Sport
Analyse

Playoff-Final 2024/25: Lausanne oder ZSC Lions – wer ist Favorit?

Playoff-Final Lausanne HC vs. ZSC Lions: Welches Team holt sich den Meisterpokal?
Welches Team holt sich den Meisterpokal in diesem Jahr?Bild: shutterstock, keystone, watson
Analyse

ZSC-Titelverteidigung oder Lausannes Revanche? So stehen die Chancen im Playoff-Final

Ab heute kämpfen die ZSC Lions und Lausanne im Playoff-Final um den Meistertitel der National League. Wie stehen Lausannes Chancen auf eine erfolgreiche Revanche? Wir sagen es dir.
15.04.2025, 07:0615.04.2025, 14:51
Mehr «Sport»

Eigentlich könnte ich mir die Mühe ja sparen und einfach die Analyse vor dem letzten Playoff-Final nochmals aufwärmen. Nein, das ist natürlich nur Spass und für euch, liebe User, scheuen wir natürlich keinen Aufwand. Und auch wenn die Affiche im Playoff-Final die gleiche ist wie letzte Saison, so hat sich die Ausgangslage natürlich verändert. Lausanne ist Qualifikations-Sieger und hat nun den Heimvorteil auf seiner Seite – wenn wir uns an den letzten Final erinnern, ein bedeutendes Detail.

Bevor es heute Abend (ab 20 Uhr im watson-Liveticker und live auf TV 24 und 3+) mit Spiel 1 losgeht, wollen wir aber noch die diesjährigen Stärkeverhältnisse analysieren.

Direktduelle

  • ZSC Lions – Lausanne 6:3
  • Lausanne – ZSC Lions 2:0
  • ZSC Lions – Lausanne 1:2
  • Lausanne – ZSC Lions 3:4 n. P.
Lausanne – ZSC 1:0

Torproduktion

Wie schon im Vorjahr kann kaum ein anderes National-League-Team mit der Starpower der ZSC Lions mithalten – insbesondere in der Offensive. Du hast die Linie mit Denis Malgin, Sven Andrighetto und Rudolfs Balcers neutralisiert? Ok, cool. Hier sind Juho Lammiko, Jesper Frödén und Yannick Zehnder oder Derek Grant, Vinzenz Rohrer und Willy Riedi. Da zieht auch das gut besetzte Team von Lausanne den Kürzeren. Die Lions waren sowohl in der Regular Season als auch in den Playoffs die torgefährlichere Mannschaft.

Lausanne – ZSC 1:1

Verteidigung

Und wie wir wissen, beschränkt sich die ZSC-Starpower nicht nur auf den Sturm: Dean Kukan, Yannick Weber, Patrick Geering, Mikko Lehtonen, Christian Marti – die Liste der hochdekorierten Verteidiger ist lang. Entsprechend gut haben die Zürcher in dieser Saison verteidigt. In der Regular Season waren sie schon gut, in den Playoffs haben sie von allen Teams am wenigsten Chancen zugelassen. Bei Lausanne verrichten Gavin Bayreuther, David Sklenicka, Andrea Glauser oder Lukas Frick ebenfalls gute Arbeit und haben sich in den Playoffs nochmals gesteigert, aber nicht ganz auf das Niveau der ZSC Lions.

Lausanne – ZSC 1:2

Spielanteile und Chancenkontrolle

In der Regular Season war Lausanne überraschenderweise kein extrem dominantes Team. Das Chancenverhältnis war in ihren Spielen oft sehr ausgeglichen. In den Playoffs hatten sie dann zumeist mehr Spielanteile. Auch hier kommen die Waadtländer aber nicht an die Dominanz der Zürcher heran. Auch in den Direktduellen hatten die Lions drei von vier Mal die Oberhand.

Lausanne – ZSC 1:3

Spielstil-Duell

Um im Final eine Chance gegen den ZSC zu haben, muss Lausanne verhindern, dass sich die Zürcher über längere Zeit in der offensiven Zone installieren können. Gerade in den Playoffs waren die Lions dort extrem gefährlich. Lausanne hat aber in den Playoffs (etwas im Gegensatz zur Regular Season) auch bewiesen, dass es diese Szenarien gut verhindern kann.

Wir verwenden hier die Regular-Season-Statistiken zur Veranschaulichung, weil sie aussagekräftiger sind. Die Stichprobengrösse ist in den Playoffs kleiner und aufgrund unterschiedlicher Gegner etwas verfälscht.

Wenn das gelingt, könnte die Finalserie am Ende auf ein Rush-Duell hinauslaufen. Dort sind die ZSC Lions mit ihren schnellen Stürmern natürlich ebenfalls brandgefährlich, die Verteidigung der Zürcher aber auch etwas verwundbarer. Und Lausanne hat selbst genügend schnelle Stürmer, um dieses Rush-Duell auf die eigene Seite zu ziehen. Von der grundsätzlichen Spielanlage her ist aber auch hier der ZSC eher zu bevorteilen.

Lausanne – ZSC 1:4

Goalies

Kevin Pasche war in der Regular Season nach Stéphane Charlin der zweitbeste Goalie der National League – und das in seiner ersten Saison als Nummer 1. In den Playoffs brauchte der 22-Jährige etwas Angewöhnungszeit, wurde aber, je länger die Serien dauerten, immer besser. Auf der anderen Seite machte Simon Hrubec gerade in der Halbfinalserie gegen Davos nicht immer den gleich bestechenden Eindruck, wie man sich das sonst von ihm gewohnt ist. In der Regular Season kam der Tscheche zudem nicht ganz an die Statistiken von Pasche heran. Deshalb geben wir trotz leichten ZSC-Vorteilen in der Playoff-Statistik diesen Punkt an Lausanne.

Lausanne – ZSC 2:4

Special Teams

Ein etwas kurioser Fall: Die ZSC Lions waren in der Regular Season eines der schwächsten Powerplay-Teams. In den Playoffs haben sie dann plötzlich mehr als ein Drittel ihrer Überzahlgelegenheiten in ein Tor umgemünzt. Haben sich die Zürcher derart gesteigert, oder haben sie einfach von schwachen Gegnern profitiert? Vermutlich eine Kombination von beidem. Auch Lausanne ist ein starkes Powerplay-Team. Man darf annehmen, dass die Lions im Final etwas auf den Boden der Realität zurückkehren und sich beide Mannschaften in Überzahl ungefähr auf Augenhöhe bewegen.

Ähnliches gilt auch in Unterzahl. Auch da hat der ZSC sich in den Playoffs nochmals gesteigert, aber wohl auch etwas von ungefährlicheren Gegnern profitiert. Lausanne hat in den Playoffs im Vergleich zur starken Regular Season eher etwas abgegeben. Vermutlich liegen die Vorteile in der Kategorie Special Teams ganz knapp in der Deutschschweiz.

Lausanne – ZSC 2:5

Trainer

Vor einem Jahr standen in diesem Finalduell auf beiden Seiten Stanley-Cup-Sieger. Doch ZSC-Meistertrainer Marc Crawford hat mitten in der Saison den Rücktritt erklärt, um sich auf seine eigene Gesundheit zu konzentrieren. Interimslösung Marco Bayer ist nicht unumstritten, doch der Zürcher hat die Lions wie sein Vorgänger in den Playoff-Final geführt und dazu noch die Champions-Hockey-League gewonnen.

Head Coach Marco Bayer (ZSC) im fuenften Playoff Halbfinal Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem HC Davos, am Dienstag, 8 April 2025, in der Swiss Life Arena in Zuerich. (K ...
ZSC-Trainer Marco Bayer.Bild: keystone
Head Coach Geoff Ward (LHC) spricht mit seinen Spielern, im sechsten Eishockey Playoff Halbfinalspiel der National League zwischen dem HC Fribourg-Gotteron (HCFG) und dem Lausanne HC (LHC), am Donners ...
Lausanne-Coach Geoff Ward.Bild: keystone

Trotzdem bringt Geoff Ward an der Lausanner Bande natürlich wesentlich viel mehr Erfahrung mit. Der 62-jährige Kanadier stand letzte Saison bereits im Final und führte Lausanne beinahe zum ersten Titel der Klubgeschichte. Der langjährige NHL-Trainer wird daraus seine Lehren gezogen haben.

Lausanne – ZSC 3:5

Form und weiche Faktoren

Die Form spricht natürlich für den ZSC. Die Zürcher haben in diesen Playoffs erst drei Spiele verloren und eigentlich immer überzeugt. Lausanne dagegen musste im Viertelfinal gegen Langnau und dann auch im Halbfinal gegen Fribourg-Gottéron über sieben Spiele. Die Waadtländer sind so sicher auch müder als ihr Finalgegner.

Doch Lausanne ist auch euphorisiert. Wer die Szenen am Samstag nach dem Sieg in Spiel 7 gegen Gottéron gesehen hat, weiss: Fans und Mannschaft sind heiss auf den ersten Titel. Im Gegensatz zum Vorjahr haben die Westschweizer nun den Heimvorteil auf der eigenen Seite. Zur Erinnerung: Im letzten Final gab es in allen sieben Spielen jeweils nur Heimsiege.

Und die Mannschaft von Geoff Ward hat auch bewiesen, dass sie über mentale Stärke verfügt. Statt sensationell auszuscheiden, fertigte sie Langnau im Spiel 7 des Viertelfinals überragend ab. In der Halbfinal-Serie gegen Fribourg holten die Westschweizer einen 1:3-Rückstand auf. Die ZSC Lions hatten hingegen noch keine solchen Tests zu bestehen. Man darf gespannt sein, was passiert, sollten die Zürcher erstmals dieses Jahr in einer Playoff-Serie zurückliegen.

Lausanne – ZSC 4:5

Fazit

Auf dem Papier sieht es nach Titelverteidigung für die ZSC Lions aus. Die Zürcher sind besser besetzt und breiter aufgestellt als Lausanne. Sie sorgen für mehr Torgefahr und verteidigen besser. Doch vor einem Jahr sprach die Ausgangslage noch viel deutlicher für die Lions und trotzdem sorgte Lausanne für eine extrem spannende Serie. Wenn Kevin Pasche sich weiter steigert und Lausannes Verteidigung sich von den ZSC-Stars nicht einschnüren lässt, bestehen realistische Chancen auf eine erfolgreiche Final-Revanche und den ersten Titel für Lausanne.

Wer gewinnt den Playoff-Final?
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
34 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
PatCap
15.04.2025 05:54registriert Januar 2014
Aus meiner Sicht sucht man hier irgendwie nach jedem möglichen Detail welches zugunsten für Lausanne ausgelegt werden kann. Man könnte bei den Soft-Faktoren genau so gut gegenargumentieren, der ZSC war deutlich souveräner und liess seine Gegner gar nie richtig in die Serien rein. Ich hoffe es wird nicht wieder eine gehässige Serie werden, leider ist dies gegen Lausanne oftmals der Fall und bin gespannt wie die Schiedsrichter die Spiele leiten werden. Auf eine hoffentlich spannende Serie!
585
Melden
Zum Kommentar
avatar
schiechr
15.04.2025 07:52registriert März 2014
Der Torhüter-Punkt für Lausanne ist etwas gar weit hergeholt. Erfahrung in solch entscheidenden Momenten wird nicht mal erwähnt resp. berücksichtigt? Also ich würde in diese Serie lieber mit Hrubec als Pasche im Kasten antreten.
261
Melden
Zum Kommentar
34
    So sehr traf Cristiano Ronaldo das Aus in Asiens Champions League
    Cristiano Ronaldo ist mit Al-Nassr aus der asiatischen Champions League ausgeschieden. Der 40-jährige Portugiese zeigte sich enttäuscht – und haderte vor allem mit sich selbst.

    Es sind Szenen, die auf zwei Arten interpretiert werden können. Wer es positiv meint mit Cristiano Ronaldo, erklärt seine Selbstgespräche und das wilde Gestikulieren mit Armen und Beinen durch seinen unendlichen Ehrgeiz, der den Portugiesen erst zu diesem Überspieler gemacht hat, der den Fussball über anderthalb Jahrzehnte geprägt hat. Kritischere Stimmen sehen darin einen 40-Jährigen, der nicht akzeptieren kann, dass er seinen Zenit lange überschritten hat und nur noch in einer Operettenliga spielt.

    Zur Story