Der Schweizer Fussball droht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Auch weil wir im Nationen-Ranking von Platz 12 auf 17 abgerutscht sind. Ihre goldenen Tage mit Fixstartplatz in der Königsklasse verdankte die Schweiz vor allem dem FC Basel. Mehr als 50 Prozent der Punkte gingen auf den FCB zurück.
Doch auch die Basler schwächelten zuletzt, verpassten letzte Saison erstmals seit 15 Jahren die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb. Am Dienstag stand der FCB kurz vor der Sensation, verlor aber letztlich 2:3 in Eindhoven. Aber noch sind die Chancen intakt. Man muss sie nutzen, es wird nie mehr so einfach sein, in die Königsklasse zu kommen.
Noch profitiert die Schweiz von den fetten Jahren 2013 bis 2018. Das ändert sich nächste Saison. Ein Klub weniger wird um internationale Spiele kämpfen können, der Meister wird drei Runden überstehen müssen, will er in die Champions League, der Cupsieger zwei, um in die Europa League vorzurücken, der Zweit- und Drittplatzierte drei respektive vier.
Die Sterne-Liga rückt in weite Ferne – und sie droht uns ganz zu entgleiten. Denn geht es nach den Grossklubs, wird die Königsklasse zur quasi-geschlossenen Gesellschaft. 24 fixe Plätze für die Topklubs, vier Plätze für die Europa-League-Halbfinalisten, vier Plätze für vier Landesmeister aus kleineren Ligen.
«Für Schweizer Klubs wird es zunehmend schwerer, um im Spiel der grossen Klubs etwa aus Spanien, England oder Deutschland mitzuspielen. Das ist in erster Linie sehr schade für den ganzen Schweizer Fussball. Die Teilnahme an der Champions League ist immer auch eine grosse Chance für Klub und Spieler, sich international zu präsentieren und Werbung für den Schweizer Fussball zu machen. Fehlt diese Plattform, ist das nicht förderlich für den Schweizer Fussball», sagt Roland Heri.
Deutlicher als der FCB-CEO wird Liga-Boss Claudius Schäfer: «Das wäre für den Fussball aus Schweizer Sicht eine Katastrophe.» YB-CEO Wanja Greuel ist sicher: Werden die Pläne umgesetzt, dann wird es für Schweizer Klubs nahezu unmöglich, sich für die Champions League zu qualifizieren. Eine «sehr gefährliche Entwicklung».
Das hat Greuel beim Meeting der europäischen Klubvereinigung (ECA) im Juni betont. So deutlich, dass er von Juventus-Präsident und ECA-Chef Andrea Agnelli beim Nachtessen zu sich beordert wurde. «Er hat mir gesagt, dass Spiele gegen Kleine für Juve nicht interessant seien. Eigentlich aber geht es um Sicherheit und Planbarkeit.»
Die Entwicklung trifft in der Schweiz aber auch die Kleinen. Denn spielen der FCB oder YB in der Champions League, profitieren auch sie. Rund eine halbe Million Franken kassieren die Schweizer Vereine, die letzte Saison nicht an der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbes teilnahmen. Spielt der beste Schweizer Klub in der Europa League, reduziert sich der Betrag auf etwas über 100'000 Franken, spielt er in der Europa League 2 (ab 21/22) schrumpft der Betrag weiter.
500'000 Franken mehr oder weniger, das macht beispielsweise für den FC Thun (Budget: rund 12 Millionen Franken) viel aus. Sportchef Andres Gerber sagt: «Die Entwicklung macht uns schon Sorgen. Gleichzeitig wissen wir, dass es immer irgendwie ging. Aber wir könnten nicht einfach mit 500'000 Franken weniger haushalten. Dieses Loch müssten wir irgendwie kompensieren, sei es durch Spielerverkäufe oder andere Einsparungen.» Thun in der Champions League – es dürfte ein einmaliges Märchen gewesen sein. Selbst YB und Basel dürften die Königsklasse künftig vor allem im TV verfolgen.
Mein Kommentar an den Herrn Agnelli:" F*&@ off. Die Spiele der "Kleinen" gegen die "Grossen" sind nur so "uninteressant", weil die finanziellen Mittel seit Langem ungleich verteilt werden.
Zum Thema uninteressant: Gerade Juve hatte letzes Jahr Probleme gegen das Leichtgewicht YB in einem bedeutenden Spiel. ManU auch. Und englische Grossclubs mussten schon einige Male vor dem kleinen Fcb knien, teilweise in kapitalen Spielen. Wenn man also Kleine zulässt, lässt man auch Sensationen zu und fördert diese.
Teil des Charms des Wetbewerbs war es immer, unübliche Paarungen zu sehen. Heute sieht man immer nur die gleichen Mannschaften. Damit verliehren aber die Euro Veranstaltungen, das was sie vom normalen Ligabetrieb unterschieden hat.
Und ja, es gibt Qualitätunterschiede, heute mehr denn jeh, aber daran ist ja die UEFA schuld, die mitschuld an der Geldschere sind.