Laut Gesundheitsminister Alain Berset könnten die Corona-Massnahmen wohl aufgehoben werden, wenn sich noch rund eine Million Menschen in der Schweiz für eine Impfung entscheiden würden. «Dann wären wir auf einem ähnlichen Niveau wie einige Nachbarländer.»
Mit jeder Impfung komme man dem Fernziel näher, die Pandemie zu kontrollieren, sagte Berset am Mittwoch vor den Medien in Bern. Deshalb gelte es, den Zugang zur Impfung für alle so leicht wie möglich zu machen.
Verglichen mit den Spitzenzeiten Anfang Sommer liegt das Impftempo in der Schweiz laut Berset sechs Mal tiefer. «Die Zahlen stagnieren, wir impfen derzeit weniger als 10'000 Personen pro Tag.»
Gemäss Bundesrat ist die Impfrate zu tief. Mit einem Drei-Pfeiler-Modell will er diese nun ankurbeln. Ein Pfeiler ist die nationale Impfwoche Mitte November. «Hier möchten wir mit Fakten überzeugen», sagte Berset.
Mit mobilen Impfstellen möchte man den Zugang zur Impfung möglichst niederschwellig gestalten. Zudem möchte der Bund auch noch unentschlossene Personen individuell beraten. Die Beratung soll mittels Gruppengesprächen, persönlichen oder telefonischen Kontakten oder über die individuelle Chat-Funktion in den sozialen Medien erfolgen.
Laut Berset hat der «etwas unkonventionelle Vorschlag» der 50-Franken-Gutscheine für Impf-Überzeuger keine grosse Unterstützung bei den Kantonen gefunden. Deshalb habe der Bundesrat die Idee fallengelassen.
Es sei jedoch nur logisch gewesen, über jede mögliche Lösung nachzudenken, welche die Impfquote erhöhe, verteidigte Berset den Vorschlag des Bundesrates. In der Schweiz gebe es eine grosse Skepsis gegenüber der Impfung.
Die Situation habe sich stark verbessert, weshalb der Bundesrat in einer der nächsten Sitzungen die Notwendigkeit der Zertifikatspflicht noch einmal prüfen werde, sagte Berset. Man müsse jedoch auch Faktoren wie den Wintereinbruch und Ferienrückkehrende miteinbeziehen.
Immer wieder flammen Diskussionen um die sogenannte 2G-Regel auf. Diese besagt, dass nur noch Geimpfte oder Genesene Zugang zu einem Zertifikat erhalten sollen. Der Bundesrat will jedoch offenbar an der 3G-Regel festhalten.
Bezüglich 2G habe man noch keine Gespräche geführt, sagte Berset. Man sehe den Nutzen nicht. Es gebe zudem viele Menschen, die sich nicht impfen lassen können, da sei ein Test die einzige Möglichkeit, um noch am Leben teilnehmen zu können.
Berset hat keine Erklärung für den Umstand, dass ein beträchtlicher Teil der Schweizer Bevölkerung impfkritisch eingestellt ist. In der Schweiz gebe es viele unterschiedliche Meinungen, sagte Berset, was per se nicht schlecht sei. Für den Bundesrat sei ein Impf-Obligatorium nie ein Thema gewesen.
Berset erinnerte daran, dass der Aufhänger für das Referendum zum Epidemiengesetz im Jahr 2013 ebenfalls das Impfen gewesen sei. Mit Blick auf die sehr hohe Impfquote in Portugal sagte er, die höhere Bereitschaft in diesem Land habe sich vielleicht aus den Erfahrungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung der ehemals weitverbreiteten Kinderlähmung ergeben. (sda/cma)
Und geht euch verdammt nochmal impfen!