Der Grand Cherokee schien sich immer gegen eine Elektrifizierung zu sträuben, während die übrige Produktpalette von Jeep entweder hybrid oder vollelektrisch wurde wie der Avenger. Es stimmt, dass der Amerikaner sich im Vergleich zur europäischen Konkurrenz erst mit Verspätung elektrifiziert. Hierzu präsentiert sich der Jeep Grand Cherokee in unseren Breiten nun im neuen Gewand, das die Bestie in Übersee schon seit 2021 trägt.
Der neue Grand Cherokee kommt in respektablen Proportionen: Er ist 4,92 Meter lang und 1,98 Meter breit. Beim Einparken könnte das durchaus für Nervenkitzel sorgen.
An Bord dagegen scheint nicht ganz so viel Platz zu sein, wie das äussere Erscheinungsbild es vermuten lässt. Das Raumangebot hinten ist korrekt, und der Kofferraum fasst 533 Liter, was dem Durchschnitt in dieser Kategorie entspricht. Der getestete «Summit Reserve» ist ein Modell der Premiumklasse. Die breiten Vordersitze bieten ausgezeichneten Komfort mit einer Polsterung, die sehr hochwertig und edel daherkommt.
Die Präsentation zeigt sich modern mit nicht weniger als drei Bildschirmen auf dem Armaturenbrett: einer für die Instrumentierung, einer für die sekundären Bedienelemente auf der Mittelkonsole und einer gegenüber dem Insassen ähnlich wie bei Ferrari oder Porsche. Auch die physischen Schalter für bestimmte Funktionen kommen gut an.
Auch wenn das Innendesign ins Schwarze trifft, ist es schade, dass sich die Materialien in der Qualität stark unterscheiden, etwa beim Holzimitat am Lenkrad im Gegensatz zum Echtholz der übrigen Furniere. Bei locker 100'000.– Franken für das Gefährt ist das schon etwas unwürdig. Ein Pluspunkt wiederum ist die Montage, die die Inneneinrichtung geräuschlos macht.
Die Revolution findet hier definitiv unter der Motorhaube statt. Weg mit betörenden V6 und V8, her mit einem 2-Liter-4-Zylinder-Turbo mit zwei Elektromotoren, die von einer 17,3-kWh-Batterie gespeist werden. Das Ganze ergibt eine maximale Leistung von 380 PS und ein Drehmoment von 400 Nm, die, wie es sich gehört, über ein Automatikgetriebe mit acht Gängen auf die vier Räder verteilt werden.
Jeep verspricht fast 50 km vollelektrische Reichweite, während der Verbrauch offiziell 3 l/100 km (WLTP) beträgt. Tatsächlich liegt der eher bei 7 l/100 km mit voll aufgeladener Batterie und springt auf 10 l/100 km oder noch mehr, sobald die Elektronen verbraucht sind… Immerhin gilt es, über 2,5 Tonnen zu bewegen!
Bei unserer Testfahrt zwischen Zürich und St.Moritz konnten wir den Grand Cherokee gründlich auf Herz und Nieren prüfen. Fest steht: Er ist wie gemacht für Reisen. Der allgemeine Komfort auf der Autobahn liegt auf hohem Niveau. Besonders erwähnt sei hier das erstklassige McIntosh-Soundsystem. Erst kurvige Bereiche trüben dann die Bilanz. Das enorme Gewicht des Fahrzeugs macht sich in jeder Kurve, aber auch beim Bremsen stark bemerkbar. Für diesen Fahrzeugtyp nicht ungewöhnlich, aber der Jeep erweist sich als weniger optimiert und agil als etwa die deutsche Konkurrenz. Und auch beim Schalten in den Sportmodus wird es nicht besser.
Und dann ist da noch der mechanische Komfort des Hybridsystems, der zwar durchaus effizient ist, aber in der Feinabstimmung zu wünschen übrig lässt; der Klang des 4-Zylinders ist beliebig, und die Übertragung scheint sich ab und zu im Gangwechsel zu verlieren. Gewissenhaftes Fahren im sekundären Strassennetz ist hier also am ehesten angebracht.
Die Geländegängigkeit des Grand Cherokee konnten wir hingegen nicht testen. Sieht man sich allerdings die Kompetenzen der Marke an, die bordseitige Ausstattung und das elektrische Drehmoment, dann steht ausser Frage, dass der Grand Cherokee in dieser Disziplin zu den Referenzen der Kategorie gehört.
Aufgrund der verspäteten Hybridisierung trifft der Grand Cherokee bereits auf den Audi Q7, BMW X5, Mercedes-Benz GLE, Volvo XC90 oder Range Rover Sport, die diesen Antrieb schon lange im Programm oder sogar schon stark verbessert haben. Mit seiner hochanständigen, aber in einigen Punkten ausbaufähigen Leistung revolutioniert der Jeep Grand Cherokee das Segment nicht.
Allerdings kann er auf einen etwas gemässigteren Preis als die Konkurrenz, eine ultrakomplette Ausstattung und eine sprichwörtlich geländetaugliche Leistung bauen – auch wenn 99 % der Kundschaft ihn maximal auf Schotterwegen fahren wird. Der Grundpreis des Jeep Grand Cherokee liegt je nach Ausstattung zwischen 94'400.– und 111'900.– Franken.
Eure Artikel drehen sich ja sonst eher um die Sorge über die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, da stehen solche Auto-Verherrlichungstexte etwas quer in der Landschaft. Ausser die von Oliver Baroni, die sind amüsant und auch selbstkritisch.
Das ist zwar eine realistische Einschätzung über wie der Wagen in der Realität gefahren wird. Aber trotzdem komplett nutzlos dieses Ding.