
Auf Wanderschaft in den Windelbergen: Das gehört jahrelang zum Alltag, wenn man Kinder hat.Bild: Karin Keller
Nachhalterin
Kann man mit Kindern umweltbewusst leben? Mit kleinen Menschen, die jahrelang Wegwerfwindeln füllen, bei jeder Mahlzeit Food Waste produzieren und bei Plastikspielzeug glänzende Augen kriegen? Ja, man kann. Oder es zumindest versuchen. So wie unsere Gastautorin und ihre Familie.
03.09.2021, 08:3221.06.2023, 10:05
karin keller
Contentpartnerschaft mit WWF
Dieser Blog ist eine Contentpartnerschaft mit WWF. Da die «Nachhalterin» Jennifer Zimmermann auch ihre Work-Life-Balance nachhaltig gestalten möchte, macht sie Ferien. Dieser Beitrag wurde von ihrer Business-Freundin Karin Keller verfasst.
Karin ist Texterin und Bloggerin, hat zwei Kinder (3 und 6) und versucht, möglichst nachhaltig und minimalistisch zu leben. Sie mag ihr Gemüseabo, genügend Schlaf und Reisen mit der Familie. Wenn sie nicht gerade der perfekten Formulierung oder den Kindern nachrennt, schreibt sie Listen und liest Krimis.
Wer herausfinden möchte, wo er/sie in Sachen Nachhaltigkeit steht, dem/der sei der
Footprintrechner ans Herz gelegt. Es handelt sich nicht um bezahlten Inhalt.
Kinder und Nachhaltigkeit – kein einfaches Thema, das Jennifer, die Nachhalterin, mir überlassen hat. Kinderhaben ist per se nicht ökologisch, da jeder zusätzliche Mensch auf der Erde die Umwelt und das Klima belastet. Umso mehr, wenn dieser Mensch in Westeuropa das Licht der Welt erblickt hat.
Gemeinsam mit meinem Mann habe ich zwei Kinder. Und nun muss ich Schadensbegrenzung betreiben und mit, trotz und vielleicht auch gerade wegen dieser Kinder möglichst nachhaltig leben.
Ich nehme unsere Bemühungen unter die Lupe.
Spielsachen und Kleidung
Top
- Kleider und Schuhe für die Kinder kaufen wir meist Secondhand, tauschen in der Nachbarschaft, flicken Löcher in den Hosen selber und bringen kaputte Schuhe zum Schuhmacher.
- Spielsachen sind bei uns möglichst multifunktional, sodass sie lange und für verschiedene Spiele im Einsatz sind. Unsere Favoriten: Gummi-Tiere, Bauklötze, Lego und Autöli. Neue Spielsachen gibt es nicht «einfach so», sondern möglichst als Geschenke zum Geburtstag und zu Weihnachten.
- Bücher und Spielsachen leihen wir in der Biblio- bzw. Ludothek aus.
- Zum Basteln braucht es keine teuren Bastelsets. Ein wenig Leim und was die Recycling-Kiste so hergibt – schon entstehen Kunststücke. Wir malen und zeichnen oft auf alten Couverts und Kartonverpackungen. So werden diese Materialien mehrfach genutzt.
Naja
- Auch wenn wir uns bemühen – in einem Vier-Personen-Haushalt wird recht viel konsumiert und gekauft. Geschenke, Spielzeug und Praktisches, das den Elternalltag erleichtern soll – es summiert sich.
Flop
- Kinder wachsen und nutzen Kleider und Schuhe intensiv. Wir kaufen entsprechend oft ein und Zerschlissenes schmeissen wir irgendwann weg.

