Nicht jeder Jungvogel, der scheinbar hilflos ist, wurde von seinen Eltern verlassen. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach warnt vor übereifriger Hilfe für Jungvögel. Täglich würden zahlreiche scheinbar verwaiste Jungvögel eingeliefert - meist unnötig.
Die Vögel werden nämlich auch ausserhalb des Nestes von ihren Eltern umsorgt, wie die Schweizerische Vogelwarte am Mittwoch mitteilte. Die gut gemeinte Hilfe führt also dazu, dass gesunde Jungvögel von ihren Eltern getrennt werden.
2015 wurden in der Vogelpflegestation rund 800 Jungvögel aufgezogen. Auch wenn es den Jungvögeln in der Vogelwarte gut geht - die Eltern können nicht vollständig ersetzt werden. «Wir können ihnen nicht alles beibringen, was sie von ihren Eltern lernen würden», sagt die Tierpflegerin Vreni Mattmann in der Mitteilung. Die Folge: Der Vogel hat schlechtere Überlebenschancen.
Die Vogelwarte empfiehlt, die Jungvögel grundsätzlich an ihrem Fundort zu lassen. Eine Ausnahme kann man dann machen, wenn sich ein Vogel in unmittelbarer Gefahr befindet und beispielsweise auf der Strasse sitzt. Dann könne man den Vogel aufheben und ins nächste Gebüsch tragen.
Ein Fall für die Vogelwarte ist ein Jungvogel dann, wenn er verletzt ist oder von den Eltern während einer Stunde nicht mehr gefüttert wurde. In solchen Fällen bringe man den Vogel am besten in die nächstgelegene Pflegestation, rät die Vogelwarte, die dann gerne die entsprechende Adresse vermittelt. (sda)