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Die Zürcher, wie sie singen und lachen und bedingungslos Ernst machen…

The joy of the ZSC Lions, ZSC players, during the first leg of the National League Swiss Championship final playoff game between Lausanne HC, LHC, and ZSC Lions, ZSC, at the ice stadium Vaudoise Arena ...
Die ZSC Lions lassen Lausanne im ersten Spiel keine Chance.Bild: keystone
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Die Zürcher, wie sie singen und lachen und bedingungslos Ernst machen …

In ihrer besten Playoff-Finalpartie seit 2018 siegen die ZSC Lions in Lausanne 3:0 und stellen die Weichen zur Titelverteidigung. Nach diesem perfekten Spiel ist auch die Trainer-Frage gelöst.
15.04.2025, 23:0216.04.2025, 14:22
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Eigentlich und in der Regel kommt der ersten Finalpartie noch keine entscheidende Bedeutung zu. Die Wegstrecke zur Meisterfeier ist nach einem von vier notwendigen Siegen noch lang und mühselig. Und niemand deckt gleich am Anfang schon alle Karten auf. Und es ist auch jetzt so, dass niemand an eine Vorentscheidung denkt. Geschweige denn, von einer Vorentscheidung spricht.

Aber bei dieser ersten Final-Partie ist vieles anders als sonst. Die ZSC Lions können den Titel nur verteidigen, wenn sie mindestens ein Spiel in Lausanne gewinnen. Also dort, wo sie vor einem Jahr alle drei Final-Partien verloren haben. Ein Auswärtssieg ist der erste Schritt, der Schlüssel zum erneuten meisterlichen Triumph.

Lions' players celebrate their victory after defeating the team Lausanne, during the first leg of the National League Swiss Championship final playoff game between Lausanne HC, LHC, and ZSC Lions ...
Die Spieler der Lions feiern nach dem Auswärtssieg.Bild: keystone

Die Art und Weise, wie die Zürcher gleich diesen ersten Auswärtssieg eingefahren haben, ist beeindruckend, ja begeisternd, und wir können uns nach einem perfekten Spiel nur noch verneigen und reimen: Die ZSC Lions, wie sie singen und lachen und bedingungslos Ernst machen.

Perfekt, weil es Trainer Marco Bayer gelungen ist, seinen spielerisch klar überlegenen Männern im Laufe der Playoffs klarzumachen, dass es eben mit spielerischen Mitteln allein nicht reichen wird. Erst seit der sechsten Halbfinalpartie (6:4) in Davos haben die Zürcher auf Playoff-Hockey mit dem richtigen Mix aus Kunst und Rumpeln umgestellt.

Perfekt, weil Trainer Marco Bayer das perfekte taktische Konzept gezimmert hat: Sofort, zügig, aber ohne Hast vorwärts. Unverzüglich das Spiel und die Zweikämpfe dominieren. Den Puck schnell und direkt spielen. Alle – ob mit oder ohne Scheibe – in Bewegung. So kommt Lausanne gar nie in Schwung und die Euphorie auf den Rängen kommt nie auf. In der Schlussphase werden einzelne Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Spielende die Arena verlassen – eigentlich in Lausanne in einem Final eine Ungeheuerlichkeit sondergleichen.

Gerade in den Playoffs ist es oft lange Zeit nicht möglich, zu spüren und zu erahnen, wie eine Partie ausgehen wird. Erst recht in einem Final, wenn sich der Qualifikationssieger und der Zweite der Qualifikation zumindest theoretisch auf Augenhöhe begegnen. Aber bei diesem ersten Final ist von der ersten Sekunde an klar, wer gewinnen wird. Von der ersten Sekunde an gerät Lausanne in Rücklage, mit dem ersten richtigen Spielzug kommen die Zürcher schon zu einem Abschluss. Sie dominieren das erste Drittel – in Lausanne! – mit 15:7 Abschlüssen. Dass sich Lausanne für den Rest des Spiels eine Torschussbilanz von 22:8 notieren lassen darf, ist statistische Rosstäuschung. Simon Hrubec muss nicht auf dem Kopf stehen, um einen Gegentreffer zu verhindern.

goaltender Simon Hrubec (ZSC), right, saves a shot from Ahti Oksanen (LHC), left, during the first leg of the National League Swiss Championship final playoff game between Lausanne HC, LHC, and ZSC Li ...
Simon Hrubec liess sich im ersten Spiel nicht bezwingen.Bild: keystone

Perfekt, weil die ZSC Lions dazu in der Lage sind, ihr immenses, überlegenes Talent sofort zu entfalten, weil sie die Zweikämpfe gewinnen und auf offenem Eis und entlang der Banden, vor dem eigenen und vor dem gegnerischen Tor jederzeit die «Lufthoheit» haben. Oder noch einfacher gesagt: Die Zürcher machen von der ersten Sekunde an bedingungslos Ernst.

