Wer ein Haustier hat, kennt die Zuneigung, die Tiere geben können. Sie spüren oft, wenn es einem nicht gut geht und suchen Nähe. Ein Trost, den auch Patientinnen und Patienten auf palliativen Stationen benötigen. Obwohl solche Besuche in Schweizer Akutspitälern aufgrund der Hygiene verboten sind, machen Palliativ Care Stationen oft Ausnahmen. Und so leben im Diaconis Bern Katzen und die Palliativ Care Station des Inselspitals lässt regelmässig Therapiehunde Besuche abstatten.
Welche Wirkung Tiere auf Patientinnen und Patienten haben und wie Berner palliativ Stationen mit Tierbesuchen umgehen, haben wir bei Claudia Zürcher-Künzi, Geschäftsleiterin von «palliative bern» nachgefragt: «Das Sterben ist sehr individuell, viele Sterbende möchten am Ende des Lebens noch letzte Bedürfnisse erfüllen. Eine Katze, ein Hund oder ein Pferd zu streicheln kann dazu gehören. Wir waren schon mit einem Patienten, der Palliativ behandelt wurde, auf einer Pferdekoppel, damit er sein Pferd noch ein letztes Mal streicheln konnte.»
Von «palliative bern» werden solche Angebote für die jeweiligen Stationen befürwortet, wenn es ins Setting der Einrichtung passt und es möglich ist, wie Zürcher-Künzi erklärt: «Natürlich ist es schön, wenn es auf palliativen Stationen auch ein Angebot gibt, dass man mit Tieren in Kontakt kommen kann. Die palliative Bewegung hat an Bewusstsein gewonnen. Vieles ist heute möglich und es wurde erkannt, dass auch der Sterbeprozess sehr individuell ist.»
Tiere können auf verschiedene Arten Patientinnen und Patienten in der Sterbephase beruhigen, erklärt Zürcher-Künzi: «Berührungen können eine beruhigende Wirkung haben. Tiere spüren oft, wenn es Menschen nicht gut geht und geben Personen, die im Sterben liegen, Zuwendung. Katzen legen sich zum Beispiel zu ihnen und schnurren. Auch wenn die Patienten oft in einer Schlafphase oder in einem Delirium sind, können die Berührungen sehr beruhigend sein und die Patienten mit der Welt verbinden.»
Nicht nur für die Patienten sei eine solche Zuwendung wichtig, während sie Abschied nehmen: «Auch den Angehörigen können die Tiere beim Loslassen helfen, die Tiere können trösten und in dieser schweren Situation Zuneigung, Nähe und Wärme schenken. Das schätzen viele», weiss Claudia Zürcher-Künzi.
Dieser Trost ist auch bei den ganz jungen Patienten wichtig, stellt sich aber logistisch nicht immer so einfach dar, wie Dr. Eva Maria Tinner, Oberärztin für pädiatrische Onkologie und pädiatrischen Palliative Care erläutert: «Schwer kranke Kinder sind auf den normalen Kinderstationen hospitalisiert und das Team der palliativ Versorgung geht bei den Kindern vorbei. Das kann neben den spezialisierten Pflegenden, Ärztinnen und Ärzten je nach Bedarf des Kindes und seiner Familie der Sozialdienst, die Seelsorge, die Psychologie oder die Musiktherapie sein. Es gelten dort aber die Regeln des Akutspitals, deshalb können keine Tiere zu Besuch kommen.»
Bei Kindern versucht man aber zu ermöglichen, dass sie in ihrem gewohnten Umfeld sein können, erklärt Tinner: «Kinder fühlen sich am wohlsten zu Hause. Deshalb versuchen wir die Betreuung der Kinder bei ihnen zu Hause zu ermöglichen. Da ist der Kontakt zu den Haustieren für viele Kinder sehr wertvoll.» Für die Kindermedizin ist aber auch Therapie mit Tieren bei verschiedenen Krankheiten wichtig: «Bei Kindern mit neurologischen Schäden oder Stoffwechselerkrankungen werden gelegentlich Therapien mit Tieren gemacht, wie zum Beispiel Pferdetherapien. Kinder mit verkrampfter Muskulatur kann es helfen, zu reiten und die Pferde zu berühren», erzählt Eva Maria Tinner.