Was da an Nerven verloren geht: Rund 24'000 Stunden standen die Autofahrer 2016 auf den Schweizer Strassen im Stau. Das sind mehr als doppelt so viele Staustunden als noch vor zehn Jahren (siehe Grafik unten). Die schlechten Nachrichten für Autofahrer brechen nicht ab: Die Staus nehmen auch in Zukunft nicht ab.
Denn auf den hiesigen Strassen sind immer mehr Autos, Motorräder und Lastwagen unterwegs. 2017 waren in der Schweiz erstmals mehr als 6 Millionen «motorisierte Strassenfahrzeuge» eingelöst, wie das Bundesamt für Statistik letzte Woche meldete. Das sind 73 000 mehr als noch 2016 (plus 1.2 Prozent).
Gleichzeitig steigt auch die Fahrleistung auf den Nationalstrassen. Über 27 Milliarden Kilometer spulten Fahrzeuge 2016 ab, wie das Bundesamt für Strassen (Astra) registrierte. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Fahrleistung um 2.4 Prozent zu.
Bei zunehmendem Verkehrsaufkommen verwundert es denn auch niemanden, dass es häufiger staut. So ist die Hauptursache für Stau auch die viel zitierte «Verkehrsüberlastung». Die Messungen des Astra zeigen, dass 21 211 Staustunden nur deshalb entstanden, weil das Verkehrsnetz überlastet war. Am meisten Autos sind im Grossraum Zürich unterwegs, wo mehr als 140 000 Autos pro Tag über einen einzelnen Streckenabschnitt fahren.
Doch in den vielen Staustunden versteckt sich auch eine gute Nachricht. Entgegen der landläufigen Meinung sind Baustellen immer seltener Schuld an Staus. Zum Vergleich: 2005 standen die Autofahrer wegen Baustellen noch 2574 Stunden im Stau, 2016 waren es noch 365 Stunden. Allein in den letzten drei Jahren konnte die Zahl der Baustellen-Staus nochmals halbiert werden. Und dies trotz anhaltenden Arbeiten an den Nationalstrassen.
Laut Astra-Sprecher Guido Bielmann wird auf rund 50 Strassen aktuell gebaut. An der Zahl der Baustellen habe sich nicht viel verändert. «Die einzelnen Jahre sind zwar nicht direkt miteinander vergleichbar, weil sich die Bauprojekte je nach Komplexität unterscheiden», sagt Bielmann. «Trotzdem haben die Staustunden wegen Bauarbeiten deutlich abgenommen.»
Als Hauptgrund nennt er den neuen Standard bei Baustellen: Die Zahl der Spuren bleibt da erhalten, wo es möglich sei. Das führt dazu, dass die Spuren zwar schmaler sind, weil aber gleichzeitig das Tempo je nach Baustelle von 100 auf 80 oder gar 60 Kilometer pro Stunde (km/h) gedrosselt wird, fliesst der Verkehr weiter.
Das Verkehrsmanagement habe sich auch in anderer Hinsicht verbessert, wie Bielmann sagt: Über bessere Information und das Antizipieren von Staus durch Tempo-Reduktion auf 80 km/h. Zu dieser Erkenntnis ist das Astra gekommen, als es den Verkehrsfluss auf mehreren Abschnitten über Jahre untersuchte und dabei herausfand, «dass die Kapazität der Autobahn bei einer Geschwindigkeit von etwa 80 km/h am besten ausgenützt wird».
Nachtarbeit bleibt hingegen die Ausnahme bei sehr sensiblen Abschnitten wie Tunnels oder auf stark befahrenen Strassen rund um die grossen Städte. Das sei auch eine Finanzierungsfrage, sagt Bielmann. Nachtarbeit werde schnell teurer und schliesslich handle es sich bei den Strassen um Steuergelder.