Bei Kämpfen in einer Gefangenensammelstelle in Venezuela sind mindestens 30 Häftlinge ums Leben gekommen. Weitere 26 Menschen wurden bei der Auseinandersetzung in Acarigua im Bundesstaat Portuguesa verletzt, darunter 19 Beamte.
Dies teilte die Nichtregierungsorganisation Venezolanische Beobachtungsstelle für die Gefängnisse am Freitag (Ortszeit) mit. Demnach verfügten die Häftlinge über Schusswaffen und Granaten und lieferten sich heftige Kämpfe mit der Polizei. Zuvor war von 23 Todesopfern die Rede gewesen.
«Wieder einmal ein Massaker in einer Gefangenensammelstelle der Polizei», sagte der Direktor der Beobachtungsstelle für Gefängnisse, Humberto Prado. «Wie lange müssen Gefangene noch sterben, für die der Staat Verantwortung trägt?»
Der Gefangenenmeuterei am Freitag ging wohl ein wochenlanger Konflikt zwischen den Häftlingen und der Verwaltung voraus. Offenbar durften die Gefangenen seit Ostern keinen Besuch mehr empfangen und erhielten deshalb auch immer weniger Lebensmittel. Zudem sollte ein Wortführer der Gefangenen in eine andere Haftanstalt verlegt werden.
Seit Donnerstag kam es dann zu Zusammenstössen zwischen der Polizei und den Gefangenen. Nachdem ein junger Häftling ums Leben kam, brach ein offener Kampf aus. Die ganze Nacht seien Schüsse und Explosionen zu hören gewesen, berichtete Beobachtungsstelle für die Gefängnisse.
In Venezuela sind viele Gefängnisse völlig überfüllt. Die Gefangenensammelstelle in Acarigua beherbergte zuletzt beispielsweise 540 Häftlinge, obwohl sie nur auf 300 Insassen ausgelegt sei. Prado warf den Behörden vor, die Gefangenen viel zu lange in den Sammelstellen festzuhalten, statt sie in richtige Gefängnisse zu verlegen.
Immer wieder kommt es in venezolanischen Haftanstalten zu blutigen Zusammenstössen. Im März vergangenen Jahres kamen bei Krawallen in der Gefangenensammelstelle der Polizei in Carabobo im Zentrum des südamerikanischen Landes 68 Menschen ums Leben. 2017 wurden in einer Haftanstalt im Bundesstaat Amazonas 39 Menschen getötet.
Derzeit steckt Venezuela in einer tiefen wirtschaftlichen und politischen Krise. Staatschef Nicolás Maduro und der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó liefern sich seit Monaten einen erbitterten Machtkampf. Viele Menschen hungern, die medizinische Versorgung ist weitgehend zusammengebrochen. Menschenrechtsgruppen berichten immer wieder von schweren Gewalttaten durch die staatlichen Sicherheitskräfte. (kün/sda/dpa/afp)