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Du willst nur das Beste? Voilà:
Kürzlich sinnierte ich mit ein paar Freunden aus Kindertagen über die Vergangenheit. Übers «Räuber und Poli»-Spielen im Wald. Über das Nachschlagen von Wissenswertem im Lexikon. Über den Migros-Wagen. Süsse Nostalgie machte sich breit für eine Zeit, die an sich noch gar nicht so weit entfernt liegt; ausser man fragt meine Makeup-Beraterin, die mir unlängst in süsslichem Singsang ins Ohr flötete, es sei nun langsam Zeit, dass wir über eine Anti-Falten-Pflege nachzudenken begännen. Und mit «wir» meinte sie mich, denn sie ist circa 12 Jahre alt und hauttechnisch eine Mischung einem Pfirsich und einem Engel.
Aber item.
Die eigene Jugendzeit darf man durch eine romantische Brille sehen, finde ich. Das fanden auch meine Freunde und wir waren uns einig, dass das, was für uns die «gute alte Zeit» ist, schön war.
Im Nachgang zu dieser Diskussion begann ich mir zu überlegen, ob ich diese Zeit auch damals schon so toll fand und die Antwort war ein deutliches Nein. Das lag vielleicht daran, dass ich während eines Grossteils davon eine Teenagerin war, für welche die Welt ja per definitionem ein bisschen düsterer und verwirrender sein soll, als sie es eigentlich ist.
Vor einem Monat wurde mir die grosse Ehre zuteil, an meinem ehemaligen Gymi, der Kanti Schaffhausen, die Maturarede zu halten. Während der Vorbereitung wusste ich: 2000 Augen würden auf mich gerichtet sein, 260 davon würden Maturandinnen und Maturanden gehören – und natürlich sah ich mich zurückversetzt an den Moment, als ich dort in der St.Johann-Kirche sass, anno 1912. Ich redete also mit meinem 20-jährigen Ich und versuchte, ihm auf unterhaltsame Weise das eine oder andere mit auf den Weg zu geben (wer die ganze Rede lesen will, findet sie hier).
1. Lerne alles, was du kannst, sei es schulisch oder nicht, und bleibe dabei wachsam und kritisch.
2. Lass dir von niemandem sagen, wie einfach oder schwierig das Leben sei – finde das selbst heraus.
3. Reise, wann immer du kannst, auch ohne grosses Budget, denn Bildung geht nicht nur ums Gehirn, sondern um dich als Ganzes, als Mensch, und je mehr von der Welt du gesehen und verstanden hast, desto facettenreicher werden deine Meinung, dein Charakter und letztlich auch dein Herz.
Das waren die drei Tipps am Ende meiner Rede. Ich möchte nun hier noch weitere Dinge aufschreiben, die ich meinem jüngeren Ich – basierend auf meiner eigenen Geschichte – raten würde.
4. Vergleiche dich nicht allzu sehr mit anderen, sondern folge primär deinen eigenen, inneren Maximen, die angepasst sind an das, was du kannst und was nicht, was deine Talente sind und was nicht, was deine Geschichte ist und was nicht – und verfalle dabei aber nicht in den Glauben, dass das bedeutet, dass du dich nicht mehr steigern oder wachsen musst.
5. Auf die Schnauze fliegen ist okay, auch wenn's weh tut. Tu' auch mal richtig blöd, mach' Fehler, empfinde tiefe Reue. Das Kind, das Dreck gegessen hat, hat die besten Abwehrkräfte.
6. Sei neugierig und zwar so, dass es manchmal auch unangenehm werden kann oder weh tut. Stelle deine eigene Komfortzone in Frage und versuche, sie immer mal wieder zu verlassen, sei es auf Reisen, mit Essen, mit Begegnungen oder gar mit Beziehungen.
7. Steh auch mal still. Sieh dich um. Verpass nicht die Schönheit einzelner Momente, weil schon wieder die nächsten in Planung sind.
8. Versuche, so wenig wie möglich mit Schubladen zu arbeiten. Vermeiden lassen sie sich nicht, unser Gehirn wäre sonst mit den Einzelablagen kapazitätstechnisch überfordert – sei aber bereit, Menschen, die du (z.T. relativ zügig) in eine bestimmte Schublade gesteckt hast, auch wieder rauszunehmen, selbst wenn das bedeutet, dass dein Stolz einen Kratzer davonträgt.
9. Nimm's nicht so persönlich. Nimm's nicht so persönlich. Nimm's nicht so persönlich.
10. Intellektuelle Fähigkeiten haben nichts mit Weisheit zu tun.
Wenn ich ganz ehrlich bin, fühlt sich mein 34-jähriges Ich vom einen oder anderen dieser Tipps noch immer ertappt. Mit einigen habe ich soweit abgeschlossen, mit andern hadere ich heute noch.
Vielleicht war das ja mein 48-jähriges Selbst, das mir für einen Moment den Ellenbogen in die Rippen gedrückt und gesagt hat: «Remember?» Ich glaube, es tut uns gut, ab und an mal zurück zu schauen und unser Verhalten (damals und heute) kritisch zu hinterfragen, sonst geben wir uns nämlich mit 100 noch dieselben Tipps wie mit 20.
Und was würdet Ihr Euch raten? Damals und heute?
- Was Du von Anderen siehst, ist immer Fassade. Mit einer Fassade kann das eigene Leben nicht konkurrieren. Lass Dich nicht täuschen, vergleiche nicht.
- Entwickle einen Plan, wo Du im Leben hin willst. Du kannst diesen immer ändern, aber ohne Plan kommst Du nirgends hin. Das Leben beschleunigt. Hatte man gerade noch alle vor sich, hat man bald alles verschlafen.
- Profitiere von der Lebenserfahrung der Alten