Die «New York Times» hat ihre Praxis aufgegeben, brutale Verhörmethoden des Geheimdienstes vorsichtig zu umschreiben. «Von jetzt an wird die ‹Times› das Wort ‹Folter› für Praktiken benutzen, bei denen klar ist, dass Gefangenen Schmerzen zugefügt wurden, um an Informationen zu gelangen», schrieb der neue Chefredakteur Dean Baquet in einem Leitartikel am Freitag. Das sei das Ergebnis einer jahrelangen Debatte innerhalb der Redaktion.
Baquet erläuterte, dass die Diskussion schon vor zehn Jahren begonnen habe, als erste Berichte über brutale Verhörmethoden auftauchten. «Aber das Wort ‹Folter› hat eine bestimmte juristische Bedeutung und zudem noch im Sprachgefühl eine sehr klare, drastische Bedeutung», schrieb er. «Weil wir kein Schlagwort benutzen wollten, nannten wir es deshalb ‹scharfe Verhörmethoden›.» Längst habe sich aber gezeigt, dass es darum ging, Gefangenen Schmerzen zuzufügen, um sie zum Reden zu bringen. Und das sei die Definition von Folter. (tom/sda/dpa)