Wenn 400 Journalisten aus halb Europa wegen eines neuen Smartphones in die Schweiz pilgern, liegt etwas in der Luft. Der bei uns noch kaum bekannte chinesische Smartphone-Gigant Oppo hat am Mittwoch in Zürich das erste 5G-Handy der Schweiz und Europas enthüllt. Das Oppo Reno 5G.
Dass die Präsentation für einmal bei uns und nicht in London, Paris oder Berlin über die Bühne ging, hat einen simplen Grund: Die Schweiz hat das erste kommerzielle 5G-Netz Europas, Zürich ist also für Oppo die ideale Bühne, um der Welt die Fähigkeiten ihres ersten 5G-Smartphones zu demonstrieren. Zudem haben Samsung, Apple, Nokia und Co. schlicht noch keine 5G-fähigen Smartphones. Swisscom lanciert ihr 5G-Netz darum mit dem Reno 5G und wird so zum Türöffner für Oppo in der Schweiz.
Die Marke Oppo ist bereits in über 40 Märkten präsent und soll weltweit über 250 Millionen Nutzer haben. Die Chinesen wollen wie zuvor Huawei Europa erobern und den bisherigen Marktführern Samsung und Apple Kunden abjagen. Oppo bestätigte zudem das Gerücht, dass man in Zürich eine Niederlassung eröffnen werde, um in der Schweiz rasch Fuss zu fassen.
Wir hatten am Launch-Event Gelegenheit, das Reno 5G und das kleinere und günstigere Reno-Modell auszuprobieren. Das sind die ersten Eindrücke.
Das Topmodell der neuen Reno-Serie hat ein 6,6 Zoll grosses OLED-Display. Sein kleiner Bruder, das normale Reno, kommt noch immer auf 6,4 Zoll, ist aber spürbar leichter und handlicher. Oppo spricht stolz von einem «Panorama-Bildschirm», da man keine für das Auge allenfalls störende Elemente wie dicke Rahmen, Auskerbung für die Kamera (Notch) etc. zu sehen bekommt.
Das China-Handy punktet mit einem grossen Akku (4065 mAh) mit Schnellladefunktion, einer 48-Megapixel-Kamera (10-facher Hybridzoom, 20-facher Digitalzoom und Nachtbildmodus) sowie dem aktuell schnellsten Mobile-Prozessor für Android-Smartphones (Qualcomm Snapdragon 855).
Abgespeckt soll hier keineswegs despektierlich klingen, zumal man beim günstigeren Reno weiterhin die 48-Megapixel-Kamera mit immerhin 2-fachem optischem und 10-fachem Digitalzoom erhält (mehr bieten auch Apple und Samsung in ihren weit teureren Flaggschiffmodellen nicht).
Die Rückseite zeigt je nach Lichtsituation dunkelgrüne Lichtreflexionen, was das Foto leider nicht akkurat wiedergeben kann.
Brand new Oppo Reno 10x zoom and it's new hidden camera. #oppo #opporeno #opporeno10xzoom #beyondtheobvious #tech #technology #newtechnology pic.twitter.com/kVapxLPrVc
— Tech Talk (Ricky) (@TechTalkUK1) 25. April 2019
Um die Pop-up-Kamera zu schützen, hat Oppo einen Fallschutzmechanismus eingebaut: Erkennt das Handy, dass es sich im freien Fall befindet, fährt es die Kamera ein, um Defekte zu vermeiden. Der Hersteller behauptet, die Front-Kamera sei darauf ausgelegt, 200'000 Mal aktiviert zu werden. Ob sich das Prinzip im Alltag bewährt, lässt sich ohne Erfahrungswerte natürlich nicht sagen.
Das Reno 5G kommt mit einer speziellen Periskop-Linse für den neuen Zehnfach-Zoom. Konkret handelt es sich um einen Hybrid-Zoom, der zwar nicht völlig verlustfrei arbeitet, aber massiv bessere Aufnahmen als ein reiner Digital-Zoom erlaubt. Der zusätzliche optische Zoom liefert eine fünffache Vergrösserung ohne Qualitätsverlust. Das haben wir bislang nur in Huaweis P30 Pro gesehen.
Been playing around with the #OPPOReno 10x Zoom today in Zurich!
— Safwan AhmedMia (@SuperSaf) 24. April 2019
Ultrawide, Primary, 6x Optical Zoom, 10x Hybrid Zoom.#FurtherYourVision @oppo #ad pic.twitter.com/Eg52B0N7kH
Der zweite Sensor ermöglicht Ultraweitwinkel-Aufnahmen mit einem Sichtfeld von 120 Grad. Haupt- und Zoomkamera haben einen optischen Bildstabilisator. Oppo wirbt zudem mit einem neuen Nachtmodus, den wir noch nicht ausprobiert haben. Technisch dürfte die Dreifach-Kamera im Oppo 5G in einer ähnlichen Liga wie sein Pendant im Huawei P30 (Pro) spielen.
Der In-Display-Fingerabdrucksensor funktionierte bei unserem ersten Test massiv besser als bei Huawei, Samsung oder Nokia. Der Sensor hat kein einziges Mal versagt. Andere Journalisten, die das Smartphone etwas ausführlicher testen konnten, bestätigen diesen ersten Eindruck. Alternativ kann das Handy auch per Gesichtserkennung entsperrt werden, was wir allerdings noch nicht getestet haben.
Das kleinere Reno geht in Europa ab dem 10. Mai für 500 Euro in den Verkauf. Das Reno mit 10-fach-Zoom, aber ohne 5G, folgt im Juni und wird 800 Euro kosten. Über Importhändler wird man diese günstigeren Versionen ohne 5G wohl auch bei uns bekommen.
Auf dem Papier kann Oppo mühelos mit den bei uns bekannten Smartphone-Marken mithalten. Aber ob die Kunden bereit sein werden, für ein Handy einer bei uns nahezu unbekannten Marke 999 Franken auf den Tisch zu legen, wird sich weisen. Kurz gesagt bekommt man bei Oppo ungefähr das Gleiche wie bei Apple, Samsung und Huawei, aber eben mit 5G.
Product Porn schön und gut... aber ich will Zahlen und Werte...
Könnt ihr sollte Infos am Anfang des Artikels jeweils einfügen:
"Oppo hat Googles Original-Android stark modifiziert. Fraglich ist daher, ob bzw. wie oft das Gerät System-Updates erhalten wird."
Dann hätte ich mir das lesen des Artikels gespart.