Der neue Völkermord-Prozess gegen den früheren guatemaltekischen Machthaber Efraín Ríos Montt verzögert sich weiter. Das Gericht ordnete am Donnerstag die Einweisung des 89-Jährigen in eine psychiatrische Klinik an. Das Verfahren wird am 4. August fortgesetzt.
In der Klinik soll vor der Fortsetzung die mentale Verfassung des Ex-Diktators überprüft werden. Zuletzt hatte das staatliche Forensik-Institut Ríos Montt für dement und damit prozessunfähig erklärt. Die Staatsanwaltschaft bezweifelt die Diagnose. Eine von der Verteidigung geforderte Untersuchung in einer Privatklinik lehnte das Gericht ab.
Ríos Montt war 2013 wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Er soll während seiner Herrschaft für Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung Tausender Indios verantwortlich gewesen sein.
Aufgrund von Verfahrensfehlern wurde der Schuldspruch wenige Tage später jedoch wieder aufgehoben. Nun soll der Prozess neu aufgerollt werden. Die Verteidigung des Ex-Diktators setzt mit medizinischen Gutachten und Befangenheitsanträgen alles daran, ein neues Verfahren zu verhindern.
Kurze, aber blutige Herrschaft
Mit Ríos Montt ist auch sein damaliger Geheimdienstchef José Rodríguez angeklagt. Der Ex-General war im ersten Verfahren freigesprochen worden. Rodríguez erschien am Donnerstag in einem Rollstuhl im Gerichtsgebäude.
Ríos Montt hatte in Guatemala nur von März 1982 bis August 1983 regiert, aber seine Herrschaft gilt als die blutigste Zeit in der Geschichte des Landes.
Die Bewertung seiner Amtszeit spaltet Guatemala noch immer. Am Donnerstag bauten Indios vor dem Gerichtsgebäude Maya-Altäre mit Kerzen und Blumen auf, um der Opfer zu gedenken. Vor dem Haus von Ríos Montt hingegen versammelten sich Anhänger mit Transparenten, auf denen zu lesen war: «Danke General für den Frieden in Guatemala.» (sda/dpa)