Es ist einer der grossen Mythen in den Playoffs: Der Heimvorteil. Spätestens seit dem letztjährigen Final zwischen dem ZSC und Lausanne, in welchem jedes der sieben Spiele vom Heimteam gewonnen werden konnte, ist das Thema wieder brandaktuell. Und auch in dieser Saison kam es bereits zu einer «Heimspielserie» zwischen Lausanne und den SCL Tigers, mit dem besseren Ende für die Waadtländer.
Nun kommt es ab heute zur Neuauflage des Finals des letzten Jahres. Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen, in diesem Final profitiert Lausanne vom Heimvorteil und möchte mit den Fans im Rücken den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte feiern.
Die grosse Frage bleibt allerdings, wie gross der Heimvorteil in den Playoffs wirklich ist. Wir haben alle Resultate der letzten 25 Jahre nachgeschaut und genau das herausgefunden.
Seit dem Jahr 2000 gab es in den Playoffs (inklusive Play-Ins) 986 Spiele und das effektive Bild zeigt: Es gibt den Heimvorteil. 580 Mal setzte sich das Team in der heimischen Arena durch. Dies entspricht einem Wert von 58,82 Prozent. In knapp über 400 Partien setzte sich das Auswärtsteam durch und bei 3 Spielen in den Play-Ins gab es ein Unentschieden.
Zwischen den verschiedenen Runden in den Playoffs gibt es im Halbfinal knapp die meisten Siege für das Heimteam. Zu über 60 Prozent konnte sich jeweils die Heimmannschaft durchsetzen, die Werte im Viertelfinal und Final befinden sich beide knapp über 58,5 Prozent.
Es gab die Playoffs, in welchen es mehr Auswärtssiege als Heimsiege gab. Insgesamt viermal war dies der Fall. In den Jahren 2015 und 2019 gab es jeweils genau einen Auswärtssieg mehr, 2012 konnte dreimal öfter das Team in der Ferne jubeln und 2005 gab es insgesamt 22 Auswärtssiege und nur 14 Siege zu Hause.
Ausgerechnet in den Jahren vor der Corona-Pandemie war der Heimvorteil nur noch gering. Zwischen 2015 und 2019 konnte das Heimteam nur 97 von 191 Spielen gewinnen. Damit lag die Heimsiegquote in diesen fünf Jahren nur bei 51,32 Prozent.
Nach den abgesagten Playoffs im Jahr 2020 und einer Postseason ohne Zuschauer ein Jahr später gab es 2022 zwar nur einen Heimsieg mehr als Auswärtssiege (22 zu 21), aber seit nun drei Saisons zeigt sich ein klares Bild. 89 von 139 Spiele konnte das heimische Team gewinnen, das ist eine Erfolgsquote von fast 70 Prozent.
Natürlich heben die zwei Serien mit sieben Heimsiegen die Quote nach oben, aber trotzdem scheint es, dass in den letzten Jahren der Heimvorteil wieder an grösserer Bedeutung gewonnen hat, und es wird auch für den Final kein zu unterschätzender Anteil sein.
Überraschend selten gab es seit der Jahrtausendwende Serien, in welchen alle Spiele das jeweilige Heimteam gewann. Zwar gab es diese Saison (Viertelfinal Lausanne gegen SCL Tigers) und wie bereits erwähnt im letztjährigen Final nur Heimsiege, bis dahin war es aber seit 17 Jahren nicht mehr vorgekommen.
Im Final 2007 setzte sich Davos in einer Serie mit ausschliesslich Heimsiegen gegen Bern in sieben Spielen durch und sicherte sich den damals 28. Meistertitel.
Eine Playoff-Serie mit ausschliesslich Auswärtssiegen gab es noch nie. Einzig in der Play-In-Serie zwischen Davos und Bern setzte sich 2021 während der Corona-Pandemie in der Best-of-3-Serie das Auswärtsteam Bern durch.
Es gab allerdings bereits fünf Mal Serien mit fünf Auswärtssiegen in sechs Spielen und im Final 2009 zwischen Kloten und Davos kam es zunächst zu zwei Heimsiegen, bevor es in der restlichen Serie nur noch Siege für das Auswärtsteam gab.
Davos konnte ein weiteres Mal den Meisterpokal in die Höhe strecken und gewann in dieser Saison als erstes Team den Titel, nachdem es in jeder Serie über die ganze Distanz von 21 Spielen ging.
In den letzten 25 Jahren kam es zu insgesamt 174 Playoff-Serien (Play-Ins ausgeschlossen, da die Serien zu kurz sind) und die besser klassierte Mannschaft aus der Regular Season, die in den Playoffs jeweils auch vom Heimvorteil profitiert, konnte die Serie 118 Mal für sich entscheiden. Das entspricht einem Wert von über zwei Dritteln der Serien.
Doch es gab auch die Jahre, in welchen öfter der vermeintliche Aussenseiter die Serie für sich entschied als das Team mit dem Heimvorteil. In den letzten 25 Jahren war dies sieben Mal der Fall und gleich drei Mal (2008, 2012 und 2016) mussten sich fünf Teams, welche vom Heimvorteil profitierten, in die Ferien begeben.
2011 und 2019 ging jede Serie an das potenziell bessere Team und der Aussenseiter musste nach jeder Serie die Segel streichen.
Nun eine Entwicklung, die besonders den Fans von Lausanne Mut machen wird. Die letzten fünf Finals entschied immer das besser klassierte Team der Regular Season für sich. Dies war allerdings lange Zeit nicht so.
Von 2000 bis 2018 setzte sich nur in 8 von 19 Fällen das Team durch, welches im ersten Spiel vom Heimvorteil profitierte. Noch krasser liest sich die Bilanz von 2012 bis 2018, nur zweimal krönte sich in dieser Zeit der Favorit zum Schweizer Meister.
Doch 2018 waren es ausgerechnet die ZSC Lions, welche sich als schlechter klassiertes Team im Final durchsetzen konnten. Gegen Lugano feierten die Zürcher vor sieben Jahren den aktuell zweitletzten Meistertitel der Vereinsgeschichte.
Die Bilanz seit 2000 spricht im Final nur knapp für das Team mit dem Heimvorteil, in 24 Finals ging der Pokal 13 Mal an die favorisierte Mannschaft. Deutlich klarer sieht die Bilanz im Viertel- und Halbfinal aus. Zu jeweils 70 Prozent ging die Saison für den Favoriten noch weiter.
Der grösste Grund für diesen Unterschied dürfte sein, dass in den ersten Runden das Kräfteverhältnis noch deutlich weiter auseinanderliegt. Wenn der Qualifikationssieger im Viertelfinal auf den Achtplatzierten trifft, ist das oft etwas anderes, als wenn sich im Final zwei ähnlich starke Mannschaften gegenüberstehen.