Eigentlich wollte Bill Gates in der populären US-Abendnachrichtensendung PBS Newshour über erfreuliche Dinge sprechen. Über seine Philanthropie und die jüngsten Stipendien seiner Stiftung. Doch dann wurde es ungemütlich für ihn. Der Multimilliardär wurde am Dienstag von der TV-Moderatorin Judy Woodruff vor laufender Kamera gegrillt.
Gates wird von seiner persönlichen Beziehung zu Jeffrey Epstein verfolgt – dem pädophilen Finanzier, der im Zentrum eines Rings für sexuellen Kindesmissbrauch stand und der 2019 im Gefängnis starb. Berichten zufolge hoffte der Microsoft-Gründer, dass eine enge Verbindung zu Epstein ihm helfen würde, einen Nobelpreis zu erhalten.
Die PBS-Moderatorin fragte Gates, was er über Epstein wusste, als sie sich trafen, und was er tat, als er von den Anschuldigungen gegen ihn erfuhr. «Gibt es eine Lektion für Sie oder für jeden anderen, der sich das ansieht?»
Gates, der sich sichtlich unwohl fühlte, antwortete: «Nun, er ist tot, also...», bevor er gequält lächelnd hinzufügte, «im Allgemeinen muss man immer vorsichtig sein.»
Judy Woodruff: Do you draw any lessons from the mistakes you made with Jeffrey Epstein?
— Teddy Schleifer (@teddyschleifer) September 21, 2021
Bill Gates: “Well, he’s dead, so...” pic.twitter.com/HSLYahGtKJ
Dann sagt Gates:
Gates' und Epsteins Bindungen reichen laut der «New York Times» nach einem Abendessen in dessen Herrenhaus in Manhattan bis 2011 zurück. Zwischen 2011 und 2014 soll er Epstein viele Male getroffen haben, und anonyme Quellen behaupteten, dass Gates Epsteins Rat eingeholt habe, als seine Ehe mit Melinda Gates scheiterte. Diese Behauptung wurde in der Folge von Gates' Sprecher bestritten.
The Daily Beast hatte im Mai berichtet, dass Melinda Gates wütend gewesen sei über die Freundschaft ihres Mannes mit Epstein und ihn vor der Verbindung warnte.
Im Jahr 2013 flog Gates in Epsteins Privatjet (von der Boulevardpresse «Lolita Express» genannt) vom Flughafen Teterboro in New Jersey nach Palm Beach in Florida, wie aus den von der «New York Times» eingesehenen Flugunterlagen hervorging. CNBC berichtete ausserdem, dass Gates 2013 in New York ein persönliches Treffen mit Epstein hatte.
Als Gates Epstein zum ersten Mal traf, war er noch Vorsitzender von Microsoft und mit einem Nettovermögen von 56 Milliarden Dollar der zweitreichste Mensch der Welt.
Im vergangenen August versuchte Gates, den Image-Schaden wegen des Scheidungsantrags seiner Frau und einer gegen ihn geführten PR-Kampagne zu minimieren. In einem Interview sagte er, es sei ein «grosser Fehler» gewesen, jahrelang versucht zu haben, sich mit Epstein anzufreunden.
Der 66-jährige Epstein beging am 11. August 2019 in einer Gefängniszelle in Manhattan Suizid, während er auf den Beginn seines Prozesses wartete. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, Dutzende minderjährige Frauen missbraucht zu haben. Der Investor habe zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring aufgebaut, hiess es in der Anklageschrift. Ihm drohten bis zu 45 Jahre.
(dsc, via vice.com)