtenswert dem Trainerstab gegenüber. Auf jeden Fall war es total kontraproduktiv und nicht leistungsfördernd. Es gab eine ‹Urlauber›-Gruppe, die dies weintrinkend und zigarrenrauchend auf der Terrasse des Hotels demonstrierte – und es gab eine ‹Arbeiter›-Gruppe, die intensiv trainierte. Die Kluft war so riesig wie die Undiszipliniertheiten ausserhalb der Mannschaft.» Wen er hier als «Urlauber» beschreibt, wird nicht ganz deutlich.
Klinsmann echauffiert sich auch über Herthas Umgang mit den rassistischen Beleidigungen gegen Jordan Torunarigha während des Pokalspiels gegen Schalke 04. «Kein einziges Mitglied der Geschäftsleitung, die ja immer komplett im Stadion vertreten ist, stellt sich der Rassismus-Thematik nach dem Spiel», resümiert er. Stattdessen habe er, «der die vergangenen 30 Jahre in den USA gelebt hat», sich «von Fernsehsender zu Fernsehsender durcharbeiten müssen» und Fragen nach Rassismus in deutschen Stadien beantworten müssen.
Klinsmann war mit seiner eigenen Arbeit hingegen offenbar äusserst zufrieden. «Der Klub wäre ohne Trainerwechsel Ende November direkt in die 2. Liga abgestiegen ...», so heisst es weiter.
Zum Ende des Protokolls fasst der ehemalige Weltklasse-Stürmer noch einmal zusammen, bewertet jeden einzelnen Hertha-Profi und gibt Ratschläge, wie der Verein künftig doch noch erfolgreich werden kann.
Klinsmann rät: «Die Geschäftsleitung muss sofort komplett ausgetauscht werden. Sollte dies nicht passieren, werden auch die tollen Neuzugänge nach einer gewissen Zeit zu ‹Durchschnittsspielern›, weil es die Grundregel auch im Fussball gibt: Du bist nur so gut wie dein Umfeld. Die Spieler passen sich zweifelsohne dem Niveau des Klubs an – nicht umgekehrt.»
Und zum Abschluss nennt er noch eine Empfehlung: «Lasst Alex Nouri und das Trainerteam die Saison auf jeden Fall zu Ende bringen. Die Mannschaft weiss, dass er nach wie vor eng mit dem alten Trainerstab kommuniziert.»
Da liegt Klinsi mit Sicherheit richtig, siehe FC Basel. Unter einem höchst professionellen Vorstand mit einem charismatischen Präsidenten reihte der FCB Titel an Titel und etablierte sich als Grösse im europäischen Fussball. Unter Burgener und seiner fragwürdigen Crew sackt der FCB aufs Mittelmass ab.
Warum muss der Vorstand weg? Was müsste er anders machen? Wie kommt er darauf dass Hertha direkt abgestiegen wäre? Auch wird von einer Lügenkultur gesprochen ohne klare Beispiele zu nennen. Schlussendlich viel heisse Luft wie so oft bei Klinsi.