Das mutmasslich islamistisch motivierte Massaker in einem Nachtclub in Florida polarisiert den US-Wahlkampf. Hillary Clinton warnte am Montag davor, eine ganze Religion zu dämonisieren. Donald Trump warf muslimischen Gemeinden vor, nicht mit Behörden zu kooperieren.
Unterdessen wurden weitere Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund des gravierendsten Attentats eines Einzeltäters in der US-Geschichte bekannt, bei dem am Wochenende 49 Menschen starben und 53 verletzt wurden. Der 50. Tote war der Attentäter, der von der Polizei erschossen wurde.
Die Ermittler wollen nun Verbindungen des Attentäters zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aufklären. Die Polizei bestätigte am Montag, dass der Angreifer sich während seiner Bluttat in einem Anruf bei der Polizei zum IS bekannt habe. Es gibt bisher aber keine bekannten Kontakte des Täters zum internationalen Terrorismus.
Nach Darstellung des IS-Radiosenders Al-Bajan war Todesschütze Omar Mateen ein Kämpfer der Terrormiliz. «Gott hat Omar Mateen geholfen», einen Angriff gegen Kreuzfahrer in einem Nachtclub auszuführen, berichtete der Sender.
Al-Bajan gilt als offizielles Verlautbarungsorgan der Dschihadisten in ihrem Herrschaftsbereich in Syrien und dem Irak. Es wurde nicht gesagt, dass die Tat von der Führungsebene des IS geplant und in Auftrag gegeben wurde. Eine IS-nahe Nachrichtenagentur behauptete, ein IS-Kämpfer habe den Angriff ausgeführt.
Bei dem Todesschützen Omar Mateen handelt es sich um einen 29 Jahre alten US-Bürger afghanischer Abstammung, der laut Polizei dem Anführer des IS Treue gelobte.
Trump greift Obama an
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump warf US-Präsident Barack Obama vor, in seiner ersten Stellungnahme die Bezeichnung «radikaler Islam» nicht benutzt zu haben und erklärte: «Allein aus diesem Grund sollte er zurücktreten.»
Obama hatte zunächst von «einem Akt des Terrors und des Hasses» gesprochen und gesagt: «Wir haben noch keine definitiven Erkenntnisse über die genaue Motivation des Mörders.»
«Das, was in Orlando passiert ist, ist nur der Anfang», twitterte Trump. Der Regierung warf er vor, schwach und ineffektiv zu sein. Er forderte die verstärkte Bombardierung von IS-Milizen und bekräftigte, zumindest zeitweise sollten keine Muslime mehr in die USA reisen dürfen.
Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton hielt Trump entgegen, es sei falsch, kontraproduktiv und gefährlich, sich gegen alle Muslime zu wenden. Es sei vor allem falsch, pauschal muslimischen Flüchtlingen die Einreise zu verbieten. Clinton forderte dagegen, die Sicherheitsvorschriften beim Verkauf von Waffen zu verschärfen.
Genauer Tatablauf unklar
Auch am Montag liess sich der Tathergang in der gut besuchten Schwulen-Bar «Pulse» in Orlando nicht genau rekonstruieren. Nach Angaben der Ermittler war der 29-Jährige mit einen Sturmgewehr und einer Handfeuerwaffe um 2 Uhr am Sonntagmorgen in das Lokal eingedrungen und eröffnete dann das Feuer auf die rund 350 Gäste.
Es folgten nach Zeugenangaben ein Blutbad und völliges Chaos. Nach dem ersten Feuerüberfall hielt der Attentäter nach Polizeiangaben Dutzende Geiseln auf den Toiletten fest, während vor dem Club Sicherheitskräfte das Gelände abriegelten. Nach drei Stunden stürmten Spezialeinheiten mit Hilfe eines gepanzerten Fahrzeugs den Club und erschossen den Täter.
Orlandos Bürgermeister Buddy Dyer sagte, 39 Menschen seien in dem Gebäude getötet worden, zwei seien vor dem Club gestorben und neun auf dem Weg ins Spital.
Zwei Mal vom FBI befragt
Der 29-jährige Täter war Angestellter einer Sicherheitsfirma. Er war 2013 und 2014 vom FBI befragt worden, nachdem er gegenüber Kollegen angedeutet hatte, radikale Gruppen zu unterstützen. Omar Mateen habe auch immer wieder über die beiden Brüder gesprochen, die den islamistisch motivierten Anschlag auf den Boston-Marathon vor drei Jahren verübten.
Nach FBI-Angaben soll Mateen zudem 2014 mit Moner Mohammed Abu-Salha in Kontakt gestanden haben. Der US-Bürger aus Florida war 2014 als Selbstmordattentäter in Syrien ums Leben gekommen.
Der Sender MSNBC berichtete unter Berufung auf Ermittler-Kreise, Mateen sei 2011 und 2012 nach Saudi Arabien gereist. Das Land fördert weltweit eine besonders strenge Ausprägung des Islams, die als Nährboden für die Radikalisierung von Muslimen gilt.
Als Motiv für die Tat wurde auch über Schwulenhass spekuliert. Der Vater des Täters sagte in einem Interview des Senders NBC, sein Sohn habe sich zuletzt darüber aufgeregt, dass sich zwei Homosexuelle vor den Augen seiner Familie geküsst hätten. (sda/reu/dpa/afp)