Bern/Visp (den). Zwei Tage ist es her, dass die vormalige Aufsteigerpartei GLP ihre erste empfindliche Niederlage hinnehmen musste. Nur gerade 8 Prozent der Stimmbevölkerung hat das Begehren der Partei nach einer Energiesteuer unterstützt. Selten wurde eine Initiative an der Urne so zerrissen, wie am vergangenen Sonntag. Sogar die Initiative «Für eine vollständige Verschleierung der Frauen» des islamischen Zentralrates vor drei Jahren konnte mit 11 Prozent mehr Befürworter hinter sich bringen.
«Das einzig Positive an der Sache ist, dass wir als Kleinpartei überhaupt eine Initiative zustande gekriegt haben. Aber das Resultat ist natürlich eine Katastrophe, wir haben uns grünliberal und blau geärgert», sagt GLP-Guru Martin Bäumle an der gestrigen Pressekonferenz. Dass nun Handlungsbedarf besteht, ist auch für die GLP-Leitung klar. «Noch am Sonntagabend haben wir nach einer langen Krisensitzung eine gute Lösung ausgearbeitet», so Bäumle. Damit das schlechte Abstimmungsergebnis die Wahlen im kommenden Herbst nicht negativ beeinflusst, wird ab April der Walliser Sepp Blatter neben seinem Amt als FIFA-Präsident auch die GLP-Wahlkampfleitung übernehmen.
Bäumle ist sich sicher, dass er mit Blatter den richtigen Mann ins Boot geholt hat. «Blatter ist seit 1945 FIFA-Präsident und hat in seinen 70 Amtsjahren noch keine einzige Wahl verloren. Blatter kennt alle Tricks und Kniffs. Wir sind sicher, dass wir mit ihm bei den nationalen Wahlen im Herbst unseren Stimmenanteil verdoppeln können.»
Auch Sepp Blatter freut sich auf seinen neuen Nebenjob bei der GLP. «Ich habe ja gute Erfahrungen mit Wahlkämpfen gemacht. Dabei kommt es auf eine gute Mischung von Versprechen, Zugeständnissen und Drohungen an», so Blatter. «Den Wähleranteil in Bern könnten wir zum Beispiel steigern, indem ich den Bernern klarmache, dass der Cupfinal auch noch 10 weitere Jahre in ihrer Stadt durchgeführt werden könnte, sollten sie nicht für die GLP stimmen. Ich habe da gute Kontakte zum Schweizer Fussballverband, wenn Sie wissen, was ich meine.» (Zwinkert mehrmals mit dem rechten Auge). Auch für Zürich hat der gewiefte Stratege bereits einen Plan. «Zürich will ein neues Fussballstadion, oder? Zürcher, wählt GLP und die FIFA stellt euch ein Stadion hin, dass es chlöpft und tätscht.»
Doch Blatter macht das Ganze nicht aus rein humanitären Zwecken. «Ich überlege mir 2019 nicht mehr für das Amt des FIFA-Präsidenten zu kandidieren. Ich werde dann 93-jährig sein und es wäre noch glatt, wenn ich im Oktober 2019 für die GLP in den Nationalrat und dann gleich im Dezember zusammen mit Roger Köppel in den Bundesrat gewählt würde. Sollte dies gelingen, könnte ich es mir gut vorstellen, dass die FIFA die WM 2022 von Katar in die Schweiz verlegen würde. Deal?»