Studie zeigt: Frauen verlieren bei Scheidung 38 Prozent des Einkommens
In der Schweiz lassen sich rund 40 Prozent der verheirateten Paare wieder scheiden. Wie das SRF berichtet, haben solche Scheidungen vor allem für Frauen wirtschaftlich negative Auswirkungen. So zeigt eine Studie der Berner Fachhochschule, dass das Einkommen der Frau nach der Scheidung im Schnitt um rund 38 Prozent sinkt. Das des Mannes hingegen nur um 3 Prozent.
Dieser Kontrast lässt sich laut der Studie durch drei Gründe erklären:
- Das Haupteinkommen kommt oft vom Mann, da dieser oft Vollzeit arbeitet und die Frau nur Teilzeit. Bei einer Scheidung fällt der Lohnanteil des Mannes für die Frau weg.
- Die Kinderbetreuung liegt meistens bei den Frauen. Nach der Scheidung fällt der finanzielle Anteil, den der Mann zugetragen hat, weg. Somit muss die Frau mehr für die Betreuung mit ihrem Teilzeiteinkommen bezahlen.
- Männer sind meist schneller wieder in einer Beziehung und teilen sich somit die Lebenskosten wieder.
Die Folge dessen ist gemäss der Studie, dass eine von zehn geschiedenen Müttern auf soziale Hilfe angewiesen ist. Bei den Männern sind dies hingegen nur einer von 30.
Die Anwältin und Professorin für Familienrecht Sabrina Burgat sagt gegenüber dem SRF, dass die Rollenverteilung in der Schweiz noch immer sehr traditionell sei.
Diese Konstellation könne während einer Ehe funktionieren, nach der Trennung werde dies jedoch problematisch.
Es gibt auch Gegenbeispiele
Doch nicht alle Geschiedenen passen in das Schema, das von der Berner Studie aufgeführt wird. So etwa im Falle von Julien Dura. Dieser ist 56-jährig, vierfacher Vater, Pflegeassistent und geschieden. Wie er gegenüber dem SRF sagt, habe er ein monatliches Minus von 5000 Franken. Hinzu kämen Schulden in der Höhe von 121'000 Franken. Der Waadtländer zweifelt daran, dass er dies jemals alles zurückbezahlen könne.
Ebenfalls eine Ausnahme ist die 40-jährige Pauline de Haas. Sie hat eine fünfjährige Tochter und ist ebenfalls geschieden. Bereits vor ihrer Scheidung habe sie mehr verdient als ihr Partner, sagt sie. Nach der Trennung habe sich ihr Einkommen dementsprechend um rund 40 Prozent erhöht.
Um wirtschaftlich negative Folgen zu vermindern, sollten nach einer Scheidung laut Sabrina Burgat beide Eheleute ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit bewahren. (nib)
