Bundesrat Alain Berset hat am Sonntagnachmittag an einem Festakt mit rund 2000 im Regen sitzenden geladenen Gästen den Neubau des Landesmuseums in Zürich eröffnet. Es gehe darum, die Vergangenheit und zugleich die Zukunft zu feiern, sagte er.
Der Neubau sei eine Weiterentwicklung, die eine Brücke schlage vom historischen Altbau, dem «Märchenschloss» von Gustav Gull aus dem Jahr 1898, in die Gegenwart. Alt- und Neubau bildeten ein Ensemble, sowohl architektonisch als auch städtebaulich.
Das Landesmuseum habe sich mit dem Anbau «partiell selber neu erfunden», sagte Berset, Kulturminister und damit Schirmherr des Schweizerischen Nationalmuseums.
Weniger Eröffnungen als der Gotthard
Der Wunsch nach einer Erweiterung ist laut Landesmuseum-Direktor Andreas Spillmann «eine historische Konstante». Die meisten seiner Vorgänger hätten entsprechende Pläne gehabt, nun hätten sie endlich umgesetzt werden können. Der Bau sei pünktlich abgeschlossen worden, sogar ohne den Kostenrahmen ganz auszuschöpfen.
Es ist nach den Worten von Museumsratspräsident Markus Notter die erste Erweiterung seit hundert Jahren. «Das Landesmuseum hat weniger Eröffnungen erlebt als der Gotthard», sagte der frühere Zürcher SP-Regierungsrat, der sich besonders freute, dass sämtliche 26 Kantone am Festakt mit einem Regierungsmitglied vertreten waren.
Zum Abschluss der Eröffnungsfeier löste Berset mit einem überdimensionierten Schlüssel ein Feuerwerk aus, das in den Himmel über dem Landesmuseum-Innenhof stieg.
Flexible Hallen - moderne Infrastruktur
Das Landesmuseum beim Zürcher Hauptbahnhof ist das meistbesuchte kulturhistorische Museum der Schweiz. 15 Jahre dauerte die Planung und Realisierung des vom Architekturbüro Christ & Gantenbein entworfenen 110-Millionen-Franken-Neubaus. Mit dem eindrucksvollen Betongebäude erhielt das Museum vielseitig bespielbare Ausstellungshallen und eine moderne Infrastruktur.
Am Abend der Eröffnungsfeier startete ein 26-stündiges Fest, das der Bevölkerung ermöglichte, das «neue Landesmuseum» mit einem Volumen von 41'800 Kubikmetern und einer Ausstellungsfläche von 2200 Quadratmeter zu besichtigen beziehungsweise den Alt- und Neubau als Einheit zu erleben, wie das Museum in einer Mitteilung schreibt.
Die Fassade des Neubaus nehme den Tuffstein der Altbau-Fassade auf und die geschliffenen Betonböden im Neubau stellten eine zeitgemässe Interpretation des Terrazzobodens im Altbau dar, heisst es. Durch den Zusammenschluss der beiden Gebäude ist ein Innenhof entstanden, der sich mit der Brücke des Neubaus zum Platzspitz-Park hin öffnet.
Dauer- und Wechselausstellungen
Die erste Dauerausstellung im Neubau präsentiert das reiche archäologische Schweizer Kulturerbe. Die erste Wechselausstellung erzählt von einer Epoche des internationalen und kulturellen Austauschs und von revolutionären Neuerungen. Sie hat den Titel «Europa in der Renaissance. Metamorphosen 1400 - 1600».
Neben den flexiblen Ausstellungshallen verfügt das neue Haus auch über ein Studienzentrum und eine Bibliothek, ein Auditorium für öffentliche Veranstaltungen sowie über ein Bistro, eine Bar und ein Restaurant. (sda)