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Du willst nur das Beste? Voilà:
Einst sagte mir eine Ärztin, nachdem ich aufgrund seltsamer Symptome unterschiedlichste Tests durchlaufen hatte, die alle negativ waren: «Manchmal wissen wir nicht, was es ist – wir können nur wissen, was es nicht ist.»
Ich glaube, der Mensch verbaut sich viel Glück damit, dass er das Gefühl hat, alles müsse beantwortet werden. Alles müsse geklärt sein.
In der Tat, es ist ein gutes Gefühl, wenn man etwas definitiv benennen, mal wieder ein Päckli mit abgeschlossenen Lebensabschnitten, Verletzungen, Belastungen verschnüren und in die Ecke stellen kann. Über etwas wegzukommen tut gut, es ist ein guter Moment, wenn man merkt: Das tut nicht mehr weh. Meist geht es dabei um wichtige Beziehungen, sei es in der Liebe oder sonst im Leben.
Man darf aber nicht vergessen: Beziehungen prägen einen. Für immer. Auch wenn sie einen nur ganz leicht anstupsen, verändern sie dennoch die Richtung, in die man sich bewegt. Das sollen sie auch – eine Beziehung, die einen nicht ein bisschen verändert, hat einen nicht im Kern berührt.
So begleitet einen denn jede intensive Begegnung, jede Liebe und jede wichtige Freundschaft, die irgendwann ein Ende fand, weiter durchs Leben. Wir sind – nebst unseres Charakters – die Summe der Spuren von Entscheidungen, die wir getroffen haben, und von Verbindungen, die wir eingegangen sind und die wir wieder beendet/verloren haben.
Es ist wie bei der Aussage der Ärztin am Anfang: Wenn wir durch all diese Erfahrungen nicht gelernt haben, was wir wollen, so haben wir doch bestimmt etwas darüber erfahren, was wir nicht wollen.
Und je älter wir werden, desto eher merken wir, dass gewisse Fragen ungeklärt bleiben. Klar, die Beziehung ist vorbei, die Freundschaft hat sich aufgelöst, man hat sich aus den Augen verloren und eigentlich ist das auch okay. Aber dann erinnert man sich zurück und die bitteren Gefühle schleichen sich wieder in die Herzregion und man denkt: Was hielt mich bei diesem Menschen? Oder: Warum habe ich nichts gesagt? Oder: Warum mochte ich mich nicht (mehr), wenn ich mit diesem Menschen war? Oder: Warum haben wir's nicht noch einmal versucht? Oder: Warum ist mir das alles noch nicht egal, ich bin doch nun an einem komplett anderen Ort, bin geliebt und glücklich?
Rainer Maria Rilke schrieb in einem seiner Briefe an einen jungen Dichter (Auszug):
«Und ich möchte dich,
so gut ich kann bitten,
Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in deinem Herzen,
und zu verstehen.
Die Fragen selbst liebzuhaben.»
Älter zu werden bedeutet nicht, alles lösen zu müssen. Im Gegenteil: Es bedeutet, sich mit dem Ungelösten zu versöhnen, nicht krampfhaft nach Antworten zu suchen, sondern «die Fragen selbst lieb zu haben». Nicht mit Gleichgültigkeit, sondern mit Akzeptanz und Wohlwollen. Akzeptieren, dass da immer offene Fragen (und vielleicht sogar Wunden) bleiben werden und dass jede innige, tiefe Beziehung zu einem anderen Menschen – auch wenn sie bereits vergangen ist und vielleicht unschön und schmerzhaft endete – uns begleitet und Teil von uns ist, auch wenn nicht alles darin komplett gelöst werden konnte.
So, wie «der Weg das Ziel» ist, ist wohl deshalb auch ab und zu – gerade wenns ums Herz geht – die Frage selbst die Antwort.
Oder wie Rilke am Ende seines Gedichts schreibt:
«Vielleicht lebst du dann allmählich
ohne es zu merken
eines fernen Tages in die Antwort hinein.»
Beziehungen prägen.
Bei den einen wär ich froh, vergessen zu können, bei den anderen, erinnern zu können.
Allem zum trotz ist und bleibt das jetzt und nur das jetzt eben jetzt. Auch wenn ich noch so gerne schon übermorgen oder noch vorgestern wär.
Mein Ziel, in Beziehungen achtsam zu sein, dass niemand wünschte, mich nie getroffen zu haben.
Sollte man nicht entspannter werden , wie älter man wird.? Bin nach wie vor an vielem interessiert, brauch aber lang nicht mehr auf alles eine Antwort. Und wie sagte Einstein so schön:
Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Hab ich mir das jetzt selbst beantwortet ? ;)