Die Gewerkschaft Unia wehrt sich gegen die «Uberisierung» der Arbeitnehmerschaft. Um Arbeitnehmer vor Auswüchsen der digitalen Revolution zu schützen, brauche es starke rechtliche und soziale Leitplanken, forderte Unia zum Abschluss ihres Kongresses in Genf.
Am Samstag, dem dritten Tag des Kongresses, verabschiedeten die rund 350 Delegierten eine Resolution zur Digitalisierung der Wirtschaft. Die Gewerkschaft fordert, die digitale Revolution so zu gestalten, dass die Arbeitnehmenden dabei nicht auf der Strecke bleiben. Dies teilte die Gewerkschaft am Samstag in einem Communiqué mit.
Die Unia verlangt unter dem Stichwort «Uberisierung verhindern», die als sogenannt abhängigen Selbständigen - wie Uber-Fahrer - als Arbeitnehmende anzuerkennen. Sie müssten den gesetzlichen und sozialversicherungsrechtlichen Schutzbestimmungen sowie dem GAV unterstellt werden.
Weiter dürfe es insbesondere bei den Arbeitszeiten keine «grenzenlose Flexibilisierung» geben. In der Resolution verlangt die Gewerkschaft unter anderem auch Massnahmen gegen die «durch die Digitalisierung absehbare Zunahme von Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit».
«Digitales Prekariat» verhindern
Die Folgen der digitalen Revolution für die Arbeitnehmenden hingen nicht so sehr von der Technik oder von ökonomischen Zwängen ab, sondern von den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
Der Staat habe die Aufgabe, die digitale Innovation gemeinsam mit den Sozialpartnern so zu gestalten, damit kein «recht- und schutzloses 'digitales Prekariat' entsteht». Auch die Arbeitnehmenden müssten von den Rationalisierungsschüben profitieren können.
In einer zweiten Resolution verlangten die Unia-Delegierten eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie, wie es in der Mitteilung weiter hiess.
Debatte um Zukunft
Ferner führten die Delegierten der grössten Schweizer Gewerkschaft «engagierte Diskussionen» über die Organisationsstrategie der kommenden Jahre. Die Unia wolle weiter wachsen, ihre Mobilisierungsfähigkeit und ihre Dienstleistungen ausbauen.
Zuletzt war die Unia selbst intern und in der Öffentlichkeit als Arbeitgeber in der Kritik gestanden, nachdem Anfang September bekannt geworden war, dass der Leiter der Region Zürich, Roman Burger, eine Mitarbeiterin via SMS sexuell belästigt hatte.
Burger trat zunächst von seinem Posten zurück, wurde später aber von der Unia freigestellt. Unia-Präsidentin Vania Alleva räumte ein, dass die Unia eine «andere Führungskultur» brauche, bei der solche Probleme «künftig früher und besser erkannt werden». Burger wird die Gewerkschaft Ende Januar verlassen, nachdem man sich über die Kündigung einig geworden war. (sda)