Vier Fünftel der Mitglieder des Spitalverbandes H+ stehen hinter der neuen Tarifstruktur für ambulante medizinische Leistungen. Ende Juni soll der neue Tarif beim Bundesrat zur Genehmigung eingereicht werden.
Die heute angewendete Tarifstruktur Tarmed sei seit rund zehn Jahren blockiert und vollkommen veraltet, gab der Spitalverband H+ am Montag an einer Medienkonferenz in Bern bekannt. Mit der neuen ambulanten Tarifstruktur mit der Bezeichnung ats-tms solle die Abgeltung der ambulanten Leistungen in den Arztpraxen sowie in Spitälern und Kliniken den reellen Kosten angepasst werden.
Die Notwendigkeit einer Anpassung hätten auch die Mitglieder des Spitalverbandes erkannt. In einer Mitgliederabstimmung hätten über 80 Prozent die neue Tarifstruktur sowie die Normierung zwischen der alten und der neuen Struktur befürwortet.
Damit werde gemäss der Verordnung über die Krankenversicherung sichergestellt, dass auf nationaler Ebene die Taxpunktvolumen vor und nach dem Modellwechsel gleich blieben, um Mehrkosten zu vermeiden.
Für den Präsidenten des Spitalverbandes H+, Charles Favre, ist eine neue Tarifstruktur unumgänglich, um eine gerechte Abgeltung im ambulanten Bereich zu erreichen. Damit könne auch ein erneuter Eingriff des Bundesrates in den Tarif verhindert werden. Es werde auch nicht mehr möglich sein, dass einzelne Tarifpartner die Weiterentwicklung des Tarifs blockieren könnten.
Neuer Tarif ist umstritten
Die neue Tarifstruktur wurde gemeinsam mit der Ärztevereinigung FMH und der Medizinaltarif-Kommission UVG sowie mit Unterstützung des Versicherer-Verbandes curafutura erarbeitet. Nicht dabei war der Krankenkassen-Dachverband santésuisse.
Er befürchtet durch die neue Tarifstruktur einen Kostenschub. Santésuisse fordert einen Kurswechsel und eine regelmässige Anpassung der Tarife. So will der Verband verhindern, dass Ärzte immer mehr Leistungen abrechnen und damit die Krankenkassenprämien in die Höhe treiben.
Die Ärztekammer der FMH hat den revidierten ambulanten Arzttarif befürwortet, führt aber eine Urabstimmung bei den rund 40'000 Mitgliedern des Verbandes durch. Vorbehalte hat die Ärztekammer, das «Parlament» des Verbandes, in Bezug auf die Normierungsvereinbarung geäussert. Diese soll sicherstellen, dass mit dem neuen Tarifsystem keine neuen Kosten entstehen.
In den Augen der Ärzte muss der Normierungsfaktor mittelfristig betriebswirtschaftlich korrigiert werden. Dies wiederum hat Kritik des Krankenkassenverbandes curafutura hervorgerufen. Diese von den Ärzten vorgebrachte Bedingungen für eine Zustimmung zur Revision hätten Mehrkosten von vier Milliarden Franken pro Jahr zur Folge. (sda)