Die legendäre SBB-Lokomotive «Krokodil» ist im September in Schweden der Star an einem Jubiläumsanlass des Eisenbahnmuseums in Gävle gewesen. Technische Probleme stoppen nun die Heimfahrt der historischen Lokomotive. Sie wartet in Deutschland auf die Revision.
Seit fünf Wochen steht das grüne «Krokodil» (CE 6/8 III 14305, Baujahr 1926) in einem Werk der Deutschen Bahn in Seddin im Land Brandenburg bei Berlin. Das «Krokodil» gilt als Königin der Elektrolokomotiven.
Das Problem ist ein warm gelaufenes Gleitlager an einem Triebradansatz. Das sagte Martin Ruckstuhl, Mediensprecher der Stiftung Historisches Erbe der SBB mit Sitz in Windisch AG, am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Auf der Hinfahrt nach Schweden war bereits ein anderes Gleitlager warm gelaufen - trotz der geringen Geschwindigkeit von 50 km/h. Die Lokomotive benötigte eine Verschnaufpause. Das Lager konnte durch ein neu Hergestelltes ersetzt werden. Das alles geschah unter Zeitdruck.
Das «Krokodil» war am Jubiläumsanlass des «Sveriges Järnvägsmuseum» in Gävle als Ehrengast erwartet worden. Der Grund: Generationen von schwedischen Kindern sind mit einem Spielzeug-Modell des «Krokodils» aufwachsen. «Wir waren pünktlich dort», sagte Ruckstuhl: «Der Auftritt ist ein riesiger Erfolg gewesen.» Es habe Erlebnisfahrten gegeben.
Revision verzögert sich
Doch nach dem grossen Auftritt war das Abenteuer des Elektroveterans noch nicht zu Ende. Erneut ein erwärmtes Gleitlager - und im Werk Seddin gibt es wegen Bauarbeiten derzeit zu wenig Kapazitäten, um die Revision ausführen können.
Deshalb wird eine Vorspannlokomotive in diesen Tagen das «Krokodil» in das Industriewerk in Meiningen im Süden Ostdeutschlands schleppen, wie Ruckstuhl erläuterte.
Dort gebe es Platz, Kapazitäten und die notwendigen Einrichtungen, um die Revision vorzunehmen. Der technische Leiter von SBB Historic sei bereits ins Werk gereist.
Riskante Reise in den Norden?
Die Schweizer Fachzeitschrift «Eisenbahn-Revue» kritisiert in ihrer aktuellen Ausgabe, das die Reise der historischen Lokomotive nach Schweden «riskant» und «lückenhaft vorbereitet» worden sei.
Man habe die notwendigen Vorkehrungen getroffen, und die Lokomotive sei gut vorbereitet gewesen, betonte Ruckstuhl. Ein «gewisses Risikio» bestehe immer bei historischen Fahrzeugen, die wenig bewegt würden. Die Gleitlager seien seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr revidiert worden. Die Revision wäre jetzt sowieso fällig geworden.
Wann die Elektrolok-Königin wieder im Heimatland eintrifft, ist offen. Klar ist, dass sie aus Sicherheitsgründen nicht alleine auf den Schienen rollt: Eine deutsche Lokomotive mit einem deutschen Lokführer schleppt das «Krokodil» zurück in die Schweiz. (sda)