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Ausschreitungen auf Korsika bei anti-arabischen Protesten

Anti-Islam-Protest auf Korsika: Mehrere Hundert Personen demonstrierten in einem Ausländerviertel in der Hauptstadt Ajaccio.
Anti-Islam-Protest auf Korsika: Mehrere Hundert Personen demonstrierten in einem Ausländerviertel in der Hauptstadt Ajaccio.
Bild: Jean-Pierre Belzit/AP/KEYSTONE

«Araber raus»: Rechtsextreme wüten in Korsika – und demolieren ein muslimisches Gebetshaus

27.12.2015, 13:0427.12.2015, 14:11
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Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist es zu tagelangen anti-arabischen Protesten gekommen, bei denen ein muslimisches Gebetshaus demoliert wurde. Die Ausschreitungen in einem Problemviertel der Hauptstadt Ajaccio alarmierten die Regierung in Paris.

Auslöser der anti-arabischen Unruhen war eine stundenlange Strassenschlacht am Donnerstagabend: Eine Gruppe Vermummter hatte in dem Einwandererviertel ein Feuer gelegt, um gezielt Feuerwehr und Polizisten anzulocken, wie die Behörden mitteilten.

Beim Eintreffen der Beamten seien diese von Vermummten mit Eisenstangen und Baseballschlägern angegriffen worden, berichtete ein Feuerwehrmann. «Es hätte Tote geben können.» Zwei Feuerwehrleute und ein Polizist wurden verletzt.

Gebetssaal demoliert

Als Reaktion kam es am Freitagabend zu einer anti-arabischen Demonstration, an der sich etwa 600 Menschen beteiligten. Immer wieder wurden Rufe wie «Araber raus» und «Wir sind hier zu Hause» laut.

Laut Polizei scherten etwa 300 Demonstranten aus und zogen zu einer Siedlung, in der viele Einwanderer leben. Dort schlugen sie die Glastür zu einem Gebetssaal ein und verwüsteten den Raum. Mehrere Koran-Ausgaben wurden angezündet.

Das Gebetshaus auf Korsika wurde demoliert. 
Das Gebetshaus auf Korsika wurde demoliert. 
Bild: Jean-Pierre Belzit/AP/KEYSTONE
Beschädigte religiöse Schriften.
Beschädigte religiöse Schriften.
Bild: Jean-Pierre Belzit/AP/KEYSTONE

Trotz aller Appelle zur Ruhe und einem Grossaufgebot an Sicherheitskräften zogen auch am Samstagabend wieder etwa hundert Demonstranten durch Ajaccio, riefen «Araber raus» und «Dies ist unsere Heimat». An einem Wohngebäude in derselben Siedlung, in der das am Vorabend beschädigte Gebetshaus liegt, wurden gläserne Eingangstüren zerschlagen.

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Premierminister Valls verurteilt Unruhen

Premierminister Manuel Valls verurteilte die Unruhen scharf. «Nach der unannehmbaren Attacke auf Feuerwehrleute eine unannehmbare Schändung eines muslimischen Gebetsorts», schrieb er auf Twitter. Innenminister Bernard Cazeneuve sprach von ausländerfeindlichen und rassistischen Ausschreitungen. Der Rektor der Grossen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, sagte im Fernsehsender BFMTV, er sei bestürzt und traurig. Wichtig seien jetzt Ruhe und Gelassenheit.

Der Präfekt von Korsika zeigte sich wegen der Aussenwirkung für die Insel beunruhigt, die vom Tourismus in den Sommermonaten lebt. «Ich habe mich mit einer Delegation getroffen und sie aufgerufen, diese Demonstrationen zu stoppen, die ein verheerendes Bild von Korsika vermitteln», sagte Christophe Mirmand vor Journalisten. Die anti-arabischen Demonstranten begrüssten ihrerseits das Versprechen der Behörden, «Polizisten in allen Siedlungen einzusetzen». (lhr/sda/afp)

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