Illustration: FH SCHWEIZ/Flavia Korner
Work in progress
Plötzlich geht nichts mehr. Man schafft es nicht, den Pendenzenberg in Angriff zu nehmen, Ideen fehlen, oder der Kopf lässt sich nicht drehen. Man ist blockiert. Aber warum? Und was hilft dagegen?
23.02.2021, 11:1630.07.2021, 10:16
Bei F. geht nichts mehr. Wie gelähmt sitzt er am Bürotisch und das seit Tagen. Er sollte das Konzept für ein wichtiges Projekt schreiben, schafft es aber nicht, die Aufgabe anzupacken. Dabei war er so motiviert. Blockade nennt man das. Auch schon erlebt? Die Good News: Blockaden sind lösbar. Egal, ob sie körperlich, psychisch oder mental sind. Die Bad-News: Sie kommen oft vor und können jeden treffen – auch mehrmals.
Verschiedene Fachleute beschäftigen sich mit der Thematik. Psychologen, Physiotherapeutinnen und Ergotherapeuten sehen sich mit unterschiedlichen Symptomen konfrontiert. Einen gemeinsamen Nenner gibt es: Gefühle und Emotionen.
Ergotherapeutin Ruth Joss.
Die Ergotherapeutin Ruth Joss ist überzeugt, dass Blockaden aus Gefühlen bestehen. Der Psychologe Thomas Brandenberger findet bei blockierten Personen jeweils eine Vielfalt an Emotionen – obwohl sie viele rationale Begründungen für ihr Verhalten suchen. Die Patienten der Physiotherapeutin Annelie Klaus kommen mit eingeklemmten Wirbeln zu ihr, welche gewisse Bewegungen blockieren. Sie betont zwar, dass es in der Literatur keine Hinweise darauf gibt, dass Emotionen eine Rolle bei der Entstehung von Blockaden spielen. Dennoch zeigt auch ihre Erfahrung, dass Gefühle ein typischer Begleitfaktor sein können. Emotionen haben oft eine Auswirkung auf den Spannungszustand der Muskulatur.
Psychologe Thomas Brandenberger.
Annelie Klaus mag es aber nicht, zu verallgemeinern. Körperliche Blockaden hätten vielfältige Ursachen. «Frauen und junge Menschen sind besonders häufig von Blockaden betroffen. Ihr Bindegewebe und ihre Muskulatur lassen Verklemmungen der Wirbelsäule eher zu», erklärt sie. Gewisse Verhaltensweisen fördern Blockaden, wie das Verharren in ungesunden Positionen. Ein typisches Beispiel ist das lange Sitzen mit gedrehtem oder geneigtem Kopf. Kaum verwunderlich, dass viele Menschen mit Bürojobs betroffen sind.
Physiotherapeutin Annelie Klaus.
Weit verbreitet ist auch die sogenannte Erledigungsblockade. Konkret: das Aufschieben von Arbeiten. Wenn F. sich zwischendurch aus seiner Lähmung löst, erledigt er alles andere, räumt seinen Pult auf, sogar die Fenster hat er geputzt. Nur das Dokument für das Konzept bleibt leer. «Gemäss Studien leidet jede fünfte Person unter Erledigungsblockaden, auch Prokrastination genannt», so Ruth Joss.
«Die Menschen suhlen sich lieber im Elend, als dass sie etwas verändern»
Physische Blockaden lösen sich im Normalfall innerhalb einer Woche von alleine, erklärt die Physiotherapeutin Annelie Klaus. Sie rät, den Selbstheilungskräften des Körpers zu vertrauen, schmerzarme Bewegungen zu machen und sich viel Ruhe zu gönnen. Will man die Genesung beschleunigen, kann man eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten aufsuchen.
Leidet man jedoch unter einer Erledigungsblockade, bringt Abwarten herzlich wenig. Auch zwischenmenschliche Blockaden, etwa die Zusammenarbeit mit einem Kollegen, verschwinden nicht von alleine. Im Gegenteil: Der Leidensdruck wird immer grösser. Viele nehmen das in Kauf, so der Psychologe Thomas Brandenberger «Lieber leiden die Leute weiter, als dass sie etwas dagegen tun. Das Leiden kennen sie. Die Ungewissheit, die eine Veränderung mit sich bringt, macht ihnen Angst».
