
Egal, ob in Grün oder in Gelb – der Renault 5 ist ein Popstar!Image: Yannick Brossard
Watts on
Wir setzen uns hinters Steuer des neuen Charmeurs von Renault – des Renault 5 E-Tech 100 % Electric – und erkunden für euch seine Stärken und Schwächen. Einsteigen, anschnallen, los geht's!
Endlich! Seit er im Januar 2021 vorgestellt wurde, sind vier Jahre ins Land gestrichen; und erst jetzt kann man sich ans Steuer setzen. Nach seinem spektakulären Debüt auf der GIMS 2024 im März dieses Jahres berichteten wir euch bereits die wichtigsten Merkmale. Höchste Zeit also für eine Probefahrt, damit wir beurteilen können, ob er hält, was die Marke mit dem Rhombus verspricht.
Du bist ein Hingucker, Baby!
Wenngleich ausgesprochen subjektiv, das Design des neuen R5 stösst rundum auf Zustimmung, sowohl bei den «Fachleuten», insbesondere aber bei der Öffentlichkeit.

Sympathischer Look, grosse Räder, schnittige Karosserie: alles, was man so braucht, um Aufmerksamkeit zu erregen.Image: Yannick Brossard
Bei der Fahrt durch die Strassen von Nizza, wo die ersten dynamischen Tests stattfanden, merkten wir sofort, wie attraktiv die Leute vor Ort den R5 fanden. Gehobene Daumen, Winken, Fotos und Fragen an den roten Ampeln. Zugegeben, das satte Gelb bzw. Apfelgrün unserer Testmodelle zog zwangsläufig Blicke auf sich.

3,92 m lang, 1,77 m breit – perfekte Abmessungen für den Stadtverkehr.Image: Yannick Brossard
Die technischen Gags und die Stilmerkmale des R5 von 1972 und seiner legendärsten Nachfolgerin wurden geschickt in die 2020er-Jahre übertragen, wobei vor allem mit der LED-Technologie gespielt wurde.

LEDs zaubern eine moderne Neuauflage alter Charakteristika.Image: Yannick Brossard
Die einzige Konkurrenz ist allenfalls der Fiat 500 – der 2007 noch eine Idee war, die von Luca de Meo, dem heutigen Chef von Renault, propagiert wurde. Und der weiss, wie man so etwas macht – kein anderes Stadtauto erreicht eine solche stilistische Kohärenz im Angebot, ohne dabei in «ausgelutschtes» Neo-Retro zu verfallen.
Innere Schönheit
Die neuesten Renault-Modelle sind alle mit dem Open-RLink-Armaturenbrett ausgestattet, das aus zwei L-förmig angeordneten 12-Zoll-Digitaldisplays besteht. Ergonomisch perfekt gelöst, bietet das System jede Menge Technik, büsst jedoch Originalität ein, da es in der gesamten Modellpalette eingesetzt wird. Das Ganze im R5. Es gibt zwei nebeneinander angeordnete 10-Zoll-Bildschirme, welche die gleichen Elemente wie Open RLink aufweisen, dies jedoch in einer verspielteren, farbenfroheren Umgebung.

Pop- und Gamingambiente im Innenraum.Image: Yannick Brossard
Die Ausstattung bietet alles, inklusive umfassender Vernetzungsmöglichkeiten, besonders für Android/Google. Zudem führt der R5 'Reno' ein – einen Avatar, der ChatGPT nutzt und als sprachgesteuerter persönlicher Assistent fungiert. Doch dieses Feature hat noch Potenzial: Sowohl Grafik als auch Ausdruck und Inhalt wirken noch nicht ganz ausgereift.

Erstklassige technische Elemente.Image: Yannick Brossard
Die bunte Pracht findet sich bei den Lackfarben wieder. Neben den oben genannten Farben Gelb und Grün stehen derzeit auch Weiss, Blau und Schwarz zur Auswahl. Die Palette des R5 wird, ähnlich wie eine Modekollektion, jedes Jahr um neue Farben erweitert. Passend zum Exterieur gibt es im Innenraum Polsterungen in schillernden Farbtönen und in Leder- oder Jeansstoffimitat. In Anlehnung an den ursprünglichen R5 besitzt das Armaturenbrett über seine gesamte Länge hinweg eine gesteppte Verkleidung.

Vom Vorgänger inspiriertes Design mit moderner, sorgfältiger Verarbeitung.Image: Yannick Brossard
Nachteile im Innenraum sind das eingeschränkte Platzangebot und die relativ geringe Vielseitigkeit. Der Platz auf den Rücksitzen ist knapp bemessen – wenn Fahrer oder Beifahrer kräftig gebaut ist, kann von Beinfreiheit keine Rede mehr sein.

Verfügbarer Platz auf der Rückbank wird schnell Mangelware.Image: Yannick Brossard
Noch problematischer ist, dass man die Füsse nicht unter die Vordersitze schieben kann, weil dort unter dem Boden die Batterie untergebracht ist. Der Kofferraum besitzt ein Ladevolumen von 326 Litern und ist auf 1106 Liter erweiterbar, wenn die Rückbank umgeklappt wird.

