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Zu wenig Eishallen – droht Eishockey-Clubs die Auflösung?

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Bild: KEYSTONE/Peter Schneider

Zu wenig Eishallen – droht Eishockey-Clubs die Auflösung?

In der ganzen Schweiz fehlt es an Eishallen – auch im Kanton Bern. Die Thematik ist nicht neu, könnte sich aber noch verschärfen, da immer mehr Eishallen kostspielige Sanierungen benötigen. Akut ist das Thema im Berner Oberland, wo Vereine durch die Problematik gar vor einer Auflösung stehen.
21.06.2023, 05:5321.06.2023, 05:53
Matthias Fuchser / ch media
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Der Frust beim EHC Grindelwald ist gross. Der Grund: das Kunsteis in der Eishalle soll durch kostengünstigeres synthetisches Eis ersetzt werden – dies bis 2035 eine allfällige neue Eishalle gebaut werden kann, so der Plan der Sportzentrum Grindelwald AG. «Unser und weitere Hockeyclubs stehen vor dem Tod», sagt dazu der Präsident des EHC Grindelwald, Daniel Demarmels. Auf synthetischem Eis darf keine offizielle Meisterschaft gespielt werden. Dass Vereine aus Grindelwald längerfristig auf andere Eishallen ausweichen könnten, sei nicht möglich. Denn nicht nur in Grindelwald fehlt es an Infrastruktur – sondern im ganzen Kanton. Der Schweizer Eishockey Verband, Swiss Ice Hockey, bestätigt die Problematik auf Anfrage von BärnToday: «In der ganzen Schweiz fehlt es an Eishallen/Eisbahnen, der Kanton Bern ist da keine Ausnahme.»

Das Thema ist nicht neu. Die Situation verschärft sich aber zunehmend, da viele Eishallen in die Jahre gekommen sind und Sanierungen anstehen. Gelder aus der öffentlichen Hand, die meistens die Eishallen mittragen, fliessen dabei nicht ohne langwierige Verfahren. Dies zeigen aktuelle Beispiele in Interlaken und Thun, wo die Sanierungen der Eishallen mehrmals für Diskussionen sorgten oder wegen zu hoher Kosten im Fall des Grabenguts in Thun nochmals verschoben wurden.

Bestehende Infrastruktur ausgelastet

«Es besteht ein Infrastrukturproblem, gerade in den Ballungsgebieten», sagt auch Alex Reymondin, Präsident des EHC Thun. «Praktisch alle Eishallen im Berner Oberland und im Mittelland, sind sehr gut oder komplett ausgelastet». Dasselbe bestätigt Ruben Kauz, Geschäftsführer der Localnet-Arena in Burgdorf für das Emmental: «Im Winter haben wir eigentlich gar keine freien Kapazitäten, die wir Vereinen anbieten könnten.» Zu spüren bekommt der Eishallen-Mangel vor allem der Breitensport. Die Folgen: Trainings zu Unzeiten – spät am Abend, eine Reduktion der Anzahl Trainings oder gar die Auflösung der Vereine, wie es in Grindelwald passieren könnte.

Der Beliebtheit des Eishockeys tat das bisher keinen Abbruch. Die Sportart ist nach wie vor sehr beliebt. Swiss Ice Hockey schreibt: «Gemäss den aktuellen Mannschaftsanmeldungen für die kommende Saison sind es nicht weniger Mannschaften als letzte Saison. Auch beim Spielbetrieb ist das Interesse also nach wie vor gross.»

Entwicklung des Eishockeys gefährdet?

Doch, was passiert, wenn immer mehr Eishallen verschwinden? Verliert das Eishockey plötzlich nicht an Gewicht und damit Talente an andere Sportarten? Der baldige NHL-Spieler aus Wilderswil, André Heim, fand etwa beim SC Unterseen-Interlaken zum Eishockey – in einer Eishalle, die aktuell ebenfalls auf eine Sanierung wartet.

Die Problematik sei erkannt, sagt Alex Reymondin aus Thun: «Es gebe erste lose Diskussionen, dass man beim Verband reagieren muss. Auch in Hinblick der Frauenförderung im Eishockey brauche es dringend Infrastruktur.» Reymondin denkt dabei an den Sportdachverband Swiss Olympic, welcher sich bei der Politik für die Eishockey-Szene einsetzen sollte.

Zuletzt investierten verschiedene professionelle Hockeyvereine vermehrt in den Frauensport. Auch der SCB verkündete, dass das Frauenteam EV Bomo Thun in die SCB-Organisation unter dem Namen SC Bern Frauen integriert wird. Sorgt diese Entwicklung für einen Boom beim Fraueneishockey, wird der Bedarf nach Eiszeiten nicht kleiner.

Hoffnung in Grindelwald noch nicht verloren

In Grindelwald steht, aufgrund dem möglicherweise bald fehlenden Kunsteis, auch das Damenteam Snowfox Ladies vor einer ungewissen Zukunft. Der Präsident des EHC Grindelwald Daniel Demarmels hofft aktuell auf ein Umdenken bei den Verantwortlichen des Sportzentrums: «Wir versuchen die Bevölkerung zu mobilisieren und haben auch bei der Gemeinde interveniert». Es brauche Zeit, damit man Lösungen für eine mittelfristige Sanierung der Eishalle mit Kunsteis suchen kann.

Klar ist: Gibt es in Zukunft immer weniger Eishallen mit Kunsteis, ist der Weg für Buben und Mädchen zum nächsten Fussball- oder Tennisplatz dann plötzlich nicht mehr weit.

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