Unweit des Bundesstrafgerichts in Bellinzona haben am Montag rund 150 Tamilen gegen den Tamil-Tigers-Prozess demonstriert. Vor Gericht stehen 13 Personen, die mutmasslich die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) finanziell unterstützt haben sollen.
Die Demonstranten kamen vorwiegend aus Zürich, Bern und Solothurn und hissten Fahnen mit dem Emblem der Tamil Tigers - ein gelber Tiger auf rotem Hintergrund. Ebenso brachten sie Bilder von Kämpfern der Tamil Tigers mit.
Einige Personen trugen Spruchbänder, welche das Swiss Tamil Coordination Comitee (STCC) verteilt hatte. Die Organisation ist die Nachfolgerin des Wolrd Tamil Coordination Comitee (WTCC), die ebenfalls in der Schweiz tätig war.
Auf den Spruchbändern standen Slogans wie «Wir unterstützen die humanistischen Aktivisten unserer Nation» und «Wir sind nicht gegen den Rechtsstaat, aber was hier geschieht, ist inakzeptabel». Ein Teil der tamilischen Gemeinschaft in der Schweiz stellt das Strafverfahren wegen der mutmasslichen finanziellen Unterstützung der LTTE in Frage.
Erster Prozesstag
Zum Prozessauftakt am Montag mussten zunächst zahlreiche Vorfragen geklärt werden. Gleich mehrere Verteidiger stellten den Antrag, nicht auf die Anklage einzutreten und diese an die Bundesanwaltschaft zurückzuweisen. Ihrer Ansicht nach müssen gewisse Beweismittel aus den Akten entfernt und die Anklageschrift nachgebessert werden.
Wie der Anwalt eines der Hauptangeklagten vor dem Bundesstrafgericht ausführte, habe die 367 Seiten umfassende Anklageschrift mit ihren zahlreichen Anhängen den Sachverhalt nicht klar eingegrenzt.
Kriminelle Organisation unterstützt
Die Angeklagten sollen von in die Schweiz geflüchteten Tamilen mehr als 15 Millionen Franken eingesammelt haben, um die Tamil Tigers zu unterstützen. Die Opfer sollen vom WTCC, dazu gezwungen worden sein, Beiträge für die Finanzierung des Unabhängigkeitskrieges gegen die Singhalesen zu leisten.
Unter den Angeklagten befindet sich der Chef des WTCC, dessen Stellvertreter, der Finanzverantwortliche und zahlreiche Personen, die die Gelder eintrieben. Sie müssen sich wegen Betrugs, Falschbeurkundung, Geldwäscherei und Erpressung vor Gericht verantworten.
Die Bundesanwaltschaft geht zudem von einer Beteiligung, beziehungsweise Unterstützung einer kriminellen Organisation aus. Im Gegensatz zu den Terrororganisationen IS oder Al-Kaida wurden die Tamil Tigers in der Schweiz nie als eine solche eingestuft.
Die LTTE kämpfte von 1983 bis 2009 für die Unabhängigkeit von Sri Lanka. Im Mai 2009 wurden die Tamil Tigers von der sri-lankischen Regierungstruppen endgültig besiegt. (sda)