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Verband schlägt Alarm: Fischsterben wird immer dramatischer

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Bild: KEYSTONE/Michael Buholzer

Verband schlägt Alarm: Fischsterben wird immer dramatischer

Das Fischsterben in der Schweiz nimmt besorgniserregende Ausmasse an: Drei Viertel der einheimischen Fische sind ausgestorben, bedroht oder gefährdet. Die Fischerei-Verbände wollen dagegen vorgehen – und hoffen auf mehr Verständnis der Bevölkerung.
19.09.2024, 02:4519.09.2024, 02:45
Raphael Willen / ch media
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Lachs, Meerforelle, Flussneunauge, Atlantischer Stör, Mittelmeerstör, Maifisch, Finte, Huchen – all diese Fischarten sind in den letzten Jahren in der Schweiz verschwunden. Rund ein Fünftel der ursprünglichen Arten ist mittlerweile gänzlich ausgestorben.

Diverse Fischarten sind zudem vom Aussterben bedroht. So zum Beispiel die Forelle und die Äsche, die in der ganzen Schweiz als stark gefährdet gelten, wie Kurt Bischof vom Schweizerischen Fischerei-Verband sagt. Die Nase ist besonders im Kanton Bern stark unter Druck. Die Marmorierte Forelle ist laut Bischof ebenfalls höchst gefährdet und der Rhone-Streber wurde vergangenen Sommer das letzte Mal gesichtet.

Oft Menschen schuld an Fischsterben

Laut dem Bundesamt für Umwelt BAFU kommt es in der Schweiz alle zwei Tage zu einem akuten Fischsterben. Grösstenteils sind Menschen dafür verantwortlich. Immer wieder geraten Gülle, häusliche und industrielle Abwässer, Öl, Teer, Lösungsmittel, Desinfektionsmittel oder Zementwasser in Flüsse oder Seen.

Aber auch natürliche Ursachen führen zu Fischsterben. «Der Klimawandel mit der Hitze einerseits und Überschwemmungen andererseits, aber auch die Energienutzung und der Siedlungsdruck» würden den Fischen schaden, wie Kurt Bischof erklärt.

Im Mittelland müsse man besonders auf die Sense achtgeben, sagt Bischof. Sie gilt als eine der letzten natürlichen und unverbauten Gewässer dieser Grösse und ist damit eine Ausnahme im ganzen Alpenraum. Wegen der Vielfalt an Strukturen beherbergt die Sense eine hohe Artenvielfalt. «Es gilt enorm achtzugeben, dass wir dieses Juwel an Natur nicht zerstören», sagt der Kommunikationschef des Schweizerischen Fischerei-Verbands.

Schweiz hat Aufholbedarf

Um dem Fischsterben entgegenzuwirken, setzen sich die Fischerei-Verbände unter anderem dafür ein, dass Gewässer renaturiert werden. «Die Schweiz ist da total im Rückstand», meint Kurt Bischof. Zudem benötige es gute Verhandlungen zwischen Nutzern und Playern. «Ein gutes Beispiel ist der Austausch zwischen Fischern und der Kraftwerke Oberhasli AG bezüglich der Grimsel-Staumauer.»

Daneben hat der Fischerei-Verband einige Projekte am Start, um das Sterben der Fische einzudämmen. Mit «Fischer schaffen Lebensraum» beispielsweise nehmen Fischerinnen und Fischer kleine bauliche Sanierungen an Gewässern vor. «Fischer machen Schule» soll Kinder ans Wasser führen und das Verständnis für das Leben am und im Wasser fördern.

Mit dem Fischzentrum Schweiz, das in den nächsten Jahren am Moossee entsteht, gibt es in der Region Bern ausserdem schon bald so etwas wie eine «Vogelwarte für Fische».

«Druck auf Fische wird nicht ernst genommen»

Bischof bedauert, dass der steigende Druck auf Gewässer und Fische oft nicht ernst genommen wird. «Die Vögel singen, die Insekten stechen, die Fische sind stumm. Deshalb fliegt die aquatische Biodiversität völlig unter dem Radar der Wahrnehmung.»

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