Remdesivir, Lopinavir, Ritonavir: Die Liste der Namen von antiviralen Wirkstoffen, welche sich während der Pandemie immer mal wieder Gehör verschafft haben, ist lang.
Bei den meisten Medikamenten, welche man zur Corona-Therapie in Betracht zog, handelte es sich um Medikamente, die für andere Zwecke entwickelt worden waren. Ein bekanntes Beispiel ist Remdesivir, ein Arzneistoff, der gegen Ebolafieber und Marburgfieber entwickelt wurde.
Medikamente umzufunktionieren ist in der Regel einfacher als eine Neuentwicklung. Trotzdem konnte keines dieser Medikamente überzeugen. Vor gut einem Jahr kam die Corona-Impfung auf den Markt.
Die Impfung wirkt präventiv, Impfdurchbrüche sind jedoch nicht auszuschliessen. Zudem müssen Impfungen von Zeit zu Zeit aufgefrischt werden. Ein Medikament kommt erst bei einer Infektion oder bei Kontakt mit einer infizierten Person ins Spiel, um Erkrankte vor einem schlimmen Corona-Verlauf und Todesfall zu schützen.
Wie erfolgreich ein Medikament zur Behandlung einer Viruserkrankung sein kann, zeigt das Beispiel HIV. Die über Jahre erforschten HIV-Medikamente ermöglichen den Patienten ein nahezu symptomfreies Leben und verhindern eine Virusübertragung.
Um die Pandemie zu bekämpfen, brauche es aber sowohl die Impfung als auch ein Medikament, sagt Virologin Ulrike Protzer der Universität München.
Wie beim Impfstoff verläuft die Forschung von Medikamenten gegen Corona schneller als je zuvor in der Geschichte der Pharmazie. Mehr als 600 potenzielle Anti-Covid-19-Medikamente werden laut US-Verband BIO derzeit geprüft.
Am 11. November hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht für die Zulassung von zwei neuen Medikamenten gegen Covid-19 erteilt. Die beiden Arzneimittel Ronapreve des Schweizer Pharmaunternehmens Roche sowie das Mittel Regkirona des Herstellers Celltrion aus Südkorea sollen in frühen Stadien der Infektion eingesetzt werden und demnächst von der EU zum Einsatz freigegeben werden.
Noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen jedoch zwei andere Arzneimittel, die bereits vor ihrer Zulassung als Therapiedurchbruch gefeiert werden: Paxlovid von Pfizer und Molnupiravir von Merck. Aufgrund überzeugender Resultate brach man die laufende Studie der beiden Medikamente ab und reichte gleich die Zulassung ein.
Das Medikament aus dem Hause Pfizer hemmt die Vermehrung von Sars-CoV-2 im Körper. Die Tabletten sind im Gegensatz zu allen anderen Corona-Medikamenten in einem Punkt besonders: Sie wurden nicht für einen anderen Zweck entwickelt, sondern eigens gegen das Coronavirus – und das in Rekordzeit. Noch steht das Arzneimittel vor seiner Zulassung. Der Pharmariese Pfizer meldet bereits seinen Durchbruch.
Knapp 2000 Personen aus verschiedenen Ländern, die sich mit dem Corona-Virus infizierten und bei denen ein hohes Risiko bestand, schwer an Corona zu erkranken, nahmen an der Studie teil. Die eine Hälfte der Studienteilnehmer erhielt das Medikament, während der anderen Hälfte ein Placebo verabreicht wurde.
Unter den beiden Gruppen unterteilte man die Teilnehmer weiter in Untergruppen ein. Eine erhielt das Medikament drei Tage nach den ersten Symptomen, die andere erst am fünften Tag.
Die Resultate: Keine einzige Person, welche Paxlovid einnahm, starb. Die Placebo-Gruppe verzeichnete 17 Todesfälle.
Auch das Risiko einer Spitaleinweisung nahm stark ab. Während neun Personen, welche Paxlovid erhielten, im Krankenhaus behandelt werden mussten, waren es 68 Personen der Placebo-Gruppe.
Die Pille reduzierte die Gefahr einer Hospitalisierung bei Risikopatienten um 89 Prozent, wie Pfizer bekannt gab. Je schneller das Medikament eingenommen wird, desto höher sei der Schutz. Laut Pfizer sei es während der Studie nur zu Nebenwirkungen mit einer geringen Intensität gekommen.
Die Studie wurde wegen der überzeugenden Resultate frühzeitig abgebrochen.
