Die irakische Armee hat nach eigenen Angaben weite Teile der von Kurden kontrollierten Region um Kirkuk im Norden des Landes eingenommen. Kampflos erobert worden seien südlich der Millionenstadt ein Luftwaffenstützpunkt sowie eine Erdgas-Anlage und ein Kraftwerk.
Schiitische Milizen seien in einige Stadtteile eingedrungen, zitierte die kurdische Nachrichtenseite Rudaw am Montag einen hohen kurdischen Kommandant der Stadt. Die vom Iran finanzierten schiitischen Milizen kämpfen an der Seite der Armee.
Das gemeinsame irakische Militärkommando teilte zudem mit, seine Truppen hätten südwestlich von Kirkuk auch eine Gaseinrichtung, eine Polizeiwache und ein Elektrizitätswerk sowie weitere Gebiete eingenommen. Dafür gab es zunächst keine Bestätigung.
Der Vormarsch gehe weiter, teilte das Militär am Montag mit. Das staatliche Fernsehen meldete auch die Einnahme der Ölfelder westlich der Stadt. Während die kurdische Regionalregierung die Angaben über die Ölanlagen als falsch zurückwies, schwieg sie zur Lage im Süden Kirkuks.
Allerdings meldete der kurdische TV-Sender Rudaw, die kurdischen Peschmerga-Einheiten hätten sich dort aus einigen Stellungen zurückgezogen. Ein Vertreter des irakischen Ölministeriums erklärte, einige Kurden-Anführer hätten zugestimmt, Kämpfe in Öl- und Gasanlagen zu vermeiden. Die Förderung sei nicht beeinträchtigt.
Medienberichten zufolge sind die irakischen Sicherheitskräfte auch in die bislang von Kurden kontrollierte Stadt Tus Churmatu vorgerückt. Auch die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria berichtete, irakische Sicherheitskräfte hätten Positionen in Tus Churmatu eingenommen.
Kirkuk von irakischer Armee übernommen
Kirkuk und die nahe gelegenen Öl-Felder werden seit 2014 von kurdischen Peschmerga-Kämpfern kontrolliert. Sie übernahmen die Region, nachdem die irakische Armee vor dem anrückenden IS floh.
Die Millionenstadt Kirkuk mit ihren überwiegend kurdischen Einwohnern gehört aber nicht zur autonomen Kurdenregion, in der im vergangenen Monat ein Unabhängigkeitsreferendum abgehalten wurde.
Mit dem Vormarsch reagiert Iraks Zentralregierung auf das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum der Kurden. Diese hatten sich im September in einer Volksabstimmung mit grosser Mehrheit für die Abspaltung vom Irak ausgesprochen. Die irakische Regierung lehnt das Referendum ab. Bagdad versucht nun, die Region zu isolieren.
Das US-Verteidigungsministerium forderte beide Seiten auf, eine weitere Eskalation in der Region zu vermeiden. Die USA haben sowohl die irakische Armee als auch die Peschmerga im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Waffen ausgerüstet. (sda/reu/dpa)