Leidende werden typischerweise von inneren Konflikten und Gedankenkreisen begleitet: «Soll ich meinen Job, der mich nicht zufriedenstellt, an den Nagel hängen oder nicht? Spreche ich das Problem an oder schweige ich lieber?» Diese Gedanken blockieren die Menschen zusätzlich. Die inneren Konflikte sind Energieräuber. Die Kraft zum Handeln bleibt auf der Strecke. Die Anspannung steigt. Irgendwann kommt es zur Eskalation: Burnout, Depression, Arbeitsausfall. Erst dann kommt ein Stein ins Rollen. Kaum jemand will es soweit kommen lassen.
Wie hoch ist dein Lohn?
Wieviel verdienst du? Und welche Kompetenzen glaubst du werden morgen auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein? Alle zwei Jahre erhebt FH Schweiz, der Dachverband der Absolventen von Fachhochschulen, ihre
Lohnstudie. Dieses Jahr wird sie um Fragen der künftigen Kompetenzen erweitert. Falls du an einer Fachhochschule studiert hast, dann nimm teil – die Kompetenzstudie steht übrigens allen offen. Als Dank erhältst du ein Gratis-Login zu den Resultaten und kannst beim Wettbewerb unter anderem zwei Nächte im Luxushotel gewinnen.
Hier gehts zur Studie
Hier deshalb einige Massnahmen, die Blockaden lösen, bevor alle Stricke reissen:
Contentpartnerschaft mit FH Schweiz
Die Beiträge dieses Blogs stammen vom Dachverband der Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen (
FH Schweiz). Darin geht es um Arbeit, Karriere sowie Aus- und Weiterbildung. Es handelt sich nicht um bezahlten Content. (red)
- Wahrnehmen: Für Ruth Joss, die sich auf das Thema Erledigungsblockade spezialisiert hat, ist der erste Schritt das Wahrnehmen der Blockade und der negativen Gefühle, die mit der Blockade einhergehen. Wem es nicht gelingt, eine Aufgabe anzupacken – sie nennt als Musterbeispiel die Steuererklärung – soll sich als Erstes darauf konzentrieren, was diese Aufgabe für Gefühle im Körper auslöse. Joss empfiehlt, allfällige negative Gefühle ganz bewusst wahrzunehmen. Sie beobachtet, dass sich diese auflösen, wenn sie «durchfühlt» werden. Anstelle der negativen Gefühle kommen positive zum Vorschein. Sie braucht als Illustration dieses Phänomens das Wetter. «Wenn sich die Wolken oder der Nebel verziehen, kommt die Sonne hervor. Positive Gefühle sind da, auch wenn sie von negativen überdeckt werden». Sobald man positive Gefühle habe, löse sich die Blockade auf. Das befähigt Betroffene, das Nötige zu erledigen.
- Benennen: «Blockaden müssen ausgesprochen werden», so der Psychologe Thomas Brandenberger. Das bedeutet so viel wie: rede darüber. Das bedingt, dass man die Blockade erkennt. Alleine durch das Aussprechen können gewisse Themen bearbeitet werden. Thomas Brandenberger illustriert dies mit einem Beispiel aus seiner eigenen Vergangenheit: Er kellnerte einst auf einem Kreuzfahrtschiff. Ein Arbeitskollege machte ihn ständig dumm an. Brandenberger verlor die Freude an der Arbeit. Jedes Mal, wenn er den Kollegen sah, fühlte er sich blockiert. Eines Tages schaffte er es, den Kollegen zu fragen, ob er eigentlich ein Problem mit ihm hätte. Die Antwort war «nein». Ab diesem Tag war die Missstimmung zwischen ihnen verschwunden. Sie arbeiteten hervorragend miteinander und entwickelten eine Freundschaft. Die Blockade zwischen ihnen hat sich durch das Ansprechen aufgelöst.
