Nach sechs Jahren Eiszeit sollen sich Israel und die Türkei auf eine Normalisierung ihrer Beziehungen geeinigt haben. Einzelheiten dazu sollen am Montag bekanntgegeben werden.
Angehörige von zehn Türken, die 2010 bei einem Einsatz der israelischen Marine auf der «Mavi Marmara» getötet wurden, sollten mit rund 20 Millionen Dollar entschädigt werden. Damit seien alle Klagen gegen Israel hinfällig, sagte ein israelischer Repräsentant in Rom. Beide Staaten wollten auch wieder Botschafter austauschen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe sich bereiterklärt, in einem gesonderten Dokument die Frage von zwei israelischen Soldaten festzuhalten, die im Gazastreifen vermisst werden.
Erdogan habe alle türkischen Sicherheitsbehörden angewiesen, sich für eine Lösung der Frage einzusetzen. Die Eltern der Soldaten hatten gefordert, die Rückführung der Leichen zu einem Teil des Versöhnungsabkommens mit der Türkei zu machen. Die Türkei unterhält enge Beziehungen zur radikal-islamischen Hamas, die 2007 die Macht im Gazastreifen an sich gerissen hatte.
Aus türkischen Regierungskreisen hiess es am Abend, Ministerpräsident Binali Yildirim wolle bei einer Medienkonferenz am Montag um 13.00 Uhr Ortszeit (12.00 MESZ) in Ankara Details der Einigung verkünden.
Israelischen Berichten zufolge wollte sich dazu auch Regierungschef Benjamin Netanjahu am Montag äussern. Bereits im Dezember hatten sich Vertreter beider Seiten bei verschiedenen offenen Fragen grundsätzlich geeinigt.
Delegationen beider Seiten hatten sich am Sonntag in Rom getroffen, um letzte Details eines umfassenden Versöhnungsabkommens auszuarbeiten, wie israelische Medien berichteten. Netanjahu kam am Sonntag ebenfalls zu einem Treffen mit US-Aussenminister John Kerry in die italienische Hauptstadt.
Forderung nach Ende der Blockade fallengelassen
Israelische Soldaten hatten vor sechs Jahren das unter der Flagge des Inselstaates Komoren fahrende Schiff «Mavi Marmara» aus der Türkei vor dem Gazastreifen geentert. Dabei waren zehn Türken getötet worden. Pro-palästinensische Aktivisten hatten trotz Warnungen versucht, eine von Israel verhängte Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen.
Die Türkei sei bei den Verhandlungen von ihrer Forderung nach einer Aufhebung der seit zehn Jahren andauernden Blockade des Gazastreifens abgerückt, hiess es in unbestätigten Medienberichten zur Einigung.
Israel werde es dem ehemaligen Bündnispartner jedoch künftig ermöglichen, humanitäre Hilfsleistungen über den Hafen Aschdod in den palästinensische Enklave zu transportieren. Die Türkei könne im Gazastreifen zudem ein Kraftwerk, ein Spital und eine Wasserkläranlage bauen. (sda/dpa)