Ein Buch wird verfilmt, der Hype ist gross – Buch- wie Filmfans stehen vor den Kinos Schlange. Manche haben das Buch gelesen, andere sehen die Geschichte im Film zum ersten Mal.
Diese Verbindung von Literatur und Film kennen wir alle gut. «Das Verhältnis von Film und Literatur ist aber viel vielschichtiger und komplexer», sagt Ueli Weber, wissenschaftlicher Mitarbeiter im schweizerischen Literaturarchiv. Das soll die Ausstellung «Die Leinwand beschreiben» in der Nationalbibliothek in Bern zeigen.
Sie ist am 31. August gestartet und läuft bis am 12. Januar. Ueli Weber hat sie gemeinsam mit zwei Kollegen konzipiert und kuratiert. Zu sehen gibt es zum Beispiel Texte von Schriftstellern, in denen sie über ihre Liebe zum Film schreiben, Briefe zwischen Schriftstellern und Regisseuren, alte Filmplakate und Filmausschnitte.
Beim Durchgehen ihres Bestandes sei ihm und seinen Kollegen aufgefallen, dass viele Schriftsteller in ihrem Leben eng mit dem Film zu tun hatten, sagt Weber. So sei zum Beispiel aus der Idee des Berner Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt der Film «Es geschah am helllichten Tag» entstanden. Weil er mit diesem aber nicht zufrieden war, schrieb er als Gegenentwurf den Roman «Das Versprechen». Auch Dokumente dieses Vorgangs gibt es in der Ausstellung zu sehen.
Neben Dürrenmatt werden noch andere Berner Schriftsteller, Regisseure und Werke in der Ausstellung thematisiert. So das Buch «Der Goalie bin ig», von Pedro Lenz, das später verfiilmt wurde, Werke des Schriftstellers Jeremias Gotthelf und ein Film des Schriftstellers Matthias Zschokke, von dem Weber sagt, er habe durch seine surrealen Züge «literarische Qualitäten». In der Nationalbibliothek gibt es während der Ausstellung ein kleines Kino, in dem Filmausschnitte gezeigt werden.
Literatur und Film seien aus mehreren Gründen eng miteinander verbunden, sagt Weber «Das Kino braucht immer gute Geschichten. Diese zu finden, ist nicht selbstverständlich. Oftmals gibt es sie in Romanen.» Meist erreichten Filme ein breiteres Publikum als Bücher. «Aus diesem Grund ist dieses jüngere Medium für die Literatur auf einer Seite eine Konkurrenz», erklärt er. «Gleichzeitig kann es aber so auch ein Mittel sein, Bücher bekannter zu machen. Und eine Anregung für Schriftsteller.»
Nicht in allen Punkten fänden sich Film und Literatur. «Beide haben ihre eigenen Qualitäten. Ein Roman lässt viel Spielraum für die Fantasie, ein Film zeigt vieles schon – zum Beispiel das Aussehen eines Charakters», sagt Weber.
Und es hätten beide ihre eigenen Mittel. Filmmusik könne auf eine Art Emotionen hervorrufen, in der es einem Text nicht möglich wäre. Und Sprachkunst könne nie vollständig in einen Film übertragen werden – so zum Beispiel die «Berndeutsche Gestaltung» von «Der Goalie bin ig» von Pedro Lenz. So habe man durch den Wechsel des Mediums immer einen Verlust – aber auch einen Gewinn, sagt Weber.
Die Ausstellung «Die Leinwand beschreiben» ist Montag bis Freitag jeweils von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist gratis.