Nach Abbruch der Studie wurden die Daten an die US-Arzneimittelbehörde FDA weitergegeben. Diese habe bereits mit der Prüfung einer Zulassung begonnen. «Die Ergebnisse übertreffen unsere kühnsten Träume», sagte Annaliesa Anderson, eine Pfizer-Mitarbeiterin, die an der Entwicklung des Medikamentes mitwirkte. Das Medikament dürfte gemäss Anderson einen grossen Einfluss auf ein Ende der Pandemie haben.
Grossbritannien hat bereits 250'000 Packungen des antiviralen Medikaments bestellt. Sollte Paxlovid die Zulassung der FDA erhalten, bräuchte das Medikament noch die Zulassung der Schweizer Aufsichtsbehörde Swissmedic, bis es hierzulande eingesetzt werden könnte.
Gedacht sind die Tabletten für Personen über 60 Jahre oder Personen mit Vorerkrankungen, welche anfälliger für einen schweren Covid-Verlauf sind.
Die Kosten einer fünftägigen Behandlung sollen sich in den reicheren Ländern auf rund 700 Dollar belaufen. Ärmeren Ländern wolle man einen Vorzugspreis gewähren.
Das Pharmaunternehmen Merck wollte die Arznei vor der Pandemie eigentlich gegen Influenza entwickeln. Jetzt gilt es als weiterer Hoffnungsträger im Kampf gegen das Coronavirus. Das Medikament stört die Vermehrung des SARS-CoV-2-Virus und vermindert so schwere Krankheitsverläufe. In Grossbritannien ist das Medikament bereits zugelassen.
Eine Zwischenanalyse der Phase-3-Studie hat ergeben, dass die Einnahme von Molnupiravir das Risiko einer Spitaleinweisung bei Covid-Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen um 50 Prozent reduziert.
In der Studie wurden Daten von 775 Personen analysiert. Von 385 Patienten, die Molnupiravir erhielten, wurden 28 ins Spital eingewiesen. Gestorben ist in dieser Gruppe keiner.
Von den 377 Patienten, die mit einem Placebo behandelt wurden, mussten hingegen 53 ins Spital eingewiesen werden. Acht Personen aus dieser Gruppe starben. Bei den Probanden wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen nachgewiesen.
Wie bei Paxlovid wurde auch diese Studie wegen der überzeugenden Resultate abgebrochen. «Die Zahlen deuten tatsächlich auf eine gute Wirksamkeit gegen das Coronavirus hin», sagt der deutsch-amerikanische Virologe Dr. Heinz Feldmann, der das Virologielabor der Rocky Mountain Laboratories am US-amerikanischen National Institute of Health leitet.
Trotzdem gibt es noch einige Fragen rund um Molnupiravir. Bei Versuchen mit Zellkulturen von Säugetierzellen haben Wissenschaftler der University of North Carolina Veränderungen festgestellt. Konkret könne es zu ungewollten Mutationen im Erbgut kommen. Es wird befürchtet, dass Krebs ausbrechen könnte oder Schäden bei Kindern im Mutterleib entstehen könnten, wenn Schwangere das Medikament einnehmen.
Fachleute halten es aber derzeit für unwahrscheinlich, dass das bei menschlichen Patienten unter realistischen Bedingungen passiert.
Als erstes Land weltweit hat die britische Arzneimittelbehörde MHRA das Corona-Medikament in Pillenform Anfang November zugelassen. Das Mittel wurde als sicher und effektiv bewertet. Auch die US-Behörde FDA hat ein Zulassungsverfahren für das Mittel eingeleitet. Auch hier gilt: Das Medikament muss erst von Swissmedic zugelassen werden, damit es hierzulande angewendet werden kann.
Das Medikament ist für Risikopatienten gedacht. An der Studie nahmen denn auch vor allem ältere Patienten über 60 mit Diabetes, Bluthochdruck oder chronischen Lungenerkrankungen teil, erklärte der Berliner Arzt Dr. Axel Baumgarten, der an den Studien beteiligt war.
Rund 700 Dollar soll eine Behandlung in den USA kosten. Merck hat angekündigt, dass nicht-exklusive Lizenzvereinbarungen für Molnupiravir mit etablierten Generikaherstellern abgeschlossen seien, um die Verfügbarkeit von Molnupiravir in mehr als 100 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu beschleunigen, sobald das Medikament zugelassen ist.
Abgesehen davon kostet die Dosis dann $700 anstelle von $25 bei einer Impfung. Ich fasse es nicht, sicher hätten einige gerne noch goldenes Toilettenpapier dazu.
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Ungeimpfte sollen die 700 selber bezahlen .
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Ist Fair
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