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Adolf Hitler

Adolf Hitler: DNA-Analyse weist Kallmann-Syndrom

DNA-Analyse weist Kallmann-Syndrom bei Adolf Hitler nach

Ein makaberes Andenken aus dem Jahr 1945 ermöglicht Jahrzehnte später eine DNA-Analyse: Sie weist bei Adolf Hitler eine genetische Mutation nach.
13.11.2025, 21:1013.11.2025, 21:10
Ellen Ivits / t-online
Ein Artikel von
t-online

Genforscher haben das mutmassliche Erbgut Adolf Hitlers sequenzieren und analysieren können. Die Analyse zeigt: Hitler litt unter dem Kallmann-Syndrom – einer seltenen genetischen Erkrankung, die Pubertät und Geschlechtsentwicklung beeinträchtigen kann.

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Adolf Hitler zusammen mit Eva Braun 1940. Wissenschaftler haben erstmals das mutmassliche Erbgut Adolf Hitlers analysiert.Bild: AP, EVA BRAUN'S PICTURE ALBUM

Das DNA-Material konnte laut der Untersuchung einem blutbefleckten Stoffstück entnommen werden, das ein US-Soldat 1945 aus dem Berliner Führerbunker mitgenommen hatte. Oberst Roswell P. Rosengren hatte es demnach aus dem Sofa geschnitten, auf dem der NS-Diktator sich das Leben genommen hatte.

Damals hätten Menschen winzige Stoffstücke aus dem besagten Sofa als schaurige Souvenirs mit nach Hause genommen, erklärte Thomas Weber, Historiker und Experte für die Geschichte des Nationalsozialismus, im Gespräch mit t-online. «Aus einem dieser Stücke wurde die DNA gewonnen, die nochmals zur Sicherheit mit Proben aus der Verwandtschaft Hitlers abgeglichen worden ist.»

Kallmann-Syndrom bei Adolf Hitler gilt als erwiesen

Achtzig Jahre später hat ein «Andenken» an den Sieg über Hitler Wissenschaftlern also ermöglicht, die DNA des Diktators zu analysieren. Die detaillierten Forschungsergebnisse sollen demnächst in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht werden. Doch der wichtigste Befund wird bereits in der britischen Dokumentation «Hitler's DNA: Blueprint of a Dictator» erläutert.

Es sei nun «zweifelsfrei erwiesen, dass Hitler unter dem Kallmann-Syndrom litt, welches auf eine Genmutation zurückgeht», ordnet der Historiker Weber die Ergebnisse der DNA-Analyse ein.

Auswirkungen auf Adolf Hitler bleiben Spekulation

Das Kallmann-Syndrom ist eine erbliche Entwicklungsstörung, die unter anderem durch einen Mangel an Geschlechtshormonen gekennzeichnet ist, was die Entwicklung der Sexualorgane behindern kann. Tatsächlich ist seit längerer Zeit bekannt, dass Hitler einen nicht abgestiegenen Hoden hatte. Das zeigte eine medizinische Untersuchung Hitlers aus dem Jahr 1923, die 2015 bekannt geworden ist. «Der damals zuständige Mediziner attestierte bei Hitler Kryptochimus, ein Hoden war demnach während seiner Pubertät im Hodenleiter stecken geblieben», erläutert Historiker Weber.

Zudem entwickelt ein Zehntel der vom Kallmann-Syndrom Betroffenen laut der Studie einen sogenannten Mikropenis. Aber ob Hitler davon betroffen war, ist ungewiss. Der genetische Befund der DNA-Analyse ist zwar eindeutig, erlaubt jedoch nur Spekulationen über seine Auswirkungen auf Hitler.

«Verhalten ist niemals zu 100 Prozent genetisch»

Die Genforscher verglichen ausserdem Hitlers Erbgut mit Zehntausenden DNA-Profilen. Dabei ermittelten sie in seiner DNA erhöhte genetische Wahrscheinlichkeiten für Autismus, Schizophrenie, ADHS und bipolare Störungen. Diese «polygenen Risikoscores» stellen allerdings keine Diagnose dar – sie zeigen nur statistische Auffälligkeiten oder ein hypothetisches Erkrankungsrisiko im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung. «Das ist also kein hundertprozentiger Beweis für eine Erkrankung Hitlers, es ist ein Hinweis, eine Möglichkeit», betonte Weber.

Was das bedeutet, bleibt offen. Genetiker und Psychologen warnen davor, aus den Befunden direkte Rückschlüsse zu ziehen. Die kognitiven und sozialen Symptome solcher Erkrankungen könnten eine Rolle gespielt haben – müssen es aber nicht.

Der Psychologe Simon Baron-Cohen, einer der bekanntesten Autismusforscher Grossbritanniens, sagte laut der britischen «Times»: «Verhalten ist niemals zu 100 Prozent genetisch.» Er warnt davor, die Verbrechen Hitlers mit genetischen Merkmalen in Verbindung zu bringen – das sei gefährlich und stigmatisierend.

«Man kann das Böse nicht in einem Genom sehen»

Laut der leitenden Genetikerin Turi King war der Fall eine moralische Gratwanderung. Einige Labore lehnten die Mitarbeit ab. Doch King wollte sicherstellen, dass das Projekt mit grösstmöglicher wissenschaftlicher Sorgfalt durchgeführt wird: «Man kann das Böse nicht in einem Genom sehen», sagt sie.

Die Forscher betonen, dass die Genetik Hitlers seine Verbrechen nicht entschuldigen kann, und warnen davor, Menschen mit ähnlichen Diagnosen zu stigmatisieren. «Die DNA ist immer nur ein Teil des Puzzles eines Menschen», sagt King in der Dokumentation.

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