Paläontologie: Ursäugetiere hatten Stachelfell und gute Ohren

Paläontologie: Ursäugetiere hatten Stachelfell und gute Ohren

14.10.2015, 21:20

Im Schatten der Dinosaurier lebten vor 125 Millionen von Jahren schon Ursäugetiere mit erstaunlichen Merkmalen. Forscher haben jetzt eine Art nachgewiesen, die zwar klein aber hoch entwickelt ist: Mit Stacheln hat der kleine Insektenspezialist wohl Feinde abgewehrt.

Im Fachmagazin «Nature» berichtet das internationale Wissenschaftlerteam von dem nun entdeckten Tier: einem rund 60 Gramm schweren Insektenfresser mit stacheligem Haarkleid. Er war demnach etwa zwei- bis dreimal so schwer wie eine Hausmaus und hatte ebenfalls einen langen Schwanz.

Die Forscher hatten das erstaunlich gut erhaltene Fossil in Las Hoyas in Ostspanien ausgegraben. Dort hatten Paläontologen zuvor auch schon Hunderte Überreste von Dinosauriern und Urvögeln entdeckt.

Keineswegs primitiv

Der neueste Fund belege eindrucksvoll, dass die Säuger der Kreidezeit keineswegs primitiv, sondern vielfältig in ihrer Anpassung waren, sagte der Bonner Paläontologe Thomas Martin der Nachrichtenagentur dpa. «Die gesamten Weichteile sind sensationell erkennbar. Unter dem Raster-Elektronenmikroskop konnten wir sogar einzelne Haarspitzen und innere Organe erkennen.»

Das Tier plagte womöglich auch schon eine moderne Hautkrankheit. Aussergewöhnlich kurzes Haar an einigen Stellen könnte auf die Pilzerkrankung Dermatophytose, unter der auch viele moderne Säuger leiden, hinweisen.

Zu den besonders fortschrittlichen Merkmalen gehört das Rückenfell mit Stacheln, das ähnlich wie bei heutigen Igeln aussah. Es gibt dem Tier auch seinen Namen: «Spinolestes xenarthrosus» - etwa stacheliger Räuber mit einer speziellen Wirbelsäulenstruktur.

Die Forscher vermuten, dass die zu Stacheln verhärteten Haarbüschel auf dem Rückenfell vor Angreifern schützen sollten: «Statt das Tier zu schnappen, blieben die Feinde wohl eher mit einem Maul voller Stacheln zurück», sagte Martin.

Insektenjäger

Dabei sei Spinolestes selbst ein Räuber gewesen: Seine Zähne weisen ihn als Insektenjäger aus. Die verstärkte Wirbelsäule deute darauf hin, dass er sich ähnlich wie die heute lebende Panzerspitzmaus in die Hohlräume zwängen konnte, um dort verborgene Larven zu erbeuten.

Das Fossil belege ausserdem, dass auch in der Kreidezeit schon Säugetiere mit grossen Ohrmuscheln auf der Erde unterwegs waren: «Wir gehen daher davon aus, dass das Tier einen gut entwickelten Hörsinn hatte», sagte Martin.

Nach Angaben des Forschers entwickelten sich die ersten Ur-Säugetiere vor rund 220 Millionen Jahren. Sie waren jedoch deutlich seltener als die Dinosaurier und meist auch kleiner. So war etwa einer der bislang ältesten nachgewiesenen Säuger nicht grösser als eine Haselmaus: «Eomaia scansoria» wurde Anfang des Jahrtausends in China ausgegraben und soll ein guter Kletterer gewesen sein.

Die ersten Dinosaurier gab es je nach Schätzung bereits vor 250 bis 230 Millionen Jahren. Sie starben jedoch nach Meinung der meisten Evolutionsforscher vor etwa 65 Millionen Jahren durch einen riesigen Meteoriten-Einschlag und dessen Folgen aus. Danach verbreiteten sich die Säugetiere sehr zahlreich über die Erde und wurden auch grösser. (sda/dpa)

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