Die ukrainische Armee hat ihre Offensive gegen prorussische Milizen im Osten des Landes am Sonntag fortgesetzt. Der Einsatz sei auf weitere Städte ausgeweitet worden, sagte der Vorsitzende des Sicherheitsrats der Ukraine, Andrij Parubij.
Nahe der Stadt Kostjantyniwka räumten die Milizen offenbar nach einem Angriff einen Kontrollposten, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Im Zentrum der Stadt, in der die bewaffneten Aktivisten seit Ende April das Rathaus besetzt halten, wurden Barrikaden errichtet. Kämpfer der Milizen berichteten über nächtliche Gefechte mit der Armee.
In der Rebellenhochburg Slawjansk schien sich die Lage am Sonntagmorgen nach heftigen Gefechten am Freitag beruhigt zu haben. Anwohner berichteten aber über eine zunehmend prekäre Versorgungslage. In Slawjansk waren am Freitag bei Gefechten zwischen Armee und prorussischen Separatisten mindestens neun Menschen getötet worden.
Prorussische Kräfte haben am Sonntag die Zentrale der Polizei in der südukrainischen Stadt Odessa angegriffen. Die mehr als 2000 Demonstranten riefen «Faschisten, Faschisten», als sie das Gebäude stürmten, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Zugleich forderten sie die Freilassung einiger Gesinnungsgenossen, die nach den Zusammenstössen am Freitag festgenommen worden waren. Die Angreifer waren mit Knüppeln bewaffnet und durchbrachen ein Tor mit zwei Lastwagen.
In der Hafenstadt war am Freitagabend die Gewalt zwischen hunderten Anhängern der Regierungen in Kiew und Moskau eskaliert. Bei Strassenschlachten bewarfen sich beide Seiten mit Molotow-Cocktails, ein Gewerkschaftsgebäude wurde in Brand gesteckt. Bei den Zusammenstössen wurden vier Menschen getötet, 38 weitere kamen bei dem vermutlich gezielt gelegten Brand ums Leben.
In der Stadt Kramatorsk eroberten die Streitkräfte am Samstag nach Angaben des Innenministeriums einen Fernsehsendeturm und mehrere Kontrollposten der Separatisten zurück. In Lugansk griffen prorussische Bewaffnete eine Militäreinheit und ein Rekrutierungsbüro der Armee an und verletzten zwei Soldaten. (sza/aeg/sda/afp)