Das sind 326 bis 1106 Liter für einen Kofferraum, der keinen flachen Boden hat.Image: Yannick Brossard
Vorerst nur eine Motorisierung verfügbar
Der Renault 5 wurde in nur einer mechanischen Konfiguration lanciert: grosse Batterie mit grossem Motor. Genauer gesagt, eine 52-kWh-Batterie, die einen Motor mit 150 PS/245 Nm antreibt. Die Reichweite gemäss WLTP-Zyklus beträgt bis zu 410 km. Zwei weitere Modelle werden folgen: eines mit einer 40-kWh-Batterie und einem 120-PS-Motor sowie ein Einstiegsmodell mit 95 PS, dessen Preis unter CHF 25 000.– liegen soll.

Die Palette der Elektromotoren wird schlussendlich von 95 bis 150 PS reichen.Image: Yannick Brossard
Wie schon im März erwähnt schwächelt der R5 seltsamerweise beim Aufladen: Die maximale Ladeleistung beträgt nur 100 kW bei Gleichstrom und 11 kW bei Wechselstrom. Das reicht heutzutage nicht ganz. Andererseits bietet er zusätzliche Funktionen: etwa Vehicle-to-Load (V2L), womit das Fahrzeug für verschiedene Zwecke (z. B. zum Aufladen eines E-Bikes) als Stromversorgung eingesetzt werden kann, oder auch Vehicle-to-Grid (V2G), womit Batteriestrom bei Bedarf ins Stromnetz eingespeist werden kann.
Laster oder Tugend?
Obwohl der Renault 5 E-Tech 100% Electric mit seinen verbreiterten Radkästen recht bombastisch aussieht, ist er in Wirklichkeit recht zahm. Natürlich kann er sich blitzschnell durch den Verkehr schlängeln, Motorräder beim Anfahren an der Ampel stehen lassen oder im Stadtverkehr auf kleinstem Raum manövrieren. Er beschleunigt in 7,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h – das ist beachtlich.

Rasante Starts in der Stadt.Image: Yannick Brossard
Auf offener Strecke ist er allerdings (zu) brav und eher unauffällig und sicher als pfiffig. Noch nicht einmal bei der Testfahrt auf regennassen Strassen konnten wir ihn dazu bringen, dass er über die Stränge schlägt – früher ging das z. B. beim GTI, dessen Heck ausbrach, wenn man den Fuss vom Gas nahm.

Er ist brav, effizient und sicher, aber wir hätten uns ein bisschen mehr Dynamik und Einfallsreichtum auf der Strecke gewünscht.Image: Yannick Brossard
Der R5 ist solide und effizient, aber er frustriert alle, die sich mehr Charakter erwartet haben. Das erklärt auch, warum Alpine den A290 aus ihm machte ... sofern das nicht andersherum lief, um die Entwicklung des Sportwagens zu ermöglichen. Aber egal. Der R5 erfüllt seine Aufgabe meisterhaft, und darauf kommt es an. Seine konsequente Lenkung ist präzise, und der Kompromiss zwischen Fahr- und Federungskomfort ist gut gelungen. Erstaunlich ist auch das Bremsgefühl: Die Anlage wechselt nahtlos von regenerativ zu mechanisch, und zwar ohne physische Verbindung zwischen Pedal und Hydrauliksystem.

Richtig sportlich wird es erst mit der Alpine A290. Bis dahin ist der R5 ein sittsamer Winzling.Image: Yannick Brossard
Die Route der Testfahrt umfasst Stadt- und Autobahnstrecken sowie Nebenstrassen in abwechslungsreicher Topografie. Der Verbrauch entsprach mit 16,7 kWh/100 km genau dem WLTP-Zyklus. Gut durchdacht!

Unterwegs zum Erfolg? Die Zukunft wird es weisen, aber der R5 scheint auf einem guten Weg zu sein.Image: Yannick Brossard
Was die Leistung des Renault 5 E-Tech 100% Electric angeht, kann also von Revolution keine Rede sein, aber er erfüllt seine Aufgabe gewissenhaft. Dabei baut er auf subjektivere Faktoren wie Emotion und Attraktivität – vermengt mit einem Hauch Nostalgie –, und die sorgen dafür, dass man ihn nicht so schnell vergisst. Mit Preisen zwischen CHF 32 500.– und 33 900.– bewegt er sich auf dem Niveau seiner technisch weniger gut ausgestatteten Konkurrenten. Die kleineren, preislich erschwinglicheren Versionen des R5 werden zeigen, ob Renault beim Übergang zum Elektroantrieb die richtige Wahl getroffen hat.
Über den Autor:

Image: zvg
Jérôme Marchon ist ...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Auto-Fan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der «Revue Automobile». Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.

Sich über Platzprobleme exzessiv auslassen finde ich da arg gesucht, es ist ein Auto in der Grösse eines Peugeot 207, der ist kleiner als ein Golf, soll er auch!
Endlich mehr schicke Kompaktwagen, weg vom SUV und bei durchschnittlich 1.2 Passagieren pro Auto reicht das auch.
man muss nicht immer ein Auto kaufen "um dann auch mal 7 leute zu transportieren", sondern für das,w as man es zu 98% braucht.
Und ja, da passen auch die Einkäufe rein, die Fixierung auf Volumen ist Quatsch!