Mossul (den). Eine weitere Woche, eine weitere Geschichte über das unbarmherzige Regime des Islamischen Staates. Am Wochenende haben IS-Kämpfer in der nordirakischen Stadt Mossul einen ihrer Kommandeure auf einem Platz im Zentrum der Stadt hingerichtet. «Hauptmann Al-Funani hat es gewagt, am letzten Freitag sein Altpapier in Papiertragtaschen zu entsorgen», sagt der Kämpfer Faisal Fajula, der den Hauptmann nach dessen Verbrechen verhört hat. «Al-Funani hat mir versichert, dass er keine Schnur zu Hause gehabt hätte. Deshalb habe er ein paar alte Aldi-Tragtaschen mit dem Altpapier gefüllt und diese vor sein Haus gestellt.»
Doch Al-Funani hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. «Unsere Junioren, die jeden Freitag die Altpapier-Runde durch Mossul machen, haben uns auf das Vergehen von Al-Funani aufmerksam gemacht», so Fajula. Er und seine Mitkämpfer haben sofort gehandelt. «Wir vom IS sind ja gmögige Leute, die auch öfters mal ein Auge zudrücken. Aber es gibt Themen, da hört der Spass auf: Bei sichtbaren Knöcheln, Schlagermusik und falschem Recycling ziehen wir die Grenze.»
Die Bestrafung für das Recycling-Vergehen hat jedoch laut IS-Gelehrten nichts mit brutaler Willkür zu tun. «Richtiges Recycling ist eine uralte salafistische Tradition, die nicht vielen Menschen bekannt ist», sagt Scheik Mustafa Bin-Hamam. Der 45-Jährige unterrichtet seit sieben Monaten salafistisches Recht an der IS-Klubschule in Mossul. «Liest man in den lange verschollenen Tagebüchern des Propheten Mohammeds, erfährt man, dass Bro-Hammed, wie wir ihn beim IS scherzhaft nennen, ein starker Verfechter von sauberem Recycling war. Wir wollen diese Tradition fortführen und verwerten beispielsweise für unseren neuen, geschlechtergetrennten Wasserpark nur Materialien, die wir aus alten Statuen und Kulturgütern gewinnen. Ich bin mir sicher, Bro-Ham wäre stolz auf uns.»