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Wie zwei Briten und ein Marokkaner wollen Todesstrafe in Donezk entkommen

Wie zwei Briten und ein Marokkaner ihrem Todesurteil in Donezk entkommen wollen

Nachdem die drei Männer bei der Verteidigung von Mariupol gefangen genommen worden sind, droht ihnen die Todesstrafe, welche die «Volksrepublik Donezk» unlängst wieder eingeführt hat. Die Verurteilten gehen in Berufung.
14.07.2022, 11:32
Hans-Caspar Kellenberger/dpa/ch media
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Mit gesenktem Kopf sitzen die drei kahl geschorenen Männer hinter dem Gitter in einem Gerichtssaal. Bewacht werden sie von Milizionären der international nicht anerkannten «Volksrepublik Donezk» in der Ostukraine. Die Bilder des 21-jährigen Marokkaners Brahim Saadoun sowie den beiden Briten Aiden Aslin (28) und Shaun Pinner (48) gingen um die Welt.

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Aiden Aslin, Brahim Saadoun und Shaun Pinner erwartet in der sogenannten prorussischen «Volksrepublik Donezk» die Todesstrafe durch Erschiessung.Bild: keystone

Ihr Martyrum verbindet die drei Männer unterschiedlicher Herkunft: Sie alle wurden Anfang Juni im Rahmen eines umstrittenen Gerichtsverfahrens wegen angeblicher «Söldneraktivitäten» sowie «Terrorismus» zum Tode verurteilt, da sie auf Seiten der Ukraine im Krieg gegen Russland gekämpft haben.

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Denis Puschilin, Separatistenführer der «Volksrepublik Donezk», hat am Dienstag mit einem Erlasst das Moratorium auf die Todesstrafe aufgehoben, um die drei ausländischen Kämpfer hinrichten zu können. In Russland könnten die drei Kombattanten indes nicht hingerichtet werden. Das Land hatte mit dem Beitritt zur EU-Menschenrechtskonvention, welche die Todesstrafe untersagt, ein Moratorium eingeführt.

Kriegsgefangene sind keine Söldner

Am Mittwoch haben die drei Gefangenen Berufung gegen das Todesurteil eingelegt. Sollte das Gericht der «Volksrepublik Donezk» die Strafe für rechtmässig halten, dann soll das Urteil vollstreckt werden. Die zwei Briten und der Marokkaner würden dann Puschilin zufolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit erschossen. Zuvor hatte bereits die Anwältin von einem der Männer über die Berufung ihres Mandanten berichtet.

Die Ukraine, Grossbritannien und die UNO kritisierten das Todesurteil scharf und sprachen von Kriegsgefangenen, die Anspruch auf Schutz und eine Behandlung gemäss der Genfer Konvention hätten. Denn sie seien Teil der offiziellen ukrainischen Streitkräfte gewesen – und keine Söldner. Wie Letztere werden die drei Gefangenen jedoch behandelt, denn Söldner hätten nach internationalem Recht keinen Anspruch auf Schutz.

Das Todesurteil wäre damit ein weiteres Kriegsverbrechen vonseiten der russischen Separatisten, sollte es vollstreckt werden. Saadoun, Aslin und Pinner wurden Mitte April gemeinsam in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol von prorussischen Separatisten gefangen genommen.

In der Ukraine verwurzelt

Separatistenchef Puschilin sprach zudem auch von Prozessvorbereitungen gegen mehr als hundert ukrainische Kämpfer, die bis Ende Mai das mittlerweile von Russland eroberte Mariupol verteidigt hatten. Verschiedenen Medien zufolge sind auch weitere Ausländer in der Gewalt der Separatisten.

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Alle drei zum Tode Verurteilten sind in der Ukraine seit mehreren Jahren verwurzelt.Bild: keystone

Die Ironie der Geschichte: Die drei Männer sind allesamt in der Ukraine verwurzelt. Brahim Saadoun, der jüngste der drei Verurteilten, wanderte vor etwas mehr als zwei Jahren aus Marokko in die Ukraine aus, um in Kiew Ingenieurwissenschaften zu studieren. Marokkanische Studierende waren bis zum russischen Angriff nach Inderinnen und Indern die zweitgrösste Gruppe ausländischer Studierender in der Ukraine.

Aiden Aslin indes ist ukrainisch-englischer Doppelbürger. Er kommt aus dem englischen Newark und war dort Pfleger. Seit 2018 lebte er in der Ukraine, und hat eine ukrainische Verlobte. Genauso der 48-jährige Brite Shaun Pinner, der als Angehöriger einer ukrainischen Marineinfanteriedivision Mariupol verteidigte, bis er gefangen genommen wurde. Er ist mit einer Ukrainerin verheiratet. (aargauerzeitung.ch)

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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roger_dodger
14.07.2022 11:50registriert Februar 2016
Tja, dann würde ich im Gegenrecht auch mal alle Separatisten als Terroristen in der Ukraine klassifizieren und auch alle Wagner Truppen als Söldner behandeln.
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Tokyo
14.07.2022 13:19registriert Juni 2021
unglaublich ekelhaft was dort läuft
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Amateurschreiber
14.07.2022 13:23registriert August 2018
Merken die Separatisten nicht was sie für ein Bild abgeben?
Einfach so gnadenlos und mit allen Mitteln jemand zum Tod verurteilen (wollen) und dann auch noch durch erschiessen!
Was sind das für Barbaren?
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