Perfekt, weil Marco Bayer seinen berühmten Gegenspieler «auscoacht». Geoff Ward, der doch als bester «Bandengeneral» der Liga gilt, sieht dem Untergang seiner Männer beinahe ohnmächtig zu. Wie hilf- und machtlos er ist, zeigt eindringlich das 0:3. Er schickt seinen Leitwolf Antti Suomela gegen die Formation von Denis Malgin – in dieser Form eine der besten Sturmlinien Europas – aufs Eis. Er opfert also seinen besten Einzelspieler, um die «offensive Kommando-Zentrale» des Gegners auszuschalten.

Sofort ist ersichtlich, dass das nicht funktionieren wird. Aber Geoff Ward, der das letzte Wechselrecht hat, reagiert zu zögerlich. Das 0:3 zeigt, wie fatal diese taktische Disposition ist: Antti Suomela verliert in der offensiven Zone den Puck, blitzschnell läuft der Gegenangriff und Sven Andrighetto trifft zum 0:3. Es sind erst 33:03 Minuten gespielt und alles ist schon vorbei. Nun helfen alle Umstellungen nichts mehr. Antti Suomela wird die Partie mit einer Minus-Bilanz beenden. Denis Malgin und sein offensiver Zwilling Sven Andrighetto natürlich mit einer positiven.

Head Coach Geoff Ward (LHC), links, klopft Head Coach Lars Leuenberger (HCFG), rechts, auf die Schulter nach dem siebten Eishockey Playoff Halbfinalspiel der National League zwischen dem Lausanne HC ( ...
Geoff Ward «vercoachte» sich im ersten Spiel.Bild: keystone

Es gibt in der Sportgeschichte ein berühmtes, ja legendäres Beispiel, welche Folgen es haben kann, wenn der begabteste Regisseur des Offensivspiels für eine defensive Aufgabe geopfert wird: Im Final der Fussball-WM 1966 im Wembley schickt Helmut Schön mit Franz Beckenbauer seinen mit Abstand begabtesten Regisseur mit der Aufgabe aufs Feld, Englands Spielmacher Bobby Charlton mit Manndeckung zu neutralisieren. England wird Weltmeister.

Antti Suomela ist nicht Franz Beckenbauer und Denis Malgin nicht Bobby Charlton und eine Manndeckung wie im Fussball gibt es im Hockey nicht. Und doch: Das Duell der beiden besten Spielmacher ist ein entscheidender Faktor in diesem ersten Finalspiel. Für Geoff Ward ist nun die entscheidende Frage: Wie kann es gelingen, Denis Malgin zu neutralisieren? Mit Härte und Provokationen wird es nicht funktionieren: Das ZSC-Powerplay mit einer fabelhaften Erfolgsquote von über 35 Prozent ist «tödlich».

Sven Andrighetto (ZSC), left, celebrates his goal with his teammates Denis Malgin (ZSC), left, and, Rudolfs Balcers (ZSC), right, after scoring the 0:3, during the first leg of the National League Swi ...
Über jedes dritte Powerplay nutzen die Zürcher in den Playoffs.Bild: keystone

Perfekt, weil die Zürcher nach der frühen Entscheidung (mit dem 0:2 nach 12:13 Minuten ist eigentlich schon alles gelaufen) die Balance im Spiel finden, auf den Zehenspitzen stehen bleiben und nie zu passiv werden. Es ist wahrlich durch und durch das perfekte Spiel. Taktisch das Beste, seit dem legendären 2:0 am 27. April 2018 in Lugano, das damals den Zürchern unter Trainer Hans Kossmann die Meisterschaft im 7. Spiel bescherte.

Gibt es eigentlich nach einem perfekten Finalspiel noch Fragen um die Zukunft des Trainers? Nein.

P.S. Natürlich müssen die Zürcher mit ihrem spielerischen Singen und Lachen weiterhin bedingungslos Ernst machen, bis drei weitere Siege eingefahren sind und die Verlängerung mit Marco Bayer unter Dach und Fach ist…

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bartli‘s Moscht
16.04.2025 06:10registriert April 2020
Die Serie ist erst nach dem 4. Sieg entschieden! Niemand sollte das besser wissen als die ZSC-Lions nach der Final-Serie gegen Zug.

Sie wissen es!!
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Thomas Meister
16.04.2025 07:04registriert April 2019
Das war ein gebrauchter Abend für Lausanne, da sind die Nerven schon arg strapaziert. Das zeigt die Tatsache dass Ward seinen Torhüter nicht vom Feld genommen hat. Haben die beiden Serien gegen Langnau und Fribourg doch (zu)viel Kraft gekostet? Merken sie jetzt die Ausfälle von Bozon und Raffl? Ganz klar, wenn Zürich ihr Spiel von gestern durchziehen hat Lausanne keine Chance. Aber ist das möglich? Lausanne muss ein paar Gänge hochschalten und auf Fehler der Zürcher hoffen. Mit Härte werden sie das aber nicht hinkriegen da Zürich ohne Probleme auch Härte ins Spiel bringen kann.
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Ballermann6
16.04.2025 06:00registriert Dezember 2015
Beurteilend auf diesem Spiel gestern fehlt mir die Fantasie, wie der ZSC nicht Meister werden soll.
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