Das Jahr 2024 war für die Bergflüsse ein gutes: Es gab viel Regen, und weil es im Frühling in den Bergen noch ausgiebig geschneit hatte, floss auch viel kühles Schmelzwasser in die Gewässer.
Die beiden Jahre zuvor zeigten jedoch, dass auch im Kanton Bern viele Gewässer wenig Wasser führen und immer wärmer werden – mit Folgen für die Fische. Das offensichtlichste Beispiel ist die Emme, deren Flussbett immer häufiger stellenweise völlig austrocknet, zuletzt im Juni 2022 und etwas weniger dramatisch auch im Sommer 2023. Der klägliche Rest an Wasser, der noch fliesst, wird zur lauwarmen Pfütze.
Eine am Montag publizierte Studie des Schnee- und Lawinenforschungsinstituts WSL dokumentiert diese Temperatursteigerungen, mit Daten von fast 180 Gewässern in verschiedenen Bergregionen Europas (Alpen, Pyrenäen, französisches Zentralmassiv). Im Kanton Bern wurden etwa die Emme und die Lütschine untersucht.
Die mittlere Wassertemperatur hat in den letzten 30 Jahren um über ein Grad zugenommen. Die lokalen Unterschiede sind natürlich gross, abhängig zum Beispiel davon, ob das Quellgebiet von Gletschern geprägt ist wie im Berner Oberland oder nicht. Die höheren Temperaturen werden in jeder Jahreszeit beobachtet, besonders aber im Sommer.
Die Höchsttemperaturen in den Bergflüssen haben in den letzten 30 Jahren kaum zugelegt. "Aber die Zahl dieser Ereignisse ist deutlich gestiegen», hat Studien-Autorin Amber van Hamel beobachtet – um sieben Tage pro Jahrzehnt, über alle Jahreszeiten hinweg. Das ist ein Plus von 38 Prozent pro Jahrzehnt.
Der Grund für die hohen Wassertemperaturen ist nicht nur die gestiegene Temperatur der Luft, wie man bisher annahm. Diese Computer-Modelle griffen zu kurz, so die Studie. Einfluss hätten auch andere Faktoren: zum Beispiel die Bodenfeuchtigkeit, das Grund- und das Schmelzwasser. Sie wurden bisher nicht berücksichtigt.