Schuhe aus zweiter Hand in Reih und Glied: In Secondhandläden decken wir uns mit Kleidung ein. Bild: Karin Keller
Schwierigkeitsgrad
Das grosse Angebot an Secondhandkleidern und -spielzeug macht es einfach, nicht dauernd neue Sachen kaufen zu müssen. Meist sind auch die Menschen im Umfeld froh, wenn sie Gebrauchtes weitergeben können. Kinder würden zwar gerne ALLES SOFORT kaufen, sind dann aber doch überfordert, wenn sie zu viel Spielsachen haben. Und ob ein Kleid neu oder alt ist, das interessiert sie nicht. Meist sind sie sogar begeistert, wenn eine Hose schon vom Nachbarsbub eingetragen wurde.
Essen und Einkauf
Top
- Dank Gemüseabos und allgemeinen Ratgebern, was gerade Saison hat und was nicht, essen wir saisonal, regional und bio.
- Wir haben eine ausgeklügelte Essensplanung. So kaufen wir praktisch nur das ein, was wir wirklich essen.
Naja
- Vegetarische und vegane Ernährung sind gut fürs Klima. Wir versuchen, wenig tierische Produkte zu essen. Käse und Joghurt sowie Würste beim Bräteln sind aber bei Gross und Klein ein Renner.
- Wir Eltern trinken hauptsächlich Hafermilch, die Kinder fahren auf Kuhmilch ab und trinken jeden Abend ein Glas davon. Die Kuhmilch kaufen wir immerhin in der Glas-Pfandflasche bei einer Sennerei vor Ort.
Flop
- Unsere Kinder lieben Würste, darum gibt es regelmässig Landjäger (oder ähnliches) in die Znünibox.

Dienstag ist Gemüseabo-Tag und wird bestimmt von der Frage: Wie kriegen wir all das Grünfutter in die Kinder rein?Bild: Karin Keller
Schwierigkeitsgrad
Essen ist für alle Eltern ein grosses Thema – gesund, frisch und möglichst bio soll es sein. Es ist jedoch ein zeitlicher Aufwand, immer frisch zu kochen, den Überblick zu behalten über die Saisonalität der Produkte und im Winter x Kohlsorten an den Mann bzw. das Kind zu bringen. Viel lieber hätten die Glace, Pommes und Salami. Aber es lohnt sich doppelt: Nachhaltige Ernährung ist meist auch gesund.
Waschen und putzen
Top
- Wir waschen seit einiger Zeit nur mit ökologischem Waschstreifen, das frei ist von jeglichem Mikroplastik, Parabenen, Bleichmitteln etc.
- Wir nutzen den Tumbler praktisch nie (ausser wenn die Kinder Magen-Darm haben).
- Wir kaufen ausschliesslich als nachhaltig bezeichnete Putzmittel und verwenden oft nur Seife und Wasser.
Naja
- Kinderkleider können auch nochmal angezogen werden, wenn sie schon schmutzig sind. Das reduziert den Wäsche-Overload wieder auf ein erträgliches Mass.
- Wir waschen meistens bei 40 Grad. Wenn die Wäsche vor Schmutz steht, muss es manchmal 60 Grad sein.
Flop
- Wo Kinder, da Wäsche. Wir waschen sicher doppelt bis dreifach so oft wie in Single-Zeiten.

Wenn wir nicht in den Windelbergen wandern, machen wir auch gerne Ausflüge in die Wäscheberge. Die werden mit Kindern auch grösser.Bild: Karin Keller
Schwierigkeitsgrad
Mit Kindern muss man mehr putzen und waschen. Kinder sind gerne draussen, spielen im Schlamm, im Wald, auf der Wiese, im Sandkasten. Sie patschen gerne mit dreckigen Händen auf die Fenster. Sie brösmelen mit ihrem Brot durch die ganze Wohnung. Nachhaltig klappt aber auch hier und erleichtert erst noch das Leben: Wenn man sich vom Gedanken verabschiedet, dass die Wohnung und die Kinder immer sauber sein müssen, dann hat man weniger zu tun.
Reisen und Mobilität
Top
- Wir haben kein eigenes Auto. Wenn wir eines brauchen, greifen wir auf ein Car-Sharing-Modell zurück.
- Wir fliegen sehr wenig. Seit wir Kinder haben (seit 6 Jahren) sind wir nur zweimal Kurzstrecke geflogen.
- In der Stadt Zürich, wo wir wohnen, sind wir meist mit dem Fahrrad unterwegs. Wir haben ein Lastenfahrrad, das sich für den Transport von Kind, Kegel und Material hervorragend eignet.
- Wir machen zwar viel Ferien, aber meist in der Schweiz oder im nahen Ausland. Die Kinder finden alles spannend.
- Wir ziehen den ÖV dem Auto vor. Das ist mit Kindern viel einfacher, weil sie sich bewegen können.
Naja
- Seit wir Kinder haben sind wir aus praktischen Gründen öfters mit dem Auto unterwegs. Wegen Corona fahren wir auch eher mal mit dem Auto in die Ferien oder irgendwohin, weil wir uns wohler fühlen als im vollen ÖV.
Flop
- Wir sind eine reisebegeisterte Familie und recht viel unterwegs.

