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Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock: So bereitet sich die Schweiz

The mount Buergenstock with the Buergenstock Resort is seen above Lake Lucerne on Thursday, April 11, 2024 in Obbuergen, central Switzerland. Switzerland's Buergenstock resort is to host a two-da ...
Werden die Bürgenstock-Hotels vor oder während der Friedenskonferenz Ziel von russischen Hackerangriffen? Die Schweiz bereitet sich auf solche Szenarien vor.Bild: keystone

So bereitet sich die Schweiz auf drohende russische Cyberattacken vor

Putins Militärgeheimdienst GRU hat Deutschland und weitere NATO-Länder gehackt. Wegen der Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock rückt die Schweiz auch in den Fokus prorussischer Hacktivisten.
07.05.2024, 15:10
Othmar von Matt / ch media
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Die Cyberangriffe vor einem Jahr wirken wie Vorboten auf prorussische Attacken, die der Schweiz drohen, wenn sie am 15. und 16. Juni ihre Ukraine-Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock durchführt.

Wie liefen frühere Cyberangriffe ab?

Die prorussische Gruppierung «NoName057(16)» hatte vom 12. bis 18. Juni 2023 total 57 erfolgreiche DDoS-Angriffe durchgeführt. Bei solchen Attacken versuchen Hacker, einen Online-Dienst zum Absturz zu bringen, indem sie die IP-Adresse des anvisierten Geräts mit mehr Kommunikationsanfragen überfluten, als es verarbeiten kann.

Die Angriffswellen dauerten sieben Tage und betrafen verschiedenste Akteure: Bundesverwaltung (8 Angriffe), Kantone (5), Städte (12), Service-public-Unternehmen wie SBB und Post (5), den Flughafen Zürich (12) und das Rüstungsunternehmen Ruag (1).

Die Angriffe verliefen glimpflich. Die Schweiz habe sie «ohne nachhaltige Schäden» überstanden, schreibt das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (heute: Bundesamt für Cybersicherheit) in einer Analyse vom Oktober 2023. Weder habe «NoName» einen Reputationsschaden verursacht, noch eine geringere Sichtbarkeit der Webseiten bei den Suchmaschinen erreicht. Teilweise erreicht hat sie aber zwei Dinge: höhere Kosten und, möglicherweise, den Abfluss technischer Informationen.

Die Angriffe hingen mit Parlamentsgeschäften zusammen, die «NoName» als proukrainisch einstufte: der Wiederausfuhr von Waffen und der Videorede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Als Selenskyj im Januar Bern und das WEF in Davos besuchte, folgten erneut Angriffe.

Was droht nun wegen der Friedens-Konferenz?

Am 15. und 16. Juni führt die Schweiz auf dem Bürgenstock eine Friedenskonferenz durch. Zu ihr hat sie 160 Staaten und internationale Organisationen eingeladen, nicht aber Russland. Das erhöht die Gefahr von prorussischen Cyberattacken signifikant.

Das Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) bereitet sich mit dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz auf Angriffe vor. Doch was droht der Schweiz genau?

«Konferenzteilnehmende können unter anderem einem erhöhten Cyberspionagerisiko ausgesetzt sein», schreibt das Bundesamt für Cybersicherheit dazu. Auch seien Überlastungsangriffe (DDoS-Angriffe) auf IT-Strukturen von Institutionen zu erwarten, die mit der Konferenz verbunden seien. «Zudem könnten Hacktivisten Websites verunstalten, die in Zusammenhang mit der Konferenz stehen.» In der Fachwelt wird dies als «Defacement» bezeichnet.

Insider gehen noch weiter. Russische Hacker könnten in das WLAN von Hotels eindringen, um Gespräche abzuhören, sagen sie. Auch könnten sie versuchen, den Zugsverkehr oder den Flugverkehr zu stören.

Entscheidend dürfte sein, wer die Schweiz angreift. Sind es prorussische Hacktivisten wie «NoName», Hacker also, die aus politischen Motiven handeln? «NoName» ist seit März 2022 aktiv und verbreitet seine Taten über Telegram. Die Follower können wünschen, welches Ziel als Nächstes angegriffen werden soll. Die Gruppierung will möglichst hohe mediale Aufmerksamkeit generieren.

Oder sind es staatliche russische Akteure wie etwa «Fancy Bear»? Die Gruppe gehört dem russischen Militärgeheimdienst GRU an. Westliche Geheimdienste bezeichnen sie auch als «APT 28» oder als «Militäreinheit 26165». «Fancy Bear» ist verantwortlich für die Cyberattacke auf die deutsche Regierungs- und Kanzlerpartei SPD, mit der E-Mail-Konten kompromittiert wurden, wie am Freitag bekannt wurde.

Welche Vorkehrungen trifft das Bundesamt für Cybersicherheit?

Zu den «konkreten Abwehrmassnahmen» könne man «aus Sicherheitsgründen» keine Auskunft geben, lässt es verlauten. Es betont aber:

«Die IT-Infrastrukturen der Bundesverwaltung sowie die Systeme der Institutionen, die an der Organisation und Durchführung der Konferenz beteiligt sind, werden mittels verschiedener Massnahmen auf die Abwehr von Cyberangriffen vorbereitet.»

Eine dieser Massnahmen dürfte die Vorbereitung auf DDoS-Angriffe sein. So könnten Provider vorgewarnt werden, im Fall von Attacken höhere Datenkapazitäten bereitzuhalten - um Überlastungsangriffe ins Leere laufen zu lassen.

Und welche Massnahmen gibt es offline?

Die Behörden haben über die Sicherheits-Vorkehrungen informiert:

(aargauerzeitung.ch)

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