Wie ihr sicher bemerkt habt, sind wir beim Alfa Romeo Tonale Hybrid mit 160 PS nicht ganz auf unsere Kosten gekommen. Der mässige Komfort und die dürftige Motordynamik entsprachen nicht der gewählten Modellpositionierung des Tonale.
Wir setzen uns also eher skeptisch hinter das Steuer des Spitzenmodells in der Plug-in-Hybridversion (PHEV), das der Hersteller als besonders aufregend verspricht. Im Datenblatt stehen ein Q4-Allradantrieb, dank des über der Hinterachse gelegenen Elektromotors, und attraktive 280 PS/430 Nm. Aber ein paar Zeilen weiter unten lesen wir auch, dass das Leergewicht um 400 kg auf 2 Tonnen gestiegen ist. Nur wenigen PHEVs gelingt es, die Trägheit ihrer ausgeklügelten Doppelmechanik zu mindern – ob es dem Tonale PHEV gelingt?
Kaum drehen sich die Räder, scheint die angekündigte Motorleistung auch tatsächlich da zu sein. Die beiden Motoren sind gut aufeinander abgestimmt und liefern kräftige Starts und Beschleunigungen, unterstützt von einem geschmeidigen und reaktionsschnellen Automatikgetriebe. Die hohe Motorleistung (122 PS) und das sofortige Drehmoment des Elektromotors kompensieren die Lastunterbrechungen des Verbrennungsmotors beim Schalten. Jetzt ist die sportliche Dynamik des SUV wirklich spürbar.
Auf kurvenreicher Strecke macht das Fahren richtig Spass. Die Vorderachse sorgt konstant für eine gute Strassenlage und die gesteuerte Dämpfung (in der getesteten Version Veloce) verleiht dem Tonale ein besseres Fahrverhalten mit einer guten Kontrolle der Karosseriebewegungen und hervorragendem Komfort. Trotz der 400 kg Übergewicht, die bei dynamischer Fahrweise rasch spürbar werden, bleibt der Tonale PHEV sehr wendig.
Erwähnenswert ist auch das natürliche und konstante Feeling am Bremspedal, das bei Plug-in-Hybriden eher selten ist. Bedauerlicherweise ist die Lenkung noch immer viel zu stark unterstützt und bringt zu wenig Rückmeldung von der Strasse. In Anbetracht der Beschleunigung des Fahrzeugs stellt dies ein echtes Handicap dar, weil man sich am Steuer nicht völlig sicher fühlt.
Theoretisch kann man mit der 15,5-kWh-Batterie (12 kWh nutzbar) 69 km rein elektrisch zurücklegen. Im Hybridmodus reagiert das Energiemanagement schnell und schaltet den Verbrennungsmotor ab, sobald es möglich ist. Ideal wäre es auch gewesen, wenn der Tonale PHEV mit einem modulierbaren oder zumindest ausgeprägteren System zur Energierückgewinnung ausgestattet worden wäre.
Unsere Testfahrt ergab einen kombinierten Verbrauch von 6,2 l/100 km im Hybridmodus. Das ist ein ordentlicher Wert, den wir bei einem ausführlicheren Test bestätigen werden.
Ansonsten bleiben die Geräumigkeit und die Innenausstattung des Tonale Hybrid beim PHEV erhalten. Allerdings verringert sich die Ladekapazität des Kofferraums von 500 auf 385 Liter, da der Elektromotor im Heck eingebaut ist.
Der Preis für den aufladbaren Tonale PHEV ist 10'000 Franken höher als für den Tonale Hybrid mit 160 PS, entsprechend für die Ausstattung Ti (61'900.–) und Veloce (64'900.–).
Erfreulicherweise ist es Alfa Romeo mit dem Plug-in-Hybridantrieb gelungen, den Tonale attraktiver zu machen. Dies ist ein kleiner Trost für die Alfisti, auch wenn der Tonale PHEV nicht das Niveau eines Stelvio oder Giulia erreicht. Aber dieser Kompromiss dürfte bei einem neuen Kundenkreis Erfolg haben. Genau das ist es, was wir dem Biscione wünschen.