Seit Corona fahren wir öfters mit dem Auto in die Ferien. Normalerweise sind wir aber mit ÖV und (Lasten-)Velo unterwegs.Bild: Karin Keller
Schwierigkeitsgrad
Unsere Art, unterwegs zu sein, ist nicht immer bequem. Es macht nicht sonderlich Spass durch den strömenden Regen zu radeln und mit zig Taschen im ÖV zu reisen. Dafür erlebt man viel mehr als mit dem Auto. Und wir wissen, dass wir im Bereich der Mobilität einen grossen Beitrag leisten können – das ist es uns wert.
Badezimmer und Hygiene
Top
- Kinder sind in der Pflege unkompliziert, zumindest was die Hygiene anbelangt: Wasser und ab und zu etwas (feste) Seife reichen. Baden muss man die Kleinen nicht täglich und die Wanne muss dabei nicht zum Rand gefüllt sein.
Flop
- Zahnpflege ist wichtig. Entsprechend oft kaufen wir Zahnpasta und -bürsten, erstere in der Plastiktube. Es gäbe zwar nachhaltige Alternativen, die haben wir jedoch nie ausprobiert. Zahnbürsten aus Holz haben wir bereits ausprobiert und für nicht gut befunden: Die Kinder haben sie ohne Witz durchgebissen.
- Auch Sonnencreme landet oft im Einkaufskorb. Die in den Cremes enthaltenen chemischen und hormonaktiven Stoffe schaden allerdings der Umwelt. Die umweltfreundlichen Alternativen haben wir bislang ignoriert.
Schwierigkeitsgrad
Kinder brauchen – wenn sie noch klein sind – nicht viele Pflegeprodukte. Damit ist schon viel getan in Sachen Nachhaltigkeit, denn so entsteht weniger Abfall und die Umwelt wird nicht durch Chemikalien belastet. Unser Verschleiss an Zahnpasta, Zahnbürsten und Sonnencreme macht unsere Bemühungen allerdings zunichte.
Abfall und Recycling
Top
- Trinkflaschen, Kaffeebecher und Einkaufssäckli aus Baumwolle sind immer dabei.
- Haushaltpapier, Feuchttücher etc. haben wir durch Frotteelappen ersetzt. Und glaubt mir: Der Verbrauch an «Tüechli» ist mit Kindern gross, weil dauernd kleine Hände und Gesichter geputzt werden müssen.
- Wir werfen wenig weg, verschenken altes Spielzeug, Haushaltsgegenstände und Kleider, nutzen Verpackungen mehrfach (z. B. Alufolie, Confi-Gläser) oder basteln damit.
- Wir recyceln konsequent und trennen den Abfall, auch in den Ferien und wenn wir im Park picknicken.
Naja
- Dank Essensplanung produzieren wir wenig Food Waste. Die Kinder lassen jedoch bei den Mahlzeiten allzu oft recht Unappetitliches auf dem Teller zurück. Das wandert in den Abfall. Immerhin in den Kompost.
- Wir versuchen, wenig Plastik zu verwenden, kaufen regelmässig in Läden ein, welche die Produkte unverpackt und zum Abfüllen anbieten. Oft sind wir allerdings nicht konsequent – weil Glace unterwegs eben doch cool ist, Ofen-Pommes in Plastik verpackt sind, Take Away und Lieferdienst im stressigen Familienalltag doch verlockend sind.
Flop
- Ganz schlechte Bilanz: Windeln, beziehungsweise Wegwerfwindeln. Vier Jahre lang beim ersten Kind, drei Jahre lang beim zweiten.

Wir schwimmen im Kompost. Wir produzieren immer weniger Plastikabfall, dafür quillt unser Kompost-Chübeli über.Bild: Karin Keller
Schwierigkeitsgrad
Nicht ganz einfach umsetzbar. Oft hat man im Familienalltag einfach weder Zeit noch Nerven, sich auch noch um die Zero-Waste-Ambitionen zu kümmern. Aber wenn man sich darauf einlässt, ist es gar nicht so ein grosser Aufwand. Mittlerweile gibt es auch sehr viele Produkte, die es einem auf bequeme Art ermöglichen, wenig Abfall zu hinterlassen.
Und du?
Wie lebst du mit deiner Familie nachhaltig? Hast du Tipps oder Anregungen? Gerne in die Kommentarspalte damit!
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