Seit 25 Jahren blickt das Weltraumteleskop «Hubble» in die Tiefen des Weltalls. Die atemberaubenden Aufnahmen revolutionierten die Astronomie und gehören längst zum Kulturgut der Menschheit. Auch der Schweizer Astronaut Claude Nicollier hat eine besondere Beziehung zu «Hubble».
Er begegnete dem ersten Teleskop im Weltraum 1993 zum ersten Mal, und zwar wegen eines peinlichen Geburtsfehlers: Nach dem Start des von der NASA und der Europäischen Weltraumagentur ESA gemeinsam entwickelten Instruments zeigte sich schnell, dass sein 2.4 Meter grosser Hauptspiegel nicht ganz korrekt geschliffen war. Das Ergebnis waren unscharfe Bilder.
In einer Space-Shuttle-Mission 1993 konnten Nicollier und seine Kollegen den «Sehfehler» beheben. Dabei bediente Nicollier gekonnt den Roboterarm und absolvierte auch einen Weltraumspaziergang. «Hubble» bekam eine Korrekturoptik - eine Art «Brille». Erst danach sei das Instrument für die Wissenschaft von Nutzen gewesen, sagte Nicollier der Nachrichtenagentur sda.
«Meine schönste Mission»
«Es war meine schönste Mission, und sie war wissenschaftlich von grosser Wichtigkeit», erinnert sich der Astronaut. «Ich fühlte mich privilegiert, dabei zu sein.» Noch vier weitere Male nahmen Space-Shuttle-Astronauten Wartungs- und Modernisierungsarbeiten an dem Teleskop vor - 1997, 1999, 2002 und 2009. Nicollier war auch 1999 dabei.
«Was die Wissenschaft dank ‹Hubble› gelernt hat, ist enorm», sagte Nicollier. Aber nicht nur das: Die spektakulären Bilder aus dem All hätten die Astrophysik einer breiten Öffentlichkeit nähergebracht. ‹Hubble› hat den Blick der Menschen auf das All und auf unseren Platz im Universum nachhaltig verändert», sagte auch die US-Astronomin Jennifer Wiseman gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Sterneninseln aufgespürt
«Hubble» wurde am 24. April 1990 von der US-Weltraumfähre «Discovery» in eine Umlaufbahn gebracht. Aus 560 Kilometern Höhe über der Erde blickt «Hubble» seither in die Tiefen des Alls - ungestört von der irdischen Atmosphäre.
«Hubble» spürte Sterneninseln auf, deren Licht für die Reise zur Erde bis zu 13.4 Milliarden Jahre gebraucht hat. Dem Weltraumteleskop gelang damit ein Blick in die Frühzeit des Universums. Daten von «Hubble» trugen ausserdem zur Bestätigung der Theorie bei, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt - eine Entdeckung, für die drei Wissenschaftler 2011 den Physik-Nobelpreis erhielten.
Das nach dem US-Astronomen Edwin Hubble (1889 bis 1953) benannte Teleskop lieferte zudem Belege, dass die Entstehung von Planeten bei Sternen ausserhalb unseres Sonnensystems häufig vorkommt. «Das sind fantastische Resultate, die vom Erdboden aus nie möglich gewesen wären», sagte Nicollier.
Weltberühmte Bilder
Einer breiten Öffentlichkeit sind unter anderem die spektakulären «Hubble»-Bilder von planetarischen Nebeln bekannt, die sich beim Tod von sonnenähnlichen Sternen bilden. Für diese Bilder mussten die für Menschen unsichtbaren Infrarot- und Ultraviolett-Aufnahmen des Teleskops im Computer zunächst in sichtbare Farben umgerechnet werden.
Legendär sind auch die Aufnahmen des Weltraumteleskops von Gas- und Staubnebeln in der Milchstrasse, in denen neue Sterne entstehen. Eines dieser Bilder zeigt säulenförmige Gebilde im sogenannten Adlernebel - es wurde unter dem Namen «Säulen der Schöpfung» weltbekannt.
«Ganz wesentlich hat ‹Hubble› dazu beigetragen, dass Menschen auf der ganzen Welt heute mit einem Gefühl des Erstaunens auf den Kosmos blicken», bilanziert die Astronomin Wiseman vom Goddard Space Flight Center der US-Weltraumbehörde NASA in Greenbelt (US-Bundesstaat Maryland).
25 Jahre nach seinem Start dürften «Hubble» noch eine Reihe weiterer Jahre wissenschaftlicher Arbeit beschieden sein, auch wenn sein Nachfolger bereits im Bau ist - 2018 soll das weitaus grössere «James Webb Space Telescope» starten.
(sda/afp/lue)