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Das Facebook-Ich

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Das Facebook-Ich

Warum man auf Facebook genau so sein darf, wie man will.
08.07.2014, 13:5808.07.2014, 14:06
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Vor Kurzem schwirrte mal wieder so ein Emo-Video durch Facebook. Gezeigt wurde ein junger Mann, der sein Leben mit dem verglich, was er für das Leben seiner Facebook-Freunde hielt – also Dauerparty, Non-Stop-Ferien, perfekte Beziehungen, schöne Menschen etc. Der Film führte weiter aus, dass der junge Herr sich auf Facebook dann genauso darzustellen begann, so tat, als sei er mega happy, habe 29'648 Freunde, schleppe Girls ab etc. 

Die Message war dann – Surprise! –, dass wir imfall uu mega nicht so sind, wie wir uns auf Facebook darstellen, dass es uns imfall auch mal uu mega schlecht geht und dass wir am Morgen auch nicht riechen wie ein Einhornregenbogenbaby.

Heureka!

You don't say?! Heureka!

Ich weiss ja nicht, wie's euch geht, aber ich bin auch im realen Leben nicht immer so, wie ich mich gebe. Wenn's mir hundsdreckig geht, dann trage ich kein T-Shirt mit «Give me Prozac»-Aufschrift. Und ich erzähle den Leuten auch nur ausgewählte Dinge – nämlich dem Gegenüber angepasste. Das wird, je enger die Beziehung, umso intimer und darf auch mal Peinliches, Trauriges, Schlechtes enthalten.

Und genau hier liegt doch der Punkt, warum wir auf Facebook nicht unbedingt «Habe seit gestern üblen Durchfall lol» als Status posten  –obwohl es sehr wohl Leute gibt, die so was tun und wenn sie das möchten, dann sollen sie das: Kids be free! Das Publikum auf Facebook kann nicht gewählt werden (ausser, man wählt tatsächlich für jeden einzelnen Status eine Gruppe, was mir persönlich zu anstrengend wäre). Und: Man will nicht mit jedem seiner Facebook-Freunde eine innige Beziehung eingehen, in der man sich wohl genug fühlt, Negatives zu teilen.

«Nicht gleich alles sagen» ist nicht dasselbe wie Lügen.

Immer wieder lese ich, wie Menschen sagen, andere würden sich auf Facebook darstellen, wie sie nicht sind. Erstens ist «Nicht gleich alles sagen» in keinster Art dasselbe wie Lügen. Zweitens möchte ich genau von denjenigen, die mehr Authentizität verlangen, ab sofort jedes Versagen, jede Zurückweisung und jeden Stuhlgang feinsäuberlich dokumentiert sehen. Und drittens möchte ich genau von ebendiesen Menschen die Reaktionen sehen, wenn man ihnen tatsächlich jede Gemütsregung mitteilte – ich kann mir kaum vorstellen, dass darauf dann Applaus folgen würde.

Facebook ist Selbstdarstellung? Ja, logo!

Facebook ist Selbstdarstellung? Ja, logo! Man soll das, was man an sich mag, doch auch mal zeigen dürfen, nicht? Man soll schöne Momente teilen und Erfolge gemeinsam feiern dürfen, ohne dass man grad als grössenwahnsinniges Arschloch hingestellt wird. 

Wenn man das will. Wenn nicht, dann nicht. Ganz einfach.

Wo ich dem Video allerdings Recht geben muss, ist, dass wir mehr aufeinander achten sollten. Generell. Und vielleicht fängt das genau in dem Moment an, wo wir andere einfach mal das machen lassen, was für sie in Ordnung ist. On- und Offline.

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Yonni Meyer
Sie gilt als Schweizer Facebook-Phänomen: Yonni Meyer schreibt als Pony M. über ihre Alltagsbeobachtungen - direkt und scharfzüngig. Tausende Fans lesen mittlerweile jeden ihrer Beiträge. Bei watson schreibt die Reiterin ohne Pony - aber nicht weniger unverblümt.

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Eine Anleitung für Kochfaule und alle, die es werden wollen
Winter ist für mich einfach keine Salatzeit. Deshalb laufen meine Herdplatten auf Hochtouren. Wobei, inzwischen ist es meist nur noch eine – und zwar dank Essen aus einem Topf mal vier oder sechs. Oder zu Neudeutsch: Dank Meal-Prep-tauglichen One Pot Meals.

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