Nach der Parlamentswahl steht Island vor einem Regierungswechsel. Ersten Zahlen nach Schliessung der Wahllokale zufolge ist die konservative Unabhängigkeitspartei von Regierungschef Bjarni Benediktsson zwar stärkste Kraft, ihr fehlen aber die Koalitionspartner.
Island steht nach der Wahl vor einer schwierigen Regierungsbildung. Es ist offen, wer das Land im Norden künftig führen wird. Mindestens drei Parteien werden sich zu einer Koalition zusammenfinden müssen.
Das zuvor hoch gehandelte Bündnis aus Links-Grünen, Sozialdemokraten und Piratenpartei kommt allein auch nicht auf die erforderliche Mehrheit von 32 Sitzen im Parlament Althingi. Die Chefin der Links-Grünen, Katrín Jakobsdóttir, zeigte sich in der Nacht dennoch zuversichtlich, eine Regierung bilden zu können.
Rund 248'000 Isländer waren wahlberechtigt. Zwei Stunden nach Schliessung der Wahllokale lagen aus allen sechs Wahlbezirken erste Zahlen vor. Fast 40'000 Stimmen waren ausgezählt. Mit einem Endergebnis wurde bis zum Sonntagmorgen gerechnet.
Die Isländer mussten zum zweite Mal binnen 12 Monaten in die Wahlkabinen, weil die erst wenige Monate alte Mitte-Rechts-Regierung im September zerbrochen war. Die kleine Partei «Bright Future» hatte die Koalition aufgekündigt, nachdem Benediktssons Vater gefordert hatte, das Strafregister eines verurteilten Vergewaltigers zu löschen.
«Bright Future» besiegelte damit vorerst auch die eigene Zukunft: Die Regierung-Partei schaffte es nicht über die Fünf-Prozent-Hürde und wird damit künftig nicht einmal im Parlament sitzen. Auch die beiden anderen Regierungsparteien, die Unabhängigkeitspartei und die liberale Reformpartei verloren an Zustimmung, genau wie die Piraten. Zu den Gewinnern zählen dagegen die neugegründete Zentrumspartei, die Sozialdemokraten und die Volkspartei. (sda/dpa)