- Vertrauen – in sich und andere: Unternehmen können Blockaden in Teams vorbeugen, indem die Führungspersonen ein Klima des Vertrauens erzeugen. Wie geht das? «Anteil nehmen, sich für die Mitarbeitenden interessieren, mit ihnen über ihr Befinden sprechen, zeigen, dass man ein Mensch ist», sagt Thomas Brandenberger, der sich auf Arbeits- und Organisationspsychologie spezialisiert hat. «Ich begegne immer wieder Führungspersonen, die sich im Chefbüro verstecken. Das ist kontraproduktiv». Vertrauen in Mitarbeitende entfaltet ihr Potenzial. Vertrauen in sich selbst erlaubt es, Arbeiten zu erledigen. Vertrauen in den eigenen Körper hilft, Verklemmungen zu lösen. Doch wie gewinne ich Vertrauen in mich selbst? Die Ergotherapeutin Ruth Joss setzt auf Gefühlsarbeit: «Stell dir vor, wie es sich anfühlt, wenn du die Arbeit erledigt hast. Verinnerliche dieses Gefühl der Erleichterung, der Freude oder des Stolzes und verwende die Energie, die daraus entsteht, um die Arbeit in Angriff zu nehmen».
- Handeln: Wer eine Blockade erkennt und benennt ist dem Ziel einen Schritt näher. Schaust du jetzt aber den ganzen Pendenzenberg vor dir an, kriegst du gleich wieder die Krise. Die Ergotherapie setzt deshalb auf die Salamitaktik. Das heisst: Definiere kleine, klare Schritte und erledige diese. Jedes erreichte Teilziel ist ein Erfolg, auf den du stolz sein darfst: Du hast den inneren Schweinehund überwunden. Das gibt Bestätigung und Kraft, weiterzumachen. Auch bei körperlichen Blockaden lohnt es sich, in Bewegung zu kommen. Das fördert die Durchblutung und löst Verspannungen.
- Hilfe holen: Manchmal klappt das Anpacken nicht alleine. «Dann braucht es Unterstützung», so Ruth Joss. «Eine Person, mit der man Arbeitsschritte definiert, terminiert und die bei der Durchführung vielleicht gar im Raum ist». Das könne ein Freund, die Schwester oder ein Kollege sein.
Manche Betroffene stecken aber schon zu tief fest. Sie lenken sich durch Verdrängen, Ersatzhandlung, Suchtmittel oder exzessivem Sport vom Problem ab, erstarren oder fühlen sich komplett gelähmt. Irgendwann können sie den Alltag nicht mehr bewältigen. Ruth Joss, Thomas Brandenberger und Annelie Klaus kennen extreme Beispiele: Menschen, die ihre Post nicht aufmachen oder die Rechnungen nicht bezahlen, bis sie sich hoch verschulden. Menschen, die wichtige Arbeit vertagen bis sie sich nicht mehr ins Büro wagen. Menschen, die nach einer Halswirbelblockade Angst haben, sich zu bewegen, weil sie denken, sie würden sich das Genick brechen. Diese Menschen bleiben in der Blockade stecken. Wenn es soweit kommt, hilft nur noch der Gang zu den Spezialisten, die als nicht involvierte Personen Impulse setzen, anleiten und begleiten.
Wie bei vielen Themen beugt das Bewusstsein der Thematik einem extremen Verlauf vor. Das Wissen hilft, Blockaden bei sich selbst und anderen zu erkennen, sich aus der hilflosen Starre zu lösen und wieder zu handeln.
Weiterführende Informationen:
Publikationen der Ergopraxis
SUVA
Cambridge Analytica: Der Skandal einfach erklärt
Video: watson
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Relativ anspruchsvoller Job, den man aber nur durch Beziehungen und als Quereinsteiger erhielt. Im Lehrberuf nach der Lehre nie gearbeitet. Sich zwar schon weitergebildet, aber mehr an persönlichen Interessen orientiert (z.B. Matur nachholen etc).
Weniger Lohn würde man bei einem Wechsel ja in Kauf nehmen. Aber Sozialamt will man doch vermeiden oder absolut prekäre Scheinselbstständig-Jobs.
Am liebsten würde ich eine komplett neue Lehre machen. Mit 40 aber auch nicht so einfach ...