Zahl der Verletzten nach Jerusalem-Streit übersteigt 100

Zahl der Verletzten nach Jerusalem-Streit übersteigt 100

08.12.2017, 15:08

Nach dem Entscheid von US-Präsident Donald Trump zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels hat es am Freitag im Ostteil der Stadt und in den Palästinensergebieten gewaltsame Ausschreitungen gegeben. Mindestens 109 Menschen wurden verletzt.

Zu den Zusammenstössen von Palästinensern mit israelischen Sicherheitskräften kam es nach den muslimischen Freitagsgebeten. In einigen Gegenden warfen Palästinenser Steine auf israelische Sicherheitskräfte, welche im Gegenzug Tränengas und Gummigeschosse einsetzten, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP meldeten.

In Hebron setzten Sicherheitskräfte nach einem Bericht des Fernsehsenders Al-Dschasira auch scharfe Munition ein. 17 Menschen seien durch Letztere getroffen worden, teilten das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza und der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond am Freitag mit.

Auch im Gazastreifen sowie in Bethlehem und rund um Nablus im Westjordanland gab es Zusammenstösse. Die radikal-islamische Hamas hatte für Freitag zum Beginn eines neuen Palästinenseraufstands (Intifada) aufgerufen.

Proteste in muslimischen Ländern

Gegen die Jerusalem-Entscheidung von Trump protestieren am Freitag auch Demonstranten in mehreren Ländern der arabischen Welt. In Istanbul zogen tausende Türken durch das konservative Viertel Fatih und hielten Plakate mit der Aufschrift «Nieder mit Amerika, nieder mit Israel» hoch.

Auch im Iran gingen mehrere tausend Menschen aus Protest gegen Trump auf die Strasse. In der afghanischen Hauptstadt Kabul protestierten ebenfalls mehr als tausend Muslime gegen die USA.

Mehr als 100 Menschen zogen am Freitag an der Al-Ashar-Moschee in Kairo auf die Strasse, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtete. In der jordanischen Hauptstadt Amman beteiligten sich nach Angaben der Nachrichtenseite Al-Ghad Tausende an einem Protestmarsch nach dem Freitagsgebet.

Im Libanon kam es zu Demonstrationen in der Hauptstadt Beirut und in palästinensischen Flüchtlingslagern. Auch in Bagdad demonstrierten Menschen gegen die Entscheidung Trumps.

US-Botschaft wohl nicht vor 2019

Die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem wird nach Angaben von US-Aussenminister Rex Tillerson «wahrscheinlich» nicht vor 2019 stattfinden. «Das ist nichts, was dieses Jahr geschieht, und wahrscheinlich auch nicht nächstes Jahr», sagte der US-Aussenminister am Freitag in Paris.

Begleitet von internationalen Protesten hatte Trump am Mittwoch Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anerkannt. Er wies das US-Aussenministerium an, sofort mit den Vorbereitungen für den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu beginnen.

Der endgültige Status von Jerusalem ist einer der grössten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel besetzten und 1980 annektierten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt ihres angestrebten eigenen Staates. (sda/dpa/afp)

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