Endlich! Seit er im Januar 2021 vorgestellt wurde, sind vier Jahre ins Land gestrichen; und erst jetzt kann man sich ans Steuer setzen. Nach seinem spektakulären Debüt auf der GIMS 2024 im März dieses Jahres berichteten wir euch bereits die wichtigsten Merkmale. Höchste Zeit also für eine Probefahrt, damit wir beurteilen können, ob er hält, was die Marke mit dem Rhombus verspricht.
Wenngleich ausgesprochen subjektiv, das Design des neuen R5 stösst rundum auf Zustimmung, sowohl bei den «Fachleuten», insbesondere aber bei der Öffentlichkeit.
Bei der Fahrt durch die Strassen von Nizza, wo die ersten dynamischen Tests stattfanden, merkten wir sofort, wie attraktiv die Leute vor Ort den R5 fanden. Gehobene Daumen, Winken, Fotos und Fragen an den roten Ampeln. Zugegeben, das satte Gelb bzw. Apfelgrün unserer Testmodelle zog zwangsläufig Blicke auf sich.
Die technischen Gags und die Stilmerkmale des R5 von 1972 und seiner legendärsten Nachfolgerin wurden geschickt in die 2020er-Jahre übertragen, wobei vor allem mit der LED-Technologie gespielt wurde.
Die einzige Konkurrenz ist allenfalls der Fiat 500 – der 2007 noch eine Idee war, die von Luca de Meo, dem heutigen Chef von Renault, propagiert wurde. Und der weiss, wie man so etwas macht – kein anderes Stadtauto erreicht eine solche stilistische Kohärenz im Angebot, ohne dabei in «ausgelutschtes» Neo-Retro zu verfallen.
Die neuesten Renault-Modelle sind alle mit dem Open-RLink-Armaturenbrett ausgestattet, das aus zwei L-förmig angeordneten 12-Zoll-Digitaldisplays besteht. Ergonomisch perfekt gelöst, bietet das System jede Menge Technik, büsst jedoch Originalität ein, da es in der gesamten Modellpalette eingesetzt wird. Das Ganze im R5. Es gibt zwei nebeneinander angeordnete 10-Zoll-Bildschirme, welche die gleichen Elemente wie Open RLink aufweisen, dies jedoch in einer verspielteren, farbenfroheren Umgebung.
Die Ausstattung bietet alles, inklusive umfassender Vernetzungsmöglichkeiten, besonders für Android/Google. Zudem führt der R5 'Reno' ein – einen Avatar, der ChatGPT nutzt und als sprachgesteuerter persönlicher Assistent fungiert. Doch dieses Feature hat noch Potenzial: Sowohl Grafik als auch Ausdruck und Inhalt wirken noch nicht ganz ausgereift.
Die bunte Pracht findet sich bei den Lackfarben wieder. Neben den oben genannten Farben Gelb und Grün stehen derzeit auch Weiss, Blau und Schwarz zur Auswahl. Die Palette des R5 wird, ähnlich wie eine Modekollektion, jedes Jahr um neue Farben erweitert. Passend zum Exterieur gibt es im Innenraum Polsterungen in schillernden Farbtönen und in Leder- oder Jeansstoffimitat. In Anlehnung an den ursprünglichen R5 besitzt das Armaturenbrett über seine gesamte Länge hinweg eine gesteppte Verkleidung.
Nachteile im Innenraum sind das eingeschränkte Platzangebot und die relativ geringe Vielseitigkeit. Der Platz auf den Rücksitzen ist knapp bemessen – wenn Fahrer oder Beifahrer kräftig gebaut ist, kann von Beinfreiheit keine Rede mehr sein.
Noch problematischer ist, dass man die Füsse nicht unter die Vordersitze schieben kann, weil dort unter dem Boden die Batterie untergebracht ist. Der Kofferraum besitzt ein Ladevolumen von 326 Litern und ist auf 1106 Liter erweiterbar, wenn die Rückbank umgeklappt wird.
Der Renault 5 wurde in nur einer mechanischen Konfiguration lanciert: grosse Batterie mit grossem Motor. Genauer gesagt, eine 52-kWh-Batterie, die einen Motor mit 150 PS/245 Nm antreibt. Die Reichweite gemäss WLTP-Zyklus beträgt bis zu 410 km. Zwei weitere Modelle werden folgen: eines mit einer 40-kWh-Batterie und einem 120-PS-Motor sowie ein Einstiegsmodell mit 95 PS, dessen Preis unter CHF 25 000.– liegen soll.
Wie schon im März erwähnt schwächelt der R5 seltsamerweise beim Aufladen: Die maximale Ladeleistung beträgt nur 100 kW bei Gleichstrom und 11 kW bei Wechselstrom. Das reicht heutzutage nicht ganz. Andererseits bietet er zusätzliche Funktionen: etwa Vehicle-to-Load (V2L), womit das Fahrzeug für verschiedene Zwecke (z. B. zum Aufladen eines E-Bikes) als Stromversorgung eingesetzt werden kann, oder auch Vehicle-to-Grid (V2G), womit Batteriestrom bei Bedarf ins Stromnetz eingespeist werden kann.
Obwohl der Renault 5 E-Tech 100% Electric mit seinen verbreiterten Radkästen recht bombastisch aussieht, ist er in Wirklichkeit recht zahm. Natürlich kann er sich blitzschnell durch den Verkehr schlängeln, Motorräder beim Anfahren an der Ampel stehen lassen oder im Stadtverkehr auf kleinstem Raum manövrieren. Er beschleunigt in 7,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h – das ist beachtlich.
Auf offener Strecke ist er allerdings (zu) brav und eher unauffällig und sicher als pfiffig. Noch nicht einmal bei der Testfahrt auf regennassen Strassen konnten wir ihn dazu bringen, dass er über die Stränge schlägt – früher ging das z. B. beim GTI, dessen Heck ausbrach, wenn man den Fuss vom Gas nahm.
Der R5 ist solide und effizient, aber er frustriert alle, die sich mehr Charakter erwartet haben. Das erklärt auch, warum Alpine den A290 aus ihm machte ... sofern das nicht andersherum lief, um die Entwicklung des Sportwagens zu ermöglichen. Aber egal. Der R5 erfüllt seine Aufgabe meisterhaft, und darauf kommt es an. Seine konsequente Lenkung ist präzise, und der Kompromiss zwischen Fahr- und Federungskomfort ist gut gelungen. Erstaunlich ist auch das Bremsgefühl: Die Anlage wechselt nahtlos von regenerativ zu mechanisch, und zwar ohne physische Verbindung zwischen Pedal und Hydrauliksystem.
Die Route der Testfahrt umfasst Stadt- und Autobahnstrecken sowie Nebenstrassen in abwechslungsreicher Topografie. Der Verbrauch entsprach mit 16,7 kWh/100 km genau dem WLTP-Zyklus. Gut durchdacht!
Was die Leistung des Renault 5 E-Tech 100% Electric angeht, kann also von Revolution keine Rede sein, aber er erfüllt seine Aufgabe gewissenhaft. Dabei baut er auf subjektivere Faktoren wie Emotion und Attraktivität – vermengt mit einem Hauch Nostalgie –, und die sorgen dafür, dass man ihn nicht so schnell vergisst. Mit Preisen zwischen CHF 32 500.– und 33 900.– bewegt er sich auf dem Niveau seiner technisch weniger gut ausgestatteten Konkurrenten. Die kleineren, preislich erschwinglicheren Versionen des R5 werden zeigen, ob Renault beim Übergang zum Elektroantrieb die richtige Wahl getroffen hat.
Sich über Platzprobleme exzessiv auslassen finde ich da arg gesucht, es ist ein Auto in der Grösse eines Peugeot 207, der ist kleiner als ein Golf, soll er auch!
Endlich mehr schicke Kompaktwagen, weg vom SUV und bei durchschnittlich 1.2 Passagieren pro Auto reicht das auch.
man muss nicht immer ein Auto kaufen "um dann auch mal 7 leute zu transportieren", sondern für das,w as man es zu 98% braucht.
Und ja, da passen auch die Einkäufe rein, die Fixierung auf Volumen ist Quatsch!