Wissen

Forscher finden neue Ozonkiller in der Atmosphäre

74'000 Tonnen freigesetzt
Ausdehnung des Ozonlochs über der Antarktis
Ausdehnung des Ozonlochs über der AntarktisBild: AP NASA

Forscher finden neue Ozonkiller in der Atmosphäre

10.03.2014, 10:39
Mehr «Wissen»

Ein internationales Forscherteam mit Schweizer Beteiligung hat vier neue menschengemachte Gase in der Atmosphäre gefunden, die die Ozonschicht zerstören. Mehr als 74'000 Tonnen davon wurden freigesetzt, berichteten sie am Sonntag im Fachblatt «Nature Geoscience». Es handelt sich dabei um verschiedene Fluorchlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW), wie sie früher häufig in diversen Haushaltsgeräten eingesetzt worden sind. Ein internationales Abkommen verbietet ihren Einsatz. 

Smog umhüllt die chinesische Hauptstadt Peking. 
Smog umhüllt die chinesische Hauptstadt Peking. Bild: EPA

Sie tauchten seit den 1960er Jahren in der Atmosphäre auf, schreibt das Team um Johannes Laube von der britischen University of East Anglia. Somit müssten sie menschlichen Ursprungs sein. Die Messungen zeigen, dass die vier neuen Gase erst vor kurzem in die Atmosphäre gelangt sind. Zwei davon reichern sich bis heute deutlich an, wie die Hochschule in einer Mitteilung schrieb. Dies sei der höchste Anstieg seit der Regulierung der FCKW in den 1990er Jahren – auch wenn er klein sei im Vergleich zur Million Tonnen, die noch in den 1980ern freigesetzt wurden. 

Verbotene Substanzen

Die Zunahme stehe im Widerspruch zum Montreal Protokoll von 1989, das auf einen stufenweisen Ausstieg von ozonschädigenden Substanzen abzielt, hiess es in der Mitteilung. Ein vollständiges Verbot folgte 2010. Die neuen Gase fielen ebenfalls unter das Protokoll, schreiben die Forscher. Woher die Gase stammen, wissen sie nicht. Sie vermuten, dass sie als Chemierohstoffe für die Insektizidproduktion oder als Lösungsmittel zur Reinigung von Elektronik dienen könnten. «In Anbetracht der Tatsache, dass zwei der Substanzen in den letzten Jahren zunahmen, könnte es an Zeit sein, ihre Herkunft zu untersuchen.» 

Bild
Bild: Wikipedia
Aktuelle Ozonbelastung in der Schweiz.
Aktuelle Ozonbelastung in der Schweiz.Bild: ozon-info.ch

Da FCKW nur langsam abgebaut werden, würden sie noch für Jahrzehnte in der Atmosphäre bleiben. Die Forscher haben für die Studie heutige Luftproben mit Luftblasen verglichen, die in Eisbohrkernen aus Grönland eingeschlossen sind. Sie schauten sich auch Luftproben an, die zwischen 1978 und 2012 im relativ unverschmutzten Tasmanien gesammelt worden waren.

Eisbohrkerne sind ein jahrhundertealtes Archiv der Erdatmosphäre. Der an der Arbeit beteiligte Physiker Jakob Schwander von der Uni Bern ist ein führender Spezialist für ihre Gewinnung. (dwi/sda)

Ozonloch
Das Ozonloch ist eine starke Ausdünnung der Ozonschicht insbesondere über der Antarktis. Ursache der Ozonzerstörung sind hauptsächlich Chloratome aus Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW). Distickstoffmonoxid («Lachgas») hat FCKW als bedeutendste Quelle ozonschädlicher Emissionen des 21. Jahrhunderts abgelöst. Dies dürfte sich nun wieder ändern.
Quelle: Wikipedia
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Antihistaminika im Abwasser deutet auf Pollen hin

Wenige Stunde nach einem Pollenflug haben Forschende einen stark erhöhten Gehalt an Antihistaminika im Abwasser festgestellt. Peter Schmid-Grendelmeier der Universität Zürich erklärte im Interview zudem, warum es bei Heuschnupfen einen Stadt-Land-Graben gibt.

Zur Story