«Es war Glück im Unglück», sagt Franjo von Allmen. Der Schweizer Skifahrer verletzte sich Anfang September und zog sich eine Knochenprellung des Oberschenkelknochens und des Schienbeins zu. Doch dies passierte nicht etwa auf der Skipiste, sondern beim Motocross. «Laut dem Arzt hatte ich ziemlich Glück, es hätte auch einen Totalschaden geben können», sagt der Berner Oberländer gegenüber BärnToday. «Die Verletzung passierte bei einer Überstreckung des Beins, was zur Prellung führte.» Bis im Winter gibt es von den Trainern ein Motocross-Verbot für den 23-Jährigen.
Aufgrund der Verletzung musste Von Allmen für vier Wochen aufs Schneetraining verzichten. Seit Anfang Oktober ist er aber wieder auf den Ski unterwegs. Die Verletzung sei zu 98 Prozent ausgeheilt. «Ich fühle mich sehr gut und habe auch keine Schmerzen mehr», sagt der Speed-Spezialist. Mittlerweile kann Von Allmen wieder ohne Probleme Skifahren und trainiert normal mit.
Die Verletzung im September hat den Trainingsprozess nicht gross beeinträchtigt. Von Allmen musste jedoch auf das Trainingscamp in Chile verzichten. «Das war schade. Nicht nur wegen des verpassten Trainings, sondern auch wegen der Erfahrung, die ich dort hätte sammeln können», sagt er.
Dementsprechend ist der Berner Oberländer voll auf Kurs in Richtung Speed-Auftakt im US-amerikanischen Beaver Creek vom 6. bis 8. Dezember. Mitte November geht es für die Fahrer von Swiss-Ski in Richtung Kanada, wo noch zwei Wochen Training anstehen, bevor es dann weiter nach Beaver Creek auf die «Birds of Prey» geht. Von Allmen freut sich sehr. «Es ist gut, dass der Winter kommt. Ich habe den Kraftraum langsam gesehen», sagt er mit einem Schmunzeln. Bis dahin will er noch Kilometer auf dem Schnee sammeln und seine Technik verfeinern.
Franjo von Allmen gehört zu den Speed-Aufsteigern der vergangenen Saison. Beim Super-G im deutschen Garmisch-Partenkirchen feierte er mit dem dritten Platz sein erstes Weltcup-Podest. Auch sonst macht der Berner Oberländer mehrmals auf sich aufmerksam: So auch bei der Abfahrt im norwegischen Kvitfjell, wo er sich den fünften Rang sicherte.
Die guten Leistungen wurden dementsprechend belohnt: Letztes Jahr war Von Allmen noch Teil des B-Kaders von Swiss-Ski. Nun wurde er in die Nationalmannschaft aufgenommen. Auch neben der Piste erhält der Berner Oberländer Unterstützung – Redbull ist als Hauptsponsor eingestiegen.
Der Berner Oberländer bleibt auf dem Boden. Viel habe sich damit nicht verändert. «Skifahren bleibt Skifahren», sagt Von Allmen. Neu ist der Servicemann. Sepp Kuppelwieser, der lange die Ski von Beat Feuz präparierte und vergangene Saison für die beiden Österreicher Stefan Babinsky und Lukas Feurstein verantwortlich war, wird sich künftig um Von Allmens Ski kümmern. «Er weiss, was er macht. Es braucht aber noch ein wenig Abstimmung, damit er weiss, was ich von ihm brauche und umgekehrt», erklärt Franjo von Allmen.
Von den anderen Swiss-Ski-Fahrern schaut sich Von Allmen nicht allzu viel ab. «Beim Rennen wird die Linienwahl besprochen oder die Taktik, die man ein wenig abschauen kann», sagt Von Allmen. Ansonsten versuche er, sein eigenes Ding zu machen. «Wenn jemand eine Fahrt mehr macht als ich oder ich eine mehr als die anderen, habe ich kein schlechtes Gewissen.»
Nach den starken Resultaten seien die Erwartungen gestiegen – die von aussen, aber auch seine eigenen. «Man darf aber nicht vergessen, dass es für mich erst die zweite Weltcupsaison ist», sagt Von Allmen. Viele Strecken seien noch relativ neu für ihn. «Realistisch bleiben und nicht nur noch Podestplätze erwarten», sagt er. Für ihn sei es wichtig, die Leistungen der vergangenen Saison bestätigen zu können. Konkrete Ziele setzt sich Von Allmen, wenn es dann mehr Richtung Rennen geht.
Skifahren ohne das Thema Verletzungen ist kaum noch vorstellbar. Gerade in der letzten Saison erwischte es viele grosse Namen im Skizirkus – so auch Aleksander Kilde. Nach dem schweren Sturz in Wengen gab der Norweger am Mittwoch bekannt, dass er auf die kommende Saison verzichten muss. «Irgendwie muss man das ausblenden. Du kannst nicht am Start eines Rennens stehen und Angst vor einer Verletzung haben», sagt Von Allmen. Der Berner Oberländer versucht gar nicht daran zu denken.
Ansonsten ist das Motocrossfahren für den Speed-Spezialisten ein wichtiger Ausgleich. Bezüglich der Verletzungsgefahr geht der Berner Oberländer es mit «gesundem Menschenverstand» an. «Schlussendlich kann immer überall etwas passieren. Dann darfst du auch nicht biken gehen oder sonst etwas machen», erklärt Von Allmen.