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Geheime Dokumente zeigen: Darum wurde Nico Hischier der Nummer-1-Draft

New Jersey Devils' Nico Hischier talks with patrons at Hobby's Deli in Newark, N.J., Monday, June 26, 2017. The 18-year-old center was the first Swiss-born player to be drafted first overall ...
Zum Glück hat er nicht nur Sandwiches gegessen: Die körperliche Gesundheit gab den Ausschlag zugunsten Hischiers.Bild: AP/AP
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Geheime Dokumente zeigen: Darum wurde Nico Hischier der Nummer-1-Draft

Nico Hischier ist nicht nur der bessere Spieler als Nolan Patrick. Vertrauliche Dokumente zeigen: Er hatte auch die viel besseren Resultate beim medizinischen Test. Das machte beim NHL-Draft die Differenz.
15.09.2017, 17:3415.09.2017, 19:32
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Es ist nach wie vor eine der ganz grossen Sensationen des Welteishockeys. Ein Schweizer und nicht ein Kanadier ist die Nummer 1 im NHL-Draft 2017 geworden.

Center Nico Hischier, chosen by the New Jersey Devils in the first round of the NHL hockey draft, puts on a jersey Friday, June 23, 2017, in Chicago. (AP Photo/Nam Y. Huh)
Nico Hischier schrieb als erster Schweizer Nummer-1-Draft Geschichte.Bild: AP/AP

Natürlich sprechen spielerische Qualitäten, Talent und Persönlichkeit auch für Nico Hischier. Aber letztlich sind es «weiche» Faktoren. Sie können unterschiedlich interpretiert, diskutiert und gewertet werden. Es hätte in diesem Bereich genug Gründe gegeben, die für Nolan Patrick als Nummer1-Draft sprechen.

Hingegen gibt es harte Fakten, die Nico Hischier zur Nummer 1 gemacht haben: die medizinischen Tests. Die Draft-Spitzenkandidaten sind nicht nur die von den Scouts am intensivsten beobachteten Spieler der Welt. Sie sind vor allem auch die von den Sportärzten am besten untersuchten, «durchleuchteten» und getesteten Eishockeyspieler.

Diese medizinischen Tests sind, wie Dokumente zeigen, die watson vorliegen, dem favorisierten Nolan Patrick zum Verhängnis geworden. Er galt ja eigentlich als sicherer Nummer-1-Draft. Erst im letzten Moment rückte Nico Hischier in die Favoritenposition. Nun wissen wir warum: Weil Nolan Patrick bei den medizinischen Tests (Functional-Movement-Screen) durchgefallen ist.

Stark vereinfacht gesagt werden sieben Bereiche untersucht/getestet. Die Original-Bezeichnungen:

  • Shoulder Mobility (Schulter-Beweglichkeit)
  • Active Straight Leg Rise (Gestrecktes Beinheben in Rücklage)
  • Rotary Stability  (Rotationsstabilität)
  • Trunk Stability (Rumpfstabilität)
  • Hurdle Step (über eine Hürde steigen)
  • Deep Squat (Überkopf-Kniebeuge)
  • In-Line Lunge (Ausfallschritt-Kniebeuge)
Diese Übungen werden beim «Functional Movement Screening» absolviert.Video: YouTube/CentricHealthBC

Die Ärzte machen dann eine vierstufige «Ampel-Bewertung». Grün ist ein günstiges Resultat, dann folgen gelb und rot und schliesslich noch als schlechteste aller Bewertungen die Empfehlung, zum Arzt zu gehen.

Nico Hischier combine results
Nico Hischiers Resultate bei den medizinischen Tests.Bild: nhl

Nico Hischier hat alle Untersuchungen/Tests im «grünen Bereich» bestanden. Nolan Patrick bekam hingegen in einem Bereich «rot» und in einem «gelb». Ausgerechnet ein so wichtiger Punkt wie die Beweglichkeit im Schulterbereich («Shoulder Mobility») ist mit der Tiefstnote 1 und «rot» bewertet worden.

Nolan Patrick combine results
Nolan Patricks Resultate bei den medizinischen Tests.Bild: nhl

Damit war für einen General Manager, der die Wahl zwischen Nico Hischier und Nolan Patrick hatte, alles klar. Zumal es ja bei den spielerischen Qualitäten nur geringe Unterschiede gibt.

Den Nummer-1-Draft für einen Spieler einzusetzen, der bereits im Juniorenalter oft verletzt ist und bei dem die medizinischen Tests ein erhebliches künftiges Verletzungsrisiko zu Tage fördern, wäre sehr riskant. Gerade in einem so intensiven «Kontakt-Sport» wie Eishockey, in dem die Gefahr einer Verletzung so oder so auch bei einem durch und durch fitten Spieler bereits hoch ist.

This photo taken May 27, 2107, shows Top Prospect Award recipient Nolan Patrick, from the Brandon Wheat Kings, holding his trophy following a media availability at the Memorial Cup in Windsor, Ontario ...
Nolan Patrick reichte es «nur» zum Nummer-2-Pick.Bild: AP/The Canadian Press

Diese Testresultate stellen unserer Nachwuchsausbildung ein gutes Zeugnis aus. Mit ziemlicher Sicherheit ist die vielseitige Ausbildung eines Spielers in der Schweiz durch das Schwergewicht auf dem Training und nicht auf einer extremen Belastung durch zu viele Spiele vielfältiger, ausgewogener – ganz einfach viel besser – als in Nordamerika.

Tatsächlich werden im rauen nordamerikanischen Juniorenhockey mit über 100 Partien pro Saison ungleich mehr Talente verheizt als in der Schweiz mit etwas mehr als 70 Spielen für die Besten – aber ohne weite Reisen während der Meisterschaft. Bei der hohen Belastung durch Spiele und Reisen ist in Nordamerika gar keine so sorgfältige medizinische Betreuung und Ausbildung der Nachwuchsspieler möglich wie bei uns.

Du willst die Resultate der NHL-Combine selbst nachlesen?
- Hier geht es zu den Resultaten von Nico Hischier
- Hier geht es zu den Resultaten von Nolan Patrick

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tikkanen
15.09.2017 17:42registriert November 2014
...habe mich extrem über Nico's 1st Overall gefreut, zumal Nico noch 2 Jahre in Europas Hockeyhauptstadt gespielt hat👍🏻Aber jetzt sollten die Erwartungen nid überschiessä, Nico's Rookiesaison kann nicht mit Matthews oder Laine's verglichen werden. Allein aufgrund seines Teams, die Trap-Teufel sind keineswegs mit den Leafs unter Babcock oder den Jets mit Wheeler und Scheiffele zu vergleichen. Item, wünsche Nico nur das beste🤗😎🍻
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Jein
15.09.2017 19:50registriert August 2017
Wäre noch wesentlich in diesem Artikel zu erwahnen, dass Patrick in den letzten 4 Saison nur eine ganz durchspielte und zahlreiche Spiele verletzungsbedingt ausfiel.

U.a. vor drei Jahren eine Schulterverletzung (was evtl. die Ergebnisse des med. Test erklärt), und 10 Tagen vor dem Draft wurde er noch operiert.

Auch wenn Patrick sich durchaus zu einem guten Spieler entwickelt sollte, stellten diese Verletzungen wohl ein Risiko dar.
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marak
15.09.2017 21:14registriert April 2014
Gut möglich, dass in den Staaten die Spieler eher verheizt werden. Der Talentpool ist um ein Vielfaches höher. Da ist man einfach nachlässiger. Aber am Ende ist es dann nicht so wichtig, ob man Nr. 1 oder 2 ist. Der Weg ist lang